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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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feste Professorenstelle hatte. Und vor allem war es Janet gewesen, die sich um Cathy gekümmert hatte, als deren eigene Mutter vor fünfeinhalb Jahren gestorben war.
    »Was würde ich nur ohne dich anfangen«, flüsterte Cathy in Richtung der Kartons in der Ecke.
    Dann ging sie rasch unter die Dusche.
2
    C athy gefiel nicht, was sie an diesem Morgen im Badezimmerspiegel sah, als sie ihr nasses, tintenschwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz band. Ihre Haut sah teigig aus, die normalerweise leuchtenden braunen Augen waren geschwollen, und die halb asiatisch, halb europäisch anmutenden Lachfältchen in den Augenwinkeln wirkten tiefer und ausgeprägter. Der Wein? Oder werde ich einfach nur alt? Sie konnte sich nicht an den Traum über ihre dritte Grundschulklasse erinnern, hatte aber nichtsdestoweniger das bohrende Gefühl, sie sei ausgelacht worden. Dann dachte sie an Steve und den doofen Witz, den er bei ihrem ersten Rendezvous gemacht hatte. Ach so, du bist eine halbe Koreanerin. Und ich dachte, ich schläfere dich ein!
    Damals hätte ich mir sofort die Rechnung bringen lassen sollen. Vielen Dank auch, Janet.
    Cathy fuhr zusammen, als die Türglocke läutete, und griff automatisch nach ihrem Handy neben dem Waschbecken.
    »Döskopp«, murmelte sie, setzte ihre schwarz gerahmte Brille auf, schlüpfte in ihre Trainingshose und ein zwei Nummern zu großes Harvard-T-Shirt und ging zur Eingangstür.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, rief sie durch das Guckloch.
    Der Mann vor ihrer Tür sah aus, als wäre er einem J.Crew-Katalog entstiegen – die Kakis, die Windjacke, der leichte Pullover darunter. Eine hübsche Abwechslung zu all den Künstlertypen auf der Eastside, dachte Janet. Er schien in den Dreißigern zu sein, gut aussehend, mit kurz geschnittenem braunem Haar und einem eckigen Kinn. Cathy begriff, dass der Mann absichtlich von der Tür zurückgetreten war, damit sie einen guten Blick auf ihn hatte. Und genau in dem Moment, in dem er in seine Jacke langte, wurde ihr klar, dass dieser Markham oder Peckham oder wie er hieß vom FBI beschlossen hatte, unangemeldet vorbeizuschauen.
    »Ich bin Special Agent Sam Markham«, sagte er und hielt seinen Ausweis an das Guckloch.
    Also doch Markham, dachte Cathy. Noch bist du nicht pensionsreif, Janet, altes Mädchen.
    »Ich bin von der Einheit für Verhaltensanalyse des FBI . Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Dr. Hildebrant.«
    Verhaltensanalyse. Die Sache ist ernst.
    Cathy hatte Das Schweigen der Lämmer sechsmal gesehen, und sie hatte genügend Polizeiserien im Fernsehen geschaut, um zu wissen, dass sich die Einheit für Verhaltensanalyse mit Morden befasste – vor allem mit Serienmorden .
    Sie öffnete die Tür.
    »Tut mir leid. Janet sagte, Sie würden anrufen.«
    »Dr. Polk hat mir Ihre Telefonnummer gegeben. Aber wir hatten Ihre Adresse bereits ausfindig gemacht, ehe wir darauf zurückgreifen mussten. Das FBI handhabt solche Dinge gern persönlich.«
    Der Agent lächelte dünn.
    »Ich verstehe«, sagte Cathy verlegen. »Bitte kommen Sie herein.«
    Nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, blieb Cathy einen Moment unbeholfen in der engen Diele stehen. Sie erkannte Markhams Eau de Toilette – Nautica Voyage. Sie hatte ihrem Mann im letzten Herbst eine Flasche davon gekauft, nachdem sie es an einem ihrer Studenten gerochen hatte, und Steve mehr oder weniger angefleht, es zu benutzen, aber der egoistische Mistkerl hatte noch nicht mal die Plastikhülle von dem Karton abgemacht.
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte Cathy. »Ich bin immer noch beim Auspacken und habe noch kaum Möbel. Was halten Sie davon, wenn wir in die Küche gehen – es sei denn, es stört Sie nicht, auf Schachteln im Wohnzimmer zu sitzen.«
    »Die Küche ist schon in Ordnung.«
    Cathy führte ihn über den schmalen Flur zur Rückseite des Hauses, und Special Agent Markham nahm am Tisch Platz.
    »Ich war gestern noch länger wach und habe Arbeiten korrigiert. Der Kaffee ist noch nicht fertig, aber es dauert nur ein paar Minuten.«
    »Nein danke, Dr. Hildebrant. Ich trinke keinen Kaffee.«
    »Einen Orangensaft dann? Oder Wasser?«
    »Nein, Ma’am. Ich denke, wir werden nicht sehr lange hier sein.« Cathy machte einen leichten Neuenglandakzent in seiner Stimme aus, eine entwaffnende aber entspannte Förmlichkeit, die sie sympathisch fand.
    »Also gut«, sagte Cathy und setzte sich ihm gegenüber. »Was kann ich für Sie tun, Agent Markham?«
    »Ich nehme an, Dr. Polk hat
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