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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)
Autoren: Liz Bulther
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Erkältung. Seit zwei Tagen. Aber es geht schon wieder besser.“
„Und die Kinder?“
„Sind verschont geblieben, Gottseidank. Aber jetzt erzähl erst mal. Was ist los? Wieso kommst du früher? Habt ihr die Beobachtung abgebrochen?“
„Die Leute vom Ministerium spielen verrückt. Wahrscheinlich hast du es in den Nachrichten gesehen. Der Minister hat mich in den Krisenstab berufen. Sie wollen von mir eine Analyse der Kontaktflächen. Das Gleiche, was ich in China auch gemacht habe.“ Er schüttelte den Kopf. „Jetzt brauche ich erstmal eine Dusche.“
„Möchtest du was essen?“
„Nein, ich muss gleich zur Sitzung des Krisenstabs. Unten wartet der Wagen.“
Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter und sah ihn an. „Du siehst müde aus.“ sagte sie und strich ihm zärtlich mit der Hand über die Wange.
Beim Rasieren betrachtete er sich im Spiegel. Seine Tränensäcke waren geschwollen, die Augenringe bläulich-grün gefärbt. Die Haare standen fettig im Gesicht, noch immer voll vom getrockneten Schweiß, den die tropische Hitze aus seiner Kopfhaut gepresst hatte. Aus dem Flur drang das Geräusch seiner tanzenden Tochter. Nebenan stand das warme Bett. Er verkniff sich einen Seufzer und stieg unter die Dusche. Entschlossen drehte er das kalte Wasser auf. Eisig traf der Strahl auf seine Schläfen. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Er drehte auf heiß. Der Übergang war fast schmerzhaft. Als ob sein Körper mit tausend heißen Nadeln beschossen würde. Dann die Entspannung. Dampf füllte den Raum. Krentler schloss die Augen und lehnte sich gegen die gekachelte Wand.
    *
    Schickelbach war sichtlich verärgert, als Krentler zehn Minuten später als verabredet ins Auto stieg. Mit quietschenden Reifen fuhr er los. In zwanzig Minuten begann die Sitzung. Mit halsbrecherischem Tempo rasten sie über die Straße des 17. Juni. Die Lichter der Straßenlaternen verschwommen zu hellen Linien, das Hupen verärgerter Autofahrer erreichte sie kaum. Kurze Zeit später waren sie im Ministerium.
Es war schon eine Weile her, dass Krentler hier gewesen war. Er hatte als Assistent für Meyer gearbeitet, der kurz zuvor die Leitung des Robert-Koch-Instituts übernommen hatte und jetzt direkt für den Minister arbeitete. Sehr bald hatte er sich auf die Erforschung viraler Pandemien spezialisiert. Jetzt war er selbst Teil des wissenschaftlichen Leitungsgremiums und verantwortlich für die weltweite Überwachung gefährlicher, epidemischer Krankheiten.
Obwohl es auf Mitternacht zuging, war im Ministerium der Teufel los. In der Lobby standen unzählige Kameras und etwa doppelt soviele Journalisten. Die meisten von ihnen hatten müde Gesichter und Ringe unter den Augen. Man redete und rauchte, bis zur Pressekonferenz würde es noch eine Weile dauern. Trotzdem war es voll, keiner wollte eine überraschende Presseerklärung verpassen, falls etwas Unvorhergesehens passierte.
Das Virus war unberechenbar.
Niemand beachtete Krentler und Schickelbach, als sie durch die Lobby liefen. Plötzlich hörte Krentler seinen Namen. Überrascht drehte er sich um. Hinter ihm stand eine Frau mit einem Notizblock in der Hand und fragte „Herr Doktor Krentler, warum sind sie hier? Ist es schon so schlimm, dass sie die Pandemieexperten zur Krisensitzung rufen? Gibt es bereits erste menschliche Opfer?“
Krentler starrte sie an. Mit ruhigem Gesicht hielt sie seinem Blick stand und wartete.
„Wer sind sie?“ fragte er.
„Mein Name ist Sabine Kolk, ich arbeite für die Berliner Zeitung. Ich kenne Sie von einigen Konferenzen. Sie sind Experte für virale Pandemien, die Menschen betreffen. Warum ist ihre Anwesenheit notwendig? Was ist ihre Aufgabe?“
„Das werde ich gleich erfahren -“ Schickelbach zog ihn am Arm. Inzwischen waren die anderen Journalisten aufmerksam geworden. Kameramänner schulterten ihre Geräte, Notizblöcke wurden gezückt. Im nächsten Moment waren sie umringt von neugierigen Gesichtern, spiegelnden Linsen und Mikrofonen. Hier und dort wurde gezischelt.
Schickelbach wedelte verärgert mit den Armen. „Ich bitte sie, lassen sie uns durch. Die Pressekonferenz ist später. Ich bitte sie.“ Er zog Krentler am Arm hinter sich her. Im Aufzug blickten sie sich an. Krentler atmete tief durch. Was für eine Aufregung.
Im Sitzungssaal waren bereits alle Plätze bis auf drei besetzt. Das Licht war leicht gedimmt worden. Ein Beamer warf eine Grafik auf die Leinwand. Der Minister nickte kurz, als sie eintraten. Schickelbach wies
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