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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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drehte Alex sich noch einmal um. Jana lehnte an dem verspielten Geländer, das die Villa umgab, und sah ihn ernst an. Ihr blasses Gesicht leuchtete hell in der Dunkelheit.
    »Du bist mir gefolgt«, wiederholte sie, diesmal war es eine Feststellung. »Du brauchst gar nicht erst zu versuchen, es zu leugnen.«
    »Ehrlich gesagt hatte ich am Schluss eher das Gefühl, dass du mir gefolgt bist.«
    »Ach ja?« Jana blickte ihm neugierig ins Gesicht. »Die Straßen hier sind merkwürdig. Das Echo… Du weißt schon.«
    »Ja, wahrscheinlich war es das Echo.«
    Alex machte einen Schritt auf sie zu. Jana rührte sich nicht. Die Brise wehte ihr den Saum ihres schwarzen Kleides sanft um die Beine und spielte mit ihren Haaren. »Und warum bist du mir gefolgt?«, fragte sie leise.
    Musste er das wirklich erklären?
    »Ich wollte dir etwas sagen.« Alex beschloss, die Flucht nach vorn anzutreten. »Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. In der Schule muss ich dich die ganze Zeit ansehen. Ich muss dich beobachten… Das hast du bestimmt gemerkt…« Er stockte.
    Sie ließ sich mit der Antwort Zeit.
    »In der Schule beobachten mich alle.« Aus ihren dunklen, wilden Augen sah sie ihn durchdringend an. »Das hast du bestimmt gemerkt…«
    Alex nickte, ohne ihrem Blick auszuweichen.
    »Ja. Aber sie sehen dich nicht so an wie ich.« Es kam ihm so vor, als erschauere sie unmerklich.
    »Ja«, sagte sie.
    Ihre Augen wichen für einen Moment zu der leeren dunklen Gasse hinter ihm aus. »Und jetzt?«, fragte sie herausfordernd. »Was soll das jetzt werden?«
    Alex überlegte kurz, was er antworten sollte.
    »Ich weiß nicht«, gab er schließlich zu. »Was du willst. Nur, was du willst.«
    Sie drehte sich um und machte ein paar Schritte den Gehweg entlang, wobei sie die Hand über die Stäbe des schmiedeeisernen Gitters gleiten ließ, an das sie sich gerade eben noch gelehnt hatte. »Hier wohne ich«, sagte sie, blieb stehen und wandte sich ihm wieder zu. »Überrascht dich das?«
    Alex sah zu dem blassblauen Turm hinauf. Der Anstrich wirkte noch nicht besonders alt. Auf einer Seite zog sich eine Fensterfront über drei Stockwerke. Neben dem Turm erhob sich eine dünne, unglaublich hohe Palme in den Himmel.
    »Ein seltsamer Ort«, antwortete er aufrichtig. »Hast du schon immer hier gewohnt?«
    »Schon immer. Zumindest ist es das einzige Zuhause, an das ich mich erinnern kann.«
    Alex machte noch zwei vorsichtige Schritte auf sie zu. Er lächelte nicht. Er war nervös und erschrocken über sich selbst und er wollte nicht so tun, als hätte er das hier unter Kontrolle. Er wollte sie berühren, sie in den Arm nehmen, war zu allem bereit, nur um in ihrer Nähe zu sein. Er hatte keine Lust mehr, sich länger zu verstellen.
    »Du siehst eigenartig aus mit der Schminke. Irgendwie… trauriger.«
    Instinktiv wischte Alex sich übers rechte Lid, es brannte, als etwas von der Wimperntusche ins Auge geriet. Wie absurd. Er hatte völlig vergessen, dass er geschminkt war.
    »Jetzt hast du alles verschmiert. Das macht es nicht gerade besser.« Jana lächelte zum ersten Mal.
    Sie kam auf ihn zu und blieb genau einen Schritt vor ihm stehen. Trotz ihrer Absätze war sie mindestens zehn Zentimeter kleiner als Alex.
    »Nachts treiben sich hier oft Banden von Modifizierten herum. Sie sind ziemlich gefährlich, und wenn sie dich allein und so geschminkt sehen… Also, es würde mich nicht wundern, wenn sie dich dann überfallen.«
    »Meinst du die Ghuls? Ich hab vorhin welche auf dem alten Friedhof beobachtet. Ohne sie hätte ich den Ausgang aus dem Park wahrscheinlich nie gefunden. Danach hab ich mich allerdings gleich wieder verlaufen. Dieses Viertel ist ein richtiges Labyrinth, deshalb habe ich ein bisschen länger gebraucht.«
    Das sagte er, weil er das Gefühl nicht loswurde, dass Jana auf ihn gewartet hatte. Doch sie reagierte gar nicht auf seine Bemerkung und wirkte auch nicht sonderlich besorgt, als er die Ghuls erwähnte – eher neugierig.
    Trotzdem fragte sie nicht nach.
    »Sie hassen Schminke«, erklärte sie stattdessen. »Sie fühlen sich davon verspottet. Du hast großes Glück gehabt, dass dir nichts passiert ist. An deiner Stelle würde ich mich vorsichtshalber ein bisschen waschen, bevor du nach Hause gehst. Mit diesen Typen legt man sich lieber nicht an.«
    Wieder lächelte sie, aber diesmal eher scheu.
    »Soll das heißen, ich darf mit reinkommen?«, fragte er ungläubig.
    Jana kramte in der Tasche ihrer schwarzen Jacke und zog einen winzigen
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