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Vögelfrei

Titel: Vögelfrei
Autoren: Sophie Andresky
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dass das auch an meiner tiefen Stimme liegt oder an dieser Art, die man als natürliche Autorität bezeichnen kann oder aber als Knastcharme -, dann klingt es schnell schroff. Ich bin immer völlig überrascht, wenn ich mich selbst auf Tonband anhöre, denn in mir drin bin ich viel netter, weicher, mädchenhafter.
    »Eigentlich bin ich ein Kätzchen, gefangen im Körper einer Hyäne.«
    Leander grinste. »Jedenfalls kann der Schreckliche Herrscher den Planeten nur aufspüren, wenn er ihren Herzschlag hört. Sie legt sich schlafen, um ihr Volk zu schützen.«
    »Ich leg mich auch gleich schlafen«, murmelte ich. Schlagartig hüllte mich Müdigkeit ein wie eine schwere Decke.
    Leander ließ die Mappe neben dem Bett auf den Boden fallen und zog mich an sich. »Marei«, flüsterte er, dann wurden seine Atemzüge tiefer. Ich hörte ihm noch eine Weile zu und wusste plötzlich, dass ich mich in ihn verlieben könnte.
    Die nächsten Tage blieben wir größtenteils im Bett, bestellten Falafel und Sashimi, erzählten uns unser Leben und schliefen miteinander. Die Telefonate, die ich zwischendurch erledigen musste, mit der Polizei, Sophia, Malte, Gemma, mit meinem Mann und der Versicherung, erledigte ich vom Bad oder vom Flur aus. Ich wollte nicht, dass diese Dinge in unser Schlafzimmer einbrachen und die Stimmung verdarben.

    Wir blätterten durch Kataloge mit Japanreisen. Leanders Traum war es, nach Tokio zur Comiket und Anime Fair zu fliegen, um besser einschätzen zu können, wie seine Arbeiten auf dem japanischen Markt ankommen würden und wie er sich noch mehr von den üblichen Mangas abgrenzen konnte. Er zeigte mir die DVD von Ghost in the Shell , einem Animeefilm, aus dem die Matrix -Macher die Hälfte ihrer Ideen geklaut hatten. Ich war begeistert von den düsteren Stadtansichten und der mythologischen Story. Und als wir später Das wandelnde Schloss sahen, wurde mir auch klar, woher Leander sein Styling hatte. Wir überlegten, dass wir anschließend nach Kyoto weiterreisen wollten, denn seit mir Sophias japanischer Freund, als Geisha gewandet, die Hausschlüssel überreicht und mit mir Tee getrunken hatte, faszinierte mich dieser Beruf. Außerdem wollte ich sehen, ob es wirklich Automaten gab, in denen man getragene Unterwäsche von Schulmädchen kaufen konnte, wie einer von Leanders Reiseführern behauptete. Ganz sicher, und da waren wir uns einig, würden wir uns keine Show mit Nose Torture ansehen. Die japanische Begeisterung für bis zur Schmerzgrenze in der Nase bohrende Frauen konnten wir nicht teilen, auch wenn wir sie so komisch fanden, dass wir immer wieder anfingen zu kichern wie auf einer Pyjamaparty.
    Eines Nachts lagen wir schweißüberströmt und ineinander verknotet auf den Laken, das Fenster stand offen, die Vorhänge wehten ins Zimmer, und ich fühlte mich, als wären wir im Innern des schwankenden, auf Stelzen wandernden Schlosses unterwegs. Ich seufzte. Leander küsste meine feuchte Schläfe. Ich strich über seinen harten
Brustkorb, dessen Rippen sich deutlich abzeichneten, und murmelte: »Ich würde gern mit dir gehen.« Und er zog mich fest an sich und antwortete: »Ich auch.« Ich fühlte mich völlig betrunken, bekifft, ausgetauscht und umgekrempelt.
     
    Vielleicht lag es am Sake, den wir zu den Sashimi getrunken hatten, oder an den Räucherstäbchen, die auf der Fensterbank glimmten, jedenfalls schlief ich unruhig und hörte im Traum ein großes Feuer im Hintergrund toben und prasseln. Eine Feuerwalze raste mir entgegen. Kurz darauf öffnete ich eine Tür und wurde von einer Rauchgasexplosion zu Boden geworfen und versengt. Ich erstickte im Rauch, meine Haare brannten. Dann sah ich, dass das Feuer ein Raketenantrieb war und ich mich in einem Cockpit befand. Ein großer Steuerknüppel steckte in meiner Möse und fuhrwerkte mechanisch raus und rein. Ich wurde in einer Maschinenlandschaft mit weit gespreizten Beinen auf eine Art Schere geschnallt. Fliegende, von Raketen angetriebene Riesenpenisse schossen auf mich zu und in mich hinein; meine Möse verschluckte sie alle. Die Landschaft, die aus teigigen, wabernden Gebilden bestanden hatte, formte sich zu Körpern, die über mich hinwegstiegen und überall an mir herumleckten. Der Schlick drang in mich ein, wurde hart. Hände aus Teig fingerten an meinem Körper. Ich lag heiß und schwitzend in dem Schlamm und schrie vor Geilheit, versuchte die länglichen Formen mit den Beinen zu umfassen und sie in mich hineinzudrücken, zog meine Schamlippen
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