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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Autoren: Neal Shusterman
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Was war los? Wollte sich Ihre Frau lieber von einer Frau küssen lassen?«
    Großmaul grinst, und Lady-Lips schweigt.
    »Okay, genug Lippenbekenntnisse«, fährt Starkey fort. »Haben Sie keinen Hunger? Also, ich könnte jetzt einen kleinen Mitternachtssnack vertragen. Wie wär’s mit einem Burger?«
    Keine Antwort. Nicht, dass er eine erwartet hätte. Aber man muss immer austesten, wie man die Gesetzeshüter auf die Palme bringen kann. Wenn sie ausflippen, hat man gewonnen. Wie war das noch mal mit dem Flüchtling aus Akron? Was hat der immer gesagt? Genau: »Hübsche Socken.« Einfach und elegant, aber vermeintliche Autoritätspersonen hat er damit noch immer aus dem Konzept gebracht.
    Der Flüchtling aus Akron – das war vielleicht ein Wandler! Klar, er ist vor einem knappen Jahr beim Aufstand im Happy Jack Ernte-Camp umgekommen, aber seine Legende lebt fort. Starkey wäre auch gern berühmt-berüchtigt wie Connor Lassiter. Er stellt sich vor, wie Connor Lassiters Geist neben ihm sitzt und alles gut findet, was er denkt und tut, ja, dass er Starkey sogar die Hand führt, als der sich mit den Handschellen zu seinem linken Schuh hinunterbeugt, gerade weit genug, um das Messer herauszuziehen. Das Messer, das er sich für besondere Gelegenheiten wie diese beschafft hat.
    »Wenn ich es mir recht überlege, ist ein Burger jetzt echt eine gute Idee«, sagt Lady-Lips.
    »Super«, sagt Starkey. »Da vorne auf der linken Seite kriegen wir einen. Bestellen Sie mir einen doppelten mit Pommes spezial, das passt doch gut zu mir, oder? Ich bin nämlich auch ein ganz spezieller Fall.«
    Er kann es kaum fassen, dass sie tatsächlich zu dem Drive-in-Restaurant abbiegen. Starkey fühlt sich wie ein Meister der Manipulation, obwohl er die beiden gar nicht besonders meisterhaft manipuliert hat. Trotzdem, er hat die JuPos fest im Griff. Glaubt er zumindest, bis die beiden etwas für sich bestellen, aber nichts für ihn.
    »He! Was soll das?« Er poltert mit der Schulter gegen die Glasscheibe, die ihre Welt von seiner trennt.
    »Du kriegst im Ernte-Camp was zu essen«, sagt Lady-Lips.
    Erst jetzt wird Starkey klar, dass ihn die kugelsichere Scheibe nicht nur von den Polizisten trennt, sondern von der gesamten Außenwelt. Nie wieder wird er sein Lieblingsessen bekommen. Plötzlich hat er das Gefühl, ihm kommt alles hoch, was er in seinem Leben je gegessen hat, seit dem sechsten Tag nach der Empfängnis.
    Das Mädchen, das an der Kasse des Drive-in die Nachtschicht schiebt, kennt Starkey aus seiner letzten Schule. Bei ihrem Anblick durchströmt ihn eine Flut unterschiedlichster Gefühle. Er könnte tiefer in den Sitz rutschen und hoffen, dass sie ihn nicht sieht, aber das wäre einfach nur jämmerlich. Nein, er ist kein Jammerlappen. Wenn er schon untergehen muss, dann im lodernden Flammenmeer, für jedermann sichtbar.
    »Hey, Amanda, gehst du mit mir zum Abschlussball?« Er ruft es so laut, dass er durch die dicke Glasscheibe zu hören ist.
    Amanda späht mit zusammengekniffenen Augen in seine Richtung. Sobald sie ihn erkennt, rümpft sie die Nase, als hätte sie einen ranzigen Geruch vom Grill abbekommen.
    »Nicht in diesem Leben, Starkey.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens bist du erst in der Zehnten und zweitens bist du ein Loser und sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos. Und überhaupt, was will einer wie du denn auf einem Abschlussball?«
    Ist sie wirklich dermaßen unterbelichtet? »Äh, wie du siehst, habe ich meinen Abschluss mit der Welt schon gemacht.«
    »Halt die Klappe«, raunzt ihn Großmaul an, »oder ich lass dich gleich hier zu Burgern umwandeln.«
    Endlich fällt bei Amanda der Groschen. Plötzlich wirkt sie sehr verlegen. »Oh. Oh, tut mir leid, Starkey. Tut mir wirklich leid …«
    Mitleid kann Mason Starkey gar nicht vertragen. »Was tut dir denn leid? Du und deine Freunde, ihr hättet euch doch keine Sekunde mit mir abgegeben. Und jetzt tue ich dir leid? Schieb dir das in den Arsch.«
    »Tut mir leid. Ich meine – tut mir leid, dass es mir leidtut – ich meine …«
    Sie seufzt verzweifelt und gibt Lady-Lips seine Burger-Tüte. »Brauchen Sie Ketchup?«
    »Nein, passt schon.«
    »He, Amanda!«, ruft Starkey, während sie losfahren. »Wenn du wirklich was für mich tun willst, dann erzähl allen, dass ich bis zum Schluss gekämpft habe, okay? Erzähl ihnen, dass ich gekämpft habe wie der Flüchtling aus Akron.«
    »Mach ich, Starkey«, sagt sie, »das verspreche ich dir.«
    Aber bis zum nächsten Morgen hat
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