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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Schlüssel heraus. »Ja.« Sie wandte ihm den Rücken zu, während sie den Schlüssel ins Schloss des schmiedeeisernen Tors steckte. »Du darfst mit reinkommen.«
    Kapitel 3
    Drinnen roch es nach Kaminfeuer und frischer Farbe oder vielleicht auch nach irgendeinem Lack. Alex’ Augen mussten sich erst an das schummrige Licht einer kleinen bunten Lampe gewöhnen, die auf einer bröckelnden Konsole am Treppenabsatz stand. Man merkte sofort, dass dieses Haus einmal sehr vornehm gewesen war. Der abgewetzte Perserteppich auf den Holzstufen, das gedrechselte Treppengeländer aus Mahagoni, die Gemälde mit den schweren Goldrahmen… Alles hatte etwas Kunstvolles und Dekadentes, was durch das grünrosa Licht der Lampe noch betont wurde. Nirgends sah man Spinnweben oder Staub. Auf eigenartige Weise unterstrich die makellose Sauberkeit die Spuren des Verfalls noch.
    »Komm mit. Das einzige benutzbare Bad ist oben«, sagte Jana leise.
    Stumm stiegen sie die Treppe hinauf. Alex ging hinter Jana. Er konnte die Augen nicht von ihr lassen, von ihrer schlanken Taille, den perfekten Hüften. So nah war er ihr noch nie gewesen.
    Als sie den Treppenabsatz erreicht hatten, blieb Jana plötzlich stehen, drehte sich um und strich zärtlich über Alex’ Arm, bis hinauf zum Hals. Dann zog sie ihn ganz langsam an sich und küsste ihn. Ihre Lippen waren glühend heiß, feucht und verlockend wie eine verbotene Frucht.
    Nach einem endlosen Augenblick löste sie sich sanft von ihm und sah ihm in die Augen. Ihre Finger hatten sich in seinem Nacken verschränkt.
    »Ich habe noch nie jemanden geküsst, der so stark geschminkt ist«, sagte sie lächelnd.
    Alex wollte sie wieder an sich ziehen, aber Jana wandte sich ab. Sie zog ein kleines summendes Handy aus der Tasche. Das grün leuchtende Display erhellte kurz ihr Gesicht, sodass Alex wahrnahm, dass ihr Lächeln einem Anflug von Unmut gewichen war.
    »Am besten wäschst du dir erst mal das Gesicht«, erklärte sie abrupt und stieg dann weiter die Treppe hinauf.
    Alex folgte ihr, ganz benommen von Janas Kuss, der noch auf seinen Lippen kribbelte. Oben angekommen, stieß er prompt gegen ein Gestell aus Metall, das mit Getöse umfiel. Erschrocken sah er es über die Dielen rollen. Es war ein bronzener Schirmständer. »Ich hoffe, ich habe niemand aufgeweckt«, flüsterte er.
    »Keine Sorge. Mein Bruder geht nie früh ins Bett.«
    Alex schluckte, er war verlegen. Janas Bruder hatte er ganz vergessen. Er war also zu Hause. Die Aussicht, ihm zu begegnen, gefiel ihm nicht sonderlich.
    Während er den Schirmständer wieder an seinen Platz stellte, öffnete Jana am Ende des Flurs eine Tür und knipste das Licht an.
    Hier befand sich ein ziemlich großes Badezimmer mit einem Waschbecken aus weißem Marmor und einem Spiegel, der von goldenen Glühbirnchen eingerahmt war, wie sie früher in Künstlergarderoben üblich gewesen waren.
    »Komm rein. Im Eckschränkchen sind Reinigungstücher und Make-up-Entferner. Du kommst allein klar, oder?«
    »Ich glaube schon, trotzdem danke.«
    Jana trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Alex drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf darunter. Vom eiskalten Wasser bekam er eine Gänsehaut. Er schloss die Augen und seufzte, so erleichtert fühlte er sich.
    Als er den Kopf hob, traf er im Spiegel Janas Blick, die beobachtete ihn amüsiert.
    »Wenn du magst, kannst du das Handtuch da benutzen.« Sie deutete auf ein rotes Frotteeknäuel, das auf einem Holzhocker lag, direkt neben der Badewanne mit den goldenen Füßen. »Es ist meins. Ich lass dich jetzt allein.«
    Jana zog die Tür hinter sich zu. Reglos lauschte Alex dem Klappern ihrer Absätze auf dem Holzboden, die sich langsam entfernten, bis sie in irgendeiner fernen Ecke des Hauses stehen blieb. Dann nahm er das Handtuch und rubbelte sich die Haare trocken. Bevor er es wieder auf den Hocker legte, vergrub er das Gesicht darin und atmete seinen Duft ein. Es verströmte einen dezenten Geruch nach Weichspüler mit Apfelaroma, sonst war da nichts. Aber trotzdem wusste er, dass es ihr Handtuch war, es hatte ihre Hände berührt, ihr Gesicht. Er spürte, wie sich plötzlich alles um ihn herum drehte, als hätte er gerade einen neuen Drink ausprobiert, der stärker und gefährlicher war als alles, was er kannte.
    Als er sich wieder ein bisschen gefangen hatte, fiel ihm auf, wie verschmiert das Handtuch war. Richtig, er war ja hier, um sich abzuschminken. Er selbst hatte darin zwar keinerlei Übung, aber er erinnerte sich
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