Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
kannte sich hier nicht aus und jetzt, wo er ihre Schritte nicht mehr hörte, machte es keinen Sinn, sie weiter zu suchen.
    Kurz überlegte er, zur Party zurückzukehren, aber was wollte er da jetzt noch? Jana war nicht mehr dort, sondern hier, irgendwo am Südhang der Antigua Colonia . Selbst wenn er sie nicht fand – in diesen heruntergekommenen Straßen mit ihrem Duft nach Zypressen und welken Rosen würde er sich ihr näher fühlen. Es war, als würde er ein Geheimnis mit ihr teilen, ohne dass sie es wusste. Die Vorstellung löste ein Kribbeln in seinem Nacken aus.
    Doch als er das angelehnte Parktor passiert hatte, wurde er unsicher. Die Straße, die vor ihm lag, war nicht beleuchtet und das einzige Zeichen, dass es hier tagsüber Leben gab, waren alte Straßenbahnschienen zwischen den Pflastersteinen, die im rötlichen Widerschein des Nachthimmels sonderbar funkelten.
    Alex folgte der leichten Schlangenlinie der Schienen die Straße hinab. Hin und wieder war in der Ferne ein Auto zu hören, ansonsten herrschte bedrückende Stille. Sein Blick wanderte über die abbröckelnden pastellfarbenen Fassaden. Er versuchte, hinter den zerbrochenen Scheiben der Glasveranden oder in den dunklen Fenstern der Türmchen und Erker irgendeine Regung zu entdecken. Befand Jana sich vielleicht hinter einer dieser ehemals weißen Türen? Aber selbst wenn, wie sollte er das herausfinden? Er konnte natürlich in jedem einzelnen Haus fragen. Die abgegriffenen Löwenköpfe und kleinen Messingfäuste der Türklopfer schienen ihn geradezu aufzufordern, die unheimliche Stille zu durchbrechen… aber er wusste, dass es ein sinnloser Versuch sein würde.
    Etwa auf halber Höhe bog die Straße scharf nach links, der Bürgersteig auf der rechten Seite verbreiterte sich und wurde zu einer Art Aussichtspunkt über den tiefer gelegenen Teil der Stadt, begrenzt von einem Eisengeländer.
    Alex verschlug es den Atem. Zu seinen Füßen funkelten die Wolkenkratzer des Finanzzentrums, das aus dieser Entfernung deutlich kleiner aussah, als es in Wirklichkeit war. Dicht gedrängt standen dort der Sharpe-Turm, einem im Wind geblähten Segel nachempfunden, das Gebäude der Barnett Company, das aussah wie eine auf der Spitze stehende Pyramide (eine architektonische Meisterleistung, so hatten sie in der Schule gelernt), der Landis-Turm, die Büros der Maverick-Studios, die gedrungene zylindrische Silhouette des Auditoriums… All diese Gebäude hatte er schon Tausende Male gesehen, aber noch nie so, von oben, zu kleinen geometrischen Formen zusammengeschrumpft, die wie Juwelen in der Nacht glitzerten.
    Das ferne Geräusch von Schritten ließ ihn hochschrecken. Sie klangen schnell und zielstrebig und gehörten ganz eindeutig zu einer Frau mit hohen Absätzen. Sie schienen vom oberen Teil der Straße zu kommen, aber Alex konnte niemanden entdecken. Vielleicht befand die Person sich in einer Seitenstraße? Er überquerte die Straße und hielt nach einer Einmündung Ausschau. In einigen Metern Entfernung zweigte tatsächlich ein Weg ab, aber sosehr er sich auch beeilte, als er dort ankam und in die schmale Gasse spähte, war diese menschenleer. Die Schritte waren nach wie vor zu hören, kamen jetzt aber von irgendwo hinter ihm. Ob ihm das Echo einen Streich spielte?
    Verwirrt bog Alex in die dunkle Seitengasse ein. Immer wieder stolperte er über vorstehende Pflastersteine. Die Schritte schienen näher und näher zu kommen, aber sobald er sich umdrehte, verlor sich das Geräusch. Zu sehen war niemand, nicht einmal ein Schatten. Hatte Jana vielleicht einfach den Spieß umgedreht und verfolgte jetzt ihn? Er traute es ihr ohne Weiteres zu. Wenn sie ihn spüren lassen wollte, wie unangenehm es war, von jemandem ausspioniert zu werden – dann machte sie ihre Sache gut.
    Am Ende des Sträßchens angekommen, stellte er fest, dass es zu einer Villa führte, die größer war als die anderen Häuser ringsum. Direkt an der Steilküste ragte ein dreistöckiger Turm in die Höhe. Er stand in einer Sackgasse. Hier ging es nicht weiter, ihm blieb nichts anderes übrig, als umzukehren und zurückzugehen.
    Die Schritte klangen jetzt näher denn je. Jana war dicht hinter ihm, da war er sicher. Sobald er sich umdrehte, würde er sie wahrscheinlich sehen, die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen, würde sie auf ihn zukommen. Er schnellte herum. Und fluchte, als wieder niemand zu sehen war.
    »Du bist mir gefolgt?«, fragte eine Stimme in seinem Rücken.
    Ganz langsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher