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Viva Espana

Viva Espana

Titel: Viva Espana
Autoren: Penny Jordan
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Stier. Den Männern gelang es, die anderen Tiere wegzutreiben. Doch die ser eine, der Davina vorkam wie der Verkünder des Todes, war ihr dicht auf den Fersen. Er schnaubte wütend und schien ihre Angst zu spüren.
    „Davina, hierher! Renn nicht so, geh langsam!"
    Sie ignorierte die Aufforderung, obwohl sie wusste, dass der wild gewordene Stier sie einholen würde.
    Vor Angst schlug ihr das Herz bis zum Hals. Hinter sich hörte sie die Männer, die versuchten, den Stier abzulenken, aber er hatte sich auf Davina konzentriert. Vor ihr saß Ruy im Rollstuhl. Er war blass geworden und umklammerte die Lehnen. Sekundenlang wunderte sie sich über seine schmerzerfüllte Miene, denn sie hatte gedacht, er sei nur zornig. Doch plötzlich rutschte sie auf dem Kopfsteinpflaster aus und fiel hin. Dann bohrte sich etwas in ihren Oberschenkel, es brannte wie glühender Stahl. Unerträgliche Schmerzen breiteten sich in ihr aus, und sie verlor das Bewusstsein.
    Ihr letzter Gedanke war, dass ihr Plan fehlgeschlagen war. Ruy hatte sich im Rollstuhl nicht bewegt, sie hatte ihn nicht dazu bringen können, von allein aufzustehen. Es war sinnlos gewesen, das Leben zu riskieren.
    Es war dunkel um Davina her, und das Bein tat ihr höllisch weh. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber die Schmerzen wur den nur noch schlimmer.
    „Oh, Sie sind wach." Dr. Gonzales beugte sich über sie und leuchtete ihr mit der Taschenlampe in die Augen. Davina zuckte zusammen.
    „Sie hat glücklicherweise keine Gehirnerschütterung", sagte er zu jemandem hinter ihm. Eine wundervolle, verrückte Sekunde lang glaubte sie, es sei Ruy, aber das war unmöglich. Ruy konnte nicht stehen. Als der Arzt zur Seite ging, erkannte Davina ihre Schwiegermutter, die jedoch anders aussah als sonst. Nur langsam wurde Davina bewusst, dass die Condesa weinte.
    „O Davina, wie konntest du das nur tun? Wie konntest du so ein großes Risiko eingehen? Hast du denn nicht an Jamie ge dacht, ehe du ..."
    „Sie braucht Ruhe", unterbrach der Arzt sie freundlich. „Sie hat einen Schock erlitten, körperlich und seelisch, vermute ich. Den seelischen kann ich nicht heilen, das muss jemand anders tun." In seinen Augen leuchtete es rätselhaft auf.
    Ich habe alles riskiert und alles verlo ren, sagte Davina sich und nahm das Glas in die Hand, das man ihr reichte. Da sie durstig war, leerte sie es in einem Zug. Erst zu spät wurde ihr bewusst, dass man ihr wahrscheinlich ein Schlafmittel gege ben hatte.
    Als sie viel später wieder wach wurde, saß Ruy im Rollstuhl neben ihrem Bett mit Jamie auf dem Schoß.
    „Mummy, das darfst du nie wieder tun", mahnte Jamie sie mit ernster Miene. „Man darf nicht vor den Stieren herlaufen!"
    „Was hattest du vor?" fragte Ruy ruhig. „Wolltest du dich und unser Kind umbringen?"
    Ehe sie antworten konnte, verließ er mit Jamie den Raum. Und kurz darauf schlief sie wieder ein.
    Drei Tage musste sie im Bett bleiben. In der Zeit ließ Ruy sich nicht mehr blicken.
    Aber warum sollte er mich auch besuchen? überlegte sie unglücklich. Die Condesa blieb auf der Hazienda und unterhielt sich jeden Tag mit Davina, so dass sie sich endlich näher kamen. Ihre Genesung machte gute Fortschritte, und Dr. Gonzales war zufrieden. Am nächsten Tag würde sie vermutlich aufstehen dürfen, doch zuvor wollte er sie noch einmal untersuchen. Zu ihrer Überraschung hatte er nicht gefragt, warum sie über den Hof gelaufen war. Vielleicht ahnte er, was sie damit beabsichtigt hatte.
    Während Davina am frühen Abend das Omelett aß, das Dolores ihr gebracht hatte, hörte sie ein Auto vorfahren. Wer mochte der Besucher sein? Kurz darauf klopfte zu ihrer Verblüffung jemand an die Tür, und Ruy kam im Rollstuhl herein. Seit ihrem Unfall schliefen sie in getrennten Zimmern, worüber sie gar nicht glücklich war, obwohl sie es sich zuvor ge wünscht hatte.
    „Geht es dir besser?"
    Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. „Ja", stieß sie schließlich hervor und sah Ruy nicht an.
    „Das war dumm von dir. Du hättest dabei umkommen können."
    Sie wusste selbst, dass er Recht hatte. „Ja", erwiderte sie deshalb nur.
    „Weshalb hast du es dann getan, mein Liebling?" fragte er so sanft, dass sie erbebte.
    „Ich ...", begann sie. Zu ihrem Entsetzen liefen ihr auf einmal Tränen über die Wangen.
    „Warum weinst du, Liebes? Stimmt es, dass du mich liebst?" Seine Stimme klang jetzt ziemlich arrogant.
    Davina war schockiert. „Sollte ich das denn?" antwortete sie.
    „Nein. Aber Carlos
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