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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer
Autoren: Karen Hawkins
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den seine ohnehin schon blasse Gesichtsfarbe aufwies.
    „Beth, ich habe einen Entschluss gefasst“, erklärte ihr Großvater abrupt. „Und ich dulde keine Widerrede. Es wird Zeit, dass du in die Gesellschaft eingeführt wirst.“
    Beth blinzelte. „Großvater! Ich bin zu alt! Ganz London würde mich auslachen.“
    „Unsinn! Du magst schon etwas älter sein, aber niemand, der dich ansieht, würde das glauben. Du bist mein einziges Enkelkind. Der Titel wird an diesen Dummkopf Theakeham übergehen, aber du wirst alles andere erben, auch dieses Haus.“
    „Du kannst das Haus nicht einfach vom Titel trennen! “ „Ich bin einundachtzig, und ich kann das machen, was ich will“, erklärte er störrisch. „Dein Vater hätte den Titel und das Haus erben sollen. Wenn er das doch nur hätte erleben können.“
    Sie hörte das leise Zittern in der Stimme ihres Großvaters und tätschelte ihm die Hand. „Mir fehlt Vater auch.“
    Der alte Mann umfasste ihre Hand und warf seiner Enkelin einen fast wilden Blick zu. „Er hätte das auch gewollt, Beth. Ich hätte mich längst darum kümmern müssen, aber ...“ Er senkte den Blick. „Ich werde keine Ruhe geben, ehe du nicht mindestens eine Saison mitgemacht hast.“
    Das entschlossene Glitzern in seinen Augen beunruhigte Beth zutiefst. Es war ihm todernst damit, beinahe als wäre dies seine letzte Gelegenheit ...
    Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Seit dem Tod ihres Vaters hatte ihr der Duke of Massingale die Eltern ersetzt, er war ihr Mentor, ihre Familie, ihr Freund. Sie sah auf die Hand ihres Großvaters hinab, die sich um die ihre schloss. Sie war weiß, dick geädert und wirkte erstaunlich zerbrechlich. Wann war es geschehen, wann war ihr Großvater so schwach geworden?
    Sie biss sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzudrängen. Plötzlich war ihr klar, dass sie ihn nicht enttäuschen durfte. Sie wollte nicht nach London, aber wenn es ihn glücklich machte und beruhigte ... Für sie bedeutete es schließlich kein allzu großes Opfer. Eine Saison in London zog nicht unweigerlich eine Heirat nach sich. Und das war das Einzige, was sie wirklich nicht wollte.
    Wenn sie ihrer Pflichten hier in Massingale House ledig wäre, könnte sie echte Freiheit kosten, vielleicht ein bisschen reisen und eigene Abenteuer erleben. Ein Ehemann könnte diesen Plänen nur allzu hinderlich sein.
    Trotzdem ... wenn es ihren Großvater glücklich machte, konnte es nicht schaden, so zu tun, als sähe sie sich nach einem geeigneten Ehekandidaten um.
    Anscheinend hatte er ihre Kapitulation gespürt, denn er seufzte dankbar. „Du wirst die belle der Saison sein.“
    „Dazu bin ich viel zu alt.“
    „Unsinn. Als ich deine Großmutter kennengelernt und geheiratet habe, war sie in deinem Alter. Gott segne sie.“ Die Züge ihres Großvaters wurden weich, als er zu dem Bildnis über dem Kamin blickte. Die Frau darauf war groß und schlank und trug eine kostbare rote Seidenrobe. Ihre blonden Haare waren mit Blumen geschmückt. Sie war eine schöne Frau, mit herzförmigem Gesicht und liebevollem Ausdruck.
    „Ich habe deine Großmutter auf den ersten Blick geliebt.“ Er lächelte zu dem Bildnis hinauf.
    Die Tür ging auf, und Jameson trat mit dem Teetablett ein. Beth legte den Finger auf die Lippen und nickte zum Tisch. Leise stellte der Butler das Tablett auf einem Beistelltischen ab und zog sich zurück.
    Beth goss zwei Tassen Tee ein und platzierte eine in der Nähe ihres Großvaters.
    Der riss sich offenkundig widerstrebend von dem Gemälde los und hob die Tasse mit einem leisen Klirren an. Er zwinkerte seiner Enkelin über den Rand der Tasse hinweg zu. „Ich muss sagen, eigentlich hatte ich von dir ein wenig Widerspruch erwartet. “
    „Von mir? Widerspruch?“
    Er lachte. „Mit dem Herkommen hast du dir jedenfalls schon mal Zeit gelassen. Ich dachte, du hättest erraten, weswegen ich dich rufen ließ.“
    „Nein. Leider war ich keineswegs so weitblickend. Ich habe einfach nur gelesen. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier unten sitzt, Geschirr an die Wand wirfst und mein gesellschaftliches Debüt planst, wäre ich aus dem Fenster geklettert und in den Stall gezogen.“
    Ihr Großvater schmunzelte in sich hinein. „Freches Ding.“
    „Schrulliger alter Mann“, erwiderte sie und lächelte ihn heiter an.
    Um seine Lippen zitterte es. „Ach, Beth, bestimmt gefällt es dir in London, du wirst schon sehen. Bei deinem Aussehen und deiner Lebhaftigkeit, ganz zu schweigen von
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