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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis
Autoren: Jessica Martinez
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dachte nicht über Musik nach – ich dachte an Jeremy King. Ich war von ihm besessen und hatte allen Grund dazu.
    Jeremy King war in der Lage, mein Leben zu ruinieren.

Kapitel 2
    Ich wurde nach einer feurigen spanischen Zigeunerin benannt. Die echte Carmen, falls Opernfiguren überhaupt echt sein können, war in Messerstechereien verwickelt, verführte jeden Matador und löste Eifersuchtsanfälle aus. Die echte Carmen hätte ganz bestimmt nicht versucht, sich hinter Büschen zu verstecken und dann, was noch viel schlimmer war, hinter ihrer eigenen Hand, wenn sie sich ihrem Erzfeind gegenüber gesehen hätte.
    Als ich an diesem Abend mit meiner Mutter auf der Veranda in der Hollywood-Schaukel saß und das Arien-Spiel spielte, bemühte ich mich, keine Gedanken an die Szene im Café oder überhaupt an Jeremy King aufkommen zu lassen. Die Regeln des Spiels waren denkbar einfach – meine Mutter summte eine Arie und ich musste die Oper nennen, aus der sie stammte. Aber es war schier unmöglich zu gewinnen, da sie jede Oper, die je komponiert worden war, in- und auswendig kannte und ich, nun ja, ich eben nicht.
    » Don Giovanni? «, riet ich und versuchte mein Bestes, um die Scham zu unterdrücken, die in meinem Magen klumpte, seit Jeremy mich angegrinst hatte.
    »Richtiger Komponist, falsche Oper«, berichtigte mich meine Mutter und summte dann weiter. Dianas Stimme war gleichzeitig strahlend und rau, wie zerknitterte Alufolie. Es war die Stimme einer Sopranistin mit Narben.
    »Sag’s mir einfach. Mozarts Opern hören sich alle gleich an.«
    »Ich kann nicht fassen, dass du das gerade gesagt hast!« Sie tat bestürzt, dabei wusste sie selbst, dass es stimmte. Dann summte sie weiter.
    »Ehrlich, sag’s mir einfach«, wiederholte ich ungeduldig. Anscheinend schlugen mir Erniedrigungen auf das Gemüt.
    Ihre Augen verengten sich und das brachte ihre Lachfalten zum Vorschein – einziger Makel in einem sonst makellosen Gesicht. » Le Nozze di Figaro «, klärte sie mich auf. »Du siehst gestresst aus. Hier, leg deinen Kopf auf meinen Schoß und lass mich mit deinen Haaren spielen.«
    Ich gehorchte. Sie summte eine neue Melodie.
    » Madama Butterfly «, sagte ich. »Ich hab wirklich keine Lust mehr zu spielen.«
    Ihr Summen verstummte. Wir lauschten dem Quietschen der Verandaschaukel, während meine Mutter meine Locken mit den Fingern kämmte. Warum war ich nur so gemein zu ihr? Sie liebte dieses Spiel.
    »Was ist denn los?«, fragte sie mich nach einer Minute. »Hast du dich mit Heidi gestritten?«
    »Nein.« Ich schloss die Augen und sah Jeremys Gesicht.
    »Also ist es wegen dem Guarneri«, stellte sie fest.
    Ich antwortete nicht. Bloß der Guarneri-Wettbewerb . Das Halbfinale war in zwei Wochen und die Endausscheidung ein paar Tage danach. Es war der angesehenste Wettbewerb für klassische Musik und alles andere als der erste Platz wäre eine Katastrophe. Man erwartete von mir, dass ich gewann.
    Bloß der Guarneri-Wettbewerb .
    Diana wusste es besser.
    »Lass uns versuchen dich davon abzulenken«, schlug sie vor. »Wie wäre es mit Kino?«
    »Keine Lust.« Ich hielt inne und dachte über ihre Stimmung nach. Sie wirkte ziemlich entspannt und es bestand zumindest die Chance, dass sie mir etwas mehr über meinen leiblichen Vater erzählen würde. Also fuhr ich fort. »Erzähl mir, wie es war, an der Met zu singen.«
    Sie seufzte, aber es klang mehr nach Kapitulation als Frustration.Eigentlich sprach sie gern von ihrer Karriere. »Ich habe dir doch schon alles erzählt, Carmen.«
    Das glaubte ich ihr nicht. Nicht mal für eine Sekunde. »Dann erzähl es mir eben noch mal.«
    »Lass mal sehen. Ich war gerade von Mailand nach New York gezogen und kannte keine Menschenseele. Mein Englisch war ziemlich gut, aber meine Aussprache …« Sie lachte auf, als sie sich daran erinnerte. »Mein Akzent war so stark, dass ich alles mindestens dreimal wiederholen musste. Ich dachte, alle Amerikaner wären schwerhörig.«
    Diesen Teil der Geschichte konnte ich mir nie so richtig vorstellen – meine Mutter die Immigrantin. Jetzt hörte man ihren Akzent kaum noch und der Rest wurde von ihrer rauen Stimme überdeckt. »Und dann?«
    »Also: Ich war gerade zwei Monate lang in den Vereinigten Staaten, als ich an einem Vorsingen an der Met teilnahm und das Engagement bekam.« Sie hielt inne und nahm eine neue Haarsträhne, um sie mit den Fingern durchzukämmen. Es fühlte sich gut an. »Es war immer mein Traum gewesen, aber als es
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