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Vogonische Gedichte!

Vogonische Gedichte!

Titel: Vogonische Gedichte!
Autoren: Anthony Sonnabend , Folmarnnik B. Tranddury
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ich den rötlichen Schleim
    der dir in reizenden Fäden aus der Nase tropft
    nicht minder.
     
     
     
     
     
     
     

Tanddi al Wasch
     
    Tanddi al Wasch ist der wichtigste Vertreter der Körperlandschaftslyrik. In seinen Gedichten beschreibt er nur das, was auf seinem eigenen Körper wächst und lebt. Kürzlich hörte man ihn mit einem anderen Vogonen da rüber streiten, auf wessen Zunge die selteneren Pilze wachsen.
    Außerdem schreibt er gern Eingaben und Beschwerden. Zum Beispiel stellte er den Antrag, den Urknall zu wiederholen, weil beim ersten Mal offe nsichtlich so einiges schiefgelaufen sei. Leider wurde der Antrag von den vogonischen Behörden wegen eines kleinen Formfehlers abgelehnt.
    Als junger Mann gehörte Tanddi al Wasch einer Gruppe von Untergrundl yrikern an, die heimlich reimten. Da al Wasch auch noch in der Öffentlichkeit mit seinen gereimten Gedichten angab, wurde er mehrmals zu verschärfter Zwangsarbeit in den Bürokratiemühlen von Vogsphäre verurteilt.
    Der Hintergrund dieser seltsamen Praxis: Vor langer Zeit gab es einen Her rscher mit dem Namen Ahbus Hickori Reim, der nach und nach alle Begriffe und Redewendungen, die das Wörtchen „Reim“ enthielten, verbieten ließ. Auf Zuwiderhandlungen reagierte er überempfindlich. Wer zum Beispiel gedankenlos zugab, sich auf irgendetwas „keinen Reim machen“ zu können, dem erging es schlecht. Und auch die schöne Tradition, einer nahestehenden Person zum Geburtstag einen Schüttelreim zu schenken, durfte (unter Androhung der Todesstrafe) nicht weitergeführt werden. Schließlich wurde das Reimen generell verboten.
    Den besagten Herrscher gibt es schon lange nicht mehr, aber das Reimve rbot hat sich bis heute gehalten. Das liegt daran, dass für die Aufhebung eines offiziellen Verbotes ein ungeheurer bürokratischer Aufwand nötig ist. An der Durchführung eines solchen Verwaltungsaktes wären auf Vogsphäre mindestens zwanzigtausend Beamte verschiedener Ministerien beteiligt. Der Vorgang würde Jahrzehnte dauern und das gesamte Bruttosozialprodukt eines Jahres verschlingen.
    Tanddi al Wasch hat das Reimen, als er älter und reifer wurde, aus freien Stücken aufgegeben und ist heute auf seinem Heimatplaneten ein hochang esehener Nichtreimer.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass er in einem überdimensionalen Fi ngerhut lebt.
     
     
     
     

 
Gedicht für Selbstversorger
     
     
     
    O Abgründe, die fruchtbaren Täler
    zwischen meinen Zehen. O Humus!
     
    Hier wachsen Kraut und Rüben
    Bäume und Sträucher
    Kräuter und Gewürze
    Liebstöckel und Ginseng
    Petersilie. Dill. Kamille. Aber auch
    Huflattich und Faulbaum.
     
    Gut so!
     
     
     
     
     

Dieses Tier
     
     
     
    Jenes am unteren Ende meines Rückens wohnende Felltier:
    Man sagt, es sei blau.
     
    Ich liebe es, auch wenn ich es noch nie
    gesehen habe.
     
    Das Namenlose.
     
    Wie heißt du?
     
    Wer sind deine Eltern?
     
     
     
     

Randerscheinung
     
     
    Ich entdeckte eine Warze
    unterhalb meines linken Knies
    interessante Färbung
    irgendwas zwischen dunkelgrün und ultraviolett
     
    Sie wuchs heran
    zu beträchtlicher Größe
    vergleichbar mit einem Broccoli
     
    Heute morgen explodierte sie
    unvermutet
    geräusch- und schmerzlos
    und ihr entwichen
    ungefähr zwanzig populäre Weisheiten
    notiert auf putzigen Schirmchen
    die flugs den Raum verließen
    und davonsegelten
    auf rührende Weise schaukelnd im Wind.
     
     
     
     
     

Travihron Betel Wollenkrrantz
 
Travihron Betel Wollenkrrantz ist ein bedeutender Autor der So-long-Periode. Er verstarb bereits vor über 200 Jahren, reinkarnierte jedoch kür zlich als Amöbe.
    Typisch für ihn ist, dass die Titel seiner Gedichte mit deren Inhalt meistens gar nichts zu tun haben.
    Sehr gerne veranstaltete er Lesungen in Gefängnissen, wo es dem Auditorium in der Regel unmöglich war, den Saal vorzeitig zu verlassen. Auch mussten die Zuhörer in diesem Fall nicht extra auf Poesiewürdigungsstühlen festgeschnallt werden, weil sie ohnehin bereits angekettet waren. Selten gingen diese Lesungen ohne Todesopfer ab, obwohl vorsorglich immer Verbandmaterial, Sauerstoffzelte, Defibrillatoren und andere Wiederbelebungsgeräte bereitgestellt wurden. (Bei fast der Hälfte aller Hörer von Wollenkrrantz-Gedichten trat eine ventrikuläre Tachykardie auf. Warum seine Werke ausgerechnet diese Herzrhythmusstörung auslösten, konnten die Wissenschaftler bis heute noch nicht abschließend klären.)
    Die Überlebenden dieser
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