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voll im Einsatz

voll im Einsatz

Titel: voll im Einsatz
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Tagebuch (was übrigens jetzt ein sicheres Schloss dran hat, sodass keine kleinen Schwestern darin schnüffeln können!). Ist bestimmt lustig, einfach nur mal irgendwas rauszublubbern, ohne dabei ständig vernünftig sein zu müssen. Und vielleicht fühle ich mich danach sogar besser. Könnte langsam auch etwas Schlaf gebrauchen. Aber so wütend, wie ich jetzt bin, kann ich sowieso nicht einschlafen.
    Ich muss dann nur morgen auch früh genug in der Schule sein, um zu dem Gedicht schnell noch was von jemand anderem (Gregory?) abschreiben zu können.
    Aber das dürfte kein Problem sein.
    Ja, so mache ich es.
    Also dann!
    Was ich über das Gedicht von Goethe denke! (Und über mich und Daniel, hihihi!)
    Liebe Frau Tönning,
    »Goethe?« Felsbrockenalt!
    »Hangen und bangen?« Man sollte nicht bangen. Jede Gewissheit ist besser als das schreckliche Nichtwissen und Bibbern.
    »Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein?« Okay, das bin ich. Ziemlich doll ich, glaube ich.
    »In schwebender Pein, himmelhoch jauchzend – zum Tode betrübt?« Na ja, ist vielleicht ein bisschen schwülstig ausgedrückt, aber gut, geht mir in letzter Zeit tatsächlich öfter mal so. Also, nun nicht gerade bis zum Tode – echt! Aber doch ziemlich betrübt.
    »Glücklich allein ist die Seele, die liebt?« Tja. Das will ich mal nicht hoffen. Ich meine, ich werde ja wohl immer allein bleiben und keinen finden, der mich liebt, und sollte wohl deshalb auch nicht lieben, sondern … Ach, egal.
    Und zum ganzen Gedicht: Ja, ja, irgendwie kann man sich da drin wiederfinden. Aber auch wieder nicht. Also, vielleicht treffen ein paar der Sachen, die Goethe aufgeschrieben hat, für mich zu. Aber nicht alles. Und können wir bitte nächstes Mal endlich was zum Thema Umweltschutz zu lesen bekommen? Na schön, auch wenn es irgendwie ganz interessant war, zu lesen, dass Mädchen auch vor zweihundert Jahren schon so hangend gebangt haben und vermutlich das Gleiche gefühlt haben wie Mädchen heute. Und ja – okay – auch wenn ich es nicht gut finde, zu hangen und zu bangen, zugegeben, ich tue es auch … Was eben daran liegt, dass ich auch liebe. Und zwar schon sehr lange. Sogar jemanden, den Sie kennen. Aber glücklich macht mich das nicht!
    Olivia Martini
    Hahaha, das macht Spaß! Ist wirklich ein gutes Gefühl, mal ganz feistfett direkt und ehrlich zu sein!
    Ich lese mir grinsend mein Geschreibsel noch mal durch. Mann, wenn Frau Tönning das wirklich lesen würde, glaube ich, die würde in Ohnmacht fallen. Die nette, höfliche Livi! Hahaha! Und dann plötzlich so was.
    Schade, dass ich den Zettel nicht mal Gregory zeigen kann. Würde so gern über all das mit ihm reden. (Mit wem soll ich sonst reden?) Und nun könnten wir ja sogar über dieses Gedicht reden und dabei auch auf meine Gefühle für Daniel kommen und … Ach, das wäre schön!
    Wird aber leider nicht passieren. Na ja. Dann also ab damit in mein Tagebu…
    »WAAAAAAAAAAAAHHHHH!!!«
    Huch?
    Mir fällt vor Schreck alles aus den Händen.
    Himmel! Was war DAS?

Goethe und meine Familie haben etwa so viel gemeinsam wie ein lauschiger Weidenbaum und eine wild ratternde Waschmaschine. Nicht, dass ich meine Familie unbedingt als Waschmaschine bezeichnen möchte. Aber in ihr zu leben, fühlt sich wie ein ständiger Schleudergang an.

    W AAAAAAAAAAAAHHHHH!!!«
    SCHOCK! Wer um alles in der Welt schreit denn da so grauenvoll?
    Der Schrei kam von draußen.
    Glaube ich.
    Ich springe erschrocken auf und lehne mich weit aus dem offenen Fenster hinter meinem Schreibtisch. Schockstockduster draußen. Ich klettere auf den Schreibtisch, um besser gucken zu können.
    Am Ende unserer Straße funkelt nur eine einzige schwache Straßenlaterne. Die Kastanienallee ist eine kleine Nebenstraße, und kleine Nebenstraßen sind nicht so hell erleuchtet wie Hauptstraßen. Blöd.
    Ich versuche mein Bestes, draußen was zu erkennen. Die Bürgersteige auf beiden Seiten sind leer. Die Straße ebenso. Die parkenden Autos sind dunkel. Hm. Ob vielleicht noch jemand in dieser lauen Nacht gerade das Fenster offen hat und nur seinen Fernsehkrimi auf Fußballstadionlautstärke gestellt hat?
    »HIIIILFEEEE! AAAAAAAAHHHH!«
    Hilfe? Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Der Schrei kommt doch nicht von draußen. Jedenfalls nicht von der Straße hier. Aber aus unserem Haus zum Glück auch nicht. (Obwohl bei uns gerne mal wechselnde Familienmitglieder »Hilfe!« schreien. Aus sehr unterschiedlichen Gründen.) Nein, der Schrei klang so, als
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