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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer
Autoren: Karen Hawkins
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offenkundig zutiefst schockierten Lord Findercombe zu. „Natürlich war er groß! Sehr groß sogar! Und seine Augen waren gr... “
    „Unsinn. Gentleman Jack war eher klein, und seine Augen waren blau. Du, mein Lieber, hast zu viel getrunken.“
    Lord Findercombe riss den Mund auf, und seine Augen quollen schier aus den Höhlen.
    „Du hast schon richtig gehört“, beharrte Lucilla. „Du warst betrunken. Du hast zu Hause noch zwei Gläser Whisky getrunken. Und in der Kutsche hast du dauernd an deiner Taschenflasche genippt. “
    Lord Findercombe lief puterrot an. „Ich bin nicht betrunken, und das weißt du ganz genau!“
    Seine Gattin hob darauf nur die Brauen. Die Zuschauer fragten sich, ob Lord Findercombes zornentbrannte Reaktion vielleicht doch vom Alkohol befeuert wurde.
    Lord Findercombe schien sich dessen durchaus bewusst. „Du, meine Liebe, hast eine Menge zu erklären.“
    Lucilla bekam schmale Lippen. „Und was genau willst du damit sagen?“
    „Was ich damit sagen will“, herrschte Lord Findercombe sie an, „ist, dass du recht schnell bereit warst, diesen Mann zu küssen, und das nur wegen einer kleinen Brosche.“
    „Es ist keine kleine Brosche, es ist eine sehr große Brosche. Und warum sollte ich ihn nicht küssen? Er riecht wenigstens nicht nach Zwiebeln!“
    Lord Findercombe versteifte sich. „Mein Arzt hat mir empfohlen, Zwiebeln zu essen, weil sie meiner Verdauung guttun!“
    „Deiner Verdauung mögen sie ja guttun, aber anderweitig sind sie nicht gerade zuträglich! “
    Die Gäste begannen zu kichern, und auch Lady Hearst musste sich abwenden, um ein höchst unziemliches Schmunzeln zu verbergen.
    Lord Findercombes Gesicht verfärbte sich so dunkelrot, dass man befürchten musste, er könnte jeden Augenblick explodieren. „Es war ein Fehler, so bald nach dieser Katastrophe hierher zu kommen. Wir haben uns beide noch nicht wieder gefasst.“
    „Das mag für dich gelten, mein Lieber, aber mir geht es gut. Hervorragend. Tatsächlich habe ich mich noch nie so gut gefühlt, nachdem ich jetzt endlich einen echten Gentleman kennenlernen durfte!“ Lucilla legte den Mantel ab und reichte ihn einem wartenden Lakaien. Dann wandte sie sich um und hängte sich bei Lady Hearst ein. „Mylady, dürfte ich um ein Gläschen Ratafia bitten? Ich bin direkt am Verdursten!“
    „Aber natürlich, meine Liebe“, versicherte Lady Hearst lächelnd. „Hier entlang, bitte. Sie müssen mir alles über Ihr furchtbares Erlebnis erzählen!“
    Neidisch sahen die anderen Gäste zu, wie Lady Hearst Lucilla zum Büfett führte, während Lord Findercombe laut lamentierend in der Eingangshalle zurückblieb. Nachdem dieses Spektakel nach einer Weile aber doch langweilig wurde, kehrten die Gäste einer nach dem anderen in den Ballsaal zurück.
    Zu Lord Hearsts Kummer wurde Findercombe nicht müde, den Verlust der Juwelen seiner Frau zu beklagen, bis oben an der Treppe ein Gentleman erschien.
    „Westerville“, sagte Hearst erleichtert.
    Der so angesprochene Herr lächelte und kam lässig die Treppe herunter. In seinem Mantel mit den vielen Schulterkragen und den spiegelblanken Reitstiefeln wirkte er wie der Inbegriff des modebewussten Gentlemans. Er war auf beinahe klassische Weise attraktiv, groß und breitschultrig. Unten an der Treppe blieb er stehen und betrachtete die beiden älteren Lords leicht belustigt.
    Lord Hearst eilte auf ihn zu. „Westerville! Brechen Sie schon auf?“
    „Dringende Geschäfte rufen mich nach London.“ „Verflixt! Wenn Sie bloß noch eine Woche bleiben könnten! Die Gegend hier eignet sich hervorragend zur Jagd.“ Findercombe räusperte sich lautstark.
    Hearst zuckte zusammen. „Ach, du lieber Himmel. Jetzt hätte ich es beinahe vergessen. Lord Findercombe, kennen Sie Viscount Westerville?“
    „Nein“, erwiderte Findercombe gereizt. „Will ihn im Moment auch nicht kennenlernen. Ich bin noch viel zu erregt, um ... “
    „Er ist ein feiner Kerl“, erklärte Hearst und strahlte den Neuankömmling an. „Reitet hervorragend hinter der Meute.“
    Der Viscount grinste, und seine weißen Zähne blitzten. „Hearst, wenn ich könnte, würde ich bleiben, aber ich muss nach London, um mein Erbe zu beantragen. Sobald ich die Sache geregelt habe, hoffe ich, dass ich Ihnen dieses braune Jagdpferd abkaufen kann.“
    Hearst lachte herzhaft. „In dem Fall begeben Sie sich am besten postwendend nach London.“
    Der Viscount verbeugte sich. „Das werde ich.“ Sein amüsierter Blick
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