Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
hatte sein Team zum Spiel der Spiele geführt – das von denselben Montagmorgen-Quarterbacks bereits als »Souper Bowl« tituliert wurde.
    Aber jetzt stimmte etwas nicht. Er konnte es in seiner Brust spüren, in seinen Fingern und Zehen – ein heftiges, schmerzliches Pumpen. Tommy versuchte, sich zu orientieren, versuchte, sich von dem leuchtenden weißen Rechteck über ihm wegzudrehen, aber sein Kopf war fixiert – etwas drückte auf seine Stirn und verhinderte, dass er den Kopf nach links oder rechts bewegte. Instinktiv wollte Tommy danach greifen, erkannte aber sofort, dass seine Handgelenke ebenfalls festgezurrt waren. Und auch wenn er seine Brust, die Oberschenkel oder Knöchel nicht sehen konnte, nahm er an diesen Stellen plötzlich ebenfalls einen Druck wahr.
    »Pop, bist du da?«, rief Tommy wieder. »Bin ich auf der Veranda gestürzt? Haben sie mich in einen Streckverband gepackt oder was?« Seine Stimme war jetzt klar, wenn auch zittrig, und seine Sinne rasiermesserscharf, und plötzlich erwachte die Leinwand über ihm zum Leben.
    Es war das Bild einer Statue – schmutzig weißer Marmor vor schwarzem Hintergrund, sodass die Figur zu stehen schien, in der Dunkelheit dicht vor seinem Gesicht zu schweben schien . Die Statue zeigte einen nackten Mann – einen griechischen Gott oder so etwas, dachte Tommy –, aber er wusste es nicht genau, konnte sich nicht erinnern, die Figur jemals gesehen zu haben. Gleichzeitig hatte er jedoch das Gefühl, sie irgendwoher zu kennen. Es war nicht die Pose selbst, die ihm vertraut vorkam, die unbeholfene Art, wie der Gott mit der wie zu einem Trinkspruch erhobenen Schale in der rechten Hand dastand. Und es war gewiss nicht das Lockenhaar – oder waren es Trauben? – um das Gesicht herum, die eine Erinnerung in Tommys fiebrigem Gehirn auslösten. Nein, es war etwas an dem Gesicht selbst, an dem Körper  …
    Während er sich damit abmühte, sich zu erinnern, zu verstehen, begann die Statue zu rotieren, als stünde sie auf einem Plattenspieler. Tommy sah, dass sich hinter ihr eine zweite Figur befand – ein Kind vielleicht  – die dem Gott bis zur Taille reichte. Das Kind – Ist es ein Kind? Was ist los mit seinen Füßen? Seinen Beinen?  – lächelte schelmisch und hatte die Hand voll Weintrauben. Es schien sich hinter dem Gott zu verstecken, ihn beinahe zu stützen.
    Genau!, dachte Tommy. Der Kerl mit der Schale sieht aus wie ein torkelnder Betrunkener, als hätte er Mühe, aufrecht zu stehen!
    Seltsamerweise tauchten inmitten aller Verwirrung und allem Herzrasen Erinnerungsbruchstücke an Partys am Boston College auf, an Nächte in Las Vegas mit seinen Mannschaftskameraden, an den Abend, an dem er Vicky bei dieser Schickimickiparty in Manhattan kennengelernt hatte …
    Pop hat sie von Anfang an nicht gemocht. Scheißmodels. Er hatte recht. Ich muss nicht bei Verstand gewesen sein, als ich ihr den Antrag …
    »So ist es gut«, sagte die Stimme wieder. »Schüttle ab deinen Schlaf, o Sohn des Jupiters.«
    Tommy versuchte vergeblich, den Kopf zu drehen, die Dunkelheit aus den Augenwinkeln zu erforschen, aber er sah nichts außer dem merkwürdigen Bild vor seinen Augen. Es zeigte nun eine Nahaufnahme vom Kopf der Statue. Ja, das mussten Trauben sein und Blätter, die das Gesicht des Gottes einrahmten – ein Gesicht mit verdrehten Augen, ein mit halb offenem Mund schlaff nach vorn hängendes Gesicht.
    »Wer sind Sie?«, rief Tommy. »Was tue ich hier?« Er geriet in Panik, arbeitete gegen die Riemen, während sich das Bild vor seinen Augen erneut bewegte. Tommy sah es in einem langsamen Schwenk abwärts über die Brust der Statue fahren, über den leicht geblähten Bauch und schließlich zu der haarlosen Leiste, dorthin, wo der Penis sein müsste.
    Ja, dem Gott vor ihm fehlte das Glied – er hatte nur ein Paar geschwollener Hoden zwischen den Beinen.
    »Was zum Teufel ist da los?«, schrie Tommy.
    Er schwitzte inzwischen heftig; sein Herz hämmerte laut in den Ohren, und die Riemen schnitten in seine Handgelenke wie Schnüre an einem Osterschinken. Dann flackerte das Bild plötzlich, und Tommy Campbell sah sich selbst, sah sein eigenes Gesicht auf der Leinwand vor sich, so wie er jetzt war, wie er auf einem Tisch lag, den Kopf festgezurrt. Nur dass Tommy den Riemen nicht sah. Nein, um seinen Kopf rankten sich Weintrauben und Blätter wie bei dem Gesicht des namenlosen Gottes, der ihm gerade vorgestellt worden war.
    »Was zum Teufel ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher