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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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dort«, sagte er, »das merke ich sofort. Es gibt keine Meteoriten, die von dieser Atmosphäre nicht abgefangen werden, so dicht ist sie. Harte Strahlung allerdings ist etwas anderes.«
    »Hm«, machte Claras, merkte sich das für eventuelle Verwendung und rieb sich die Stelle, an der Schlunke ihn berührt hatte. Dann nippte er wieder an dem kunterbunten Zeug in seinem Glas.
    »Ich stürzte mich in den Strom«, fuhr Punt fort, »und es war wie gehabt. Wir mussten aus allen Rohren feuern, und nur die extrem hoch gespannten Schutzfelder der Arcadia retteten uns, als wir in die Turbulenzen kamen. Es war kein Durchkommen. Zurück nach Atibon Legba, große Beratung erwartet – nichts davon. Zwar gab es Stimmen, es käme billiger, die Bergleute aufzugeben, aber das hörte man nur unter der Hand. Christoff tauchte auf, als Lotse. Er hatte sich gemeldet und dem Flottenkommando irgendwie eine Theorie über den Strom beigebracht. Die hatten nichts davon kapiert, glaubten ihm jedoch, so sicherheitshalber. Schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen. Die Menschen auf Boryon lebten zu diesem Zeitpunkt von einem Becher Wasser am Tag, an geraden Tagen gab es eine Injektion mit Vitaminen und Beruhigungsmitteln. Der Luftvorrat reichte für ein paar Wochen. Und dieser furchterregende Herr Masurat führte die Arcadia durch den Strom, als hätte er in dem verdammten Ding gewohnt. Mir standen die Haare zu Berge. Er steuerte den Mittelpunkt der Turbulenzen an und jagte das Schiff hindurch, während wir im Feuer unserer Waffen und Schutzfelder glühten wie ein künstlicher Stern. Wir waren weiter gekommen als alle anderen, ehe sich für uns alle Schlupflöcher schlossen. Christoff ging ans Steuer, mein Pilot hielt sich die Augen zu, und ich war wie gelähmt. Um uns war mehr Fels als Kosmos. Mehr verdammter Fels, als selbst die Bewaffnung eines Weltenkreuzers verdampfen konnte. Ich habe nicht mehr hingesehen, ich gebe es zu. Plötzlich waren wir auf der Ekliptik von Boryon, wo es nur wenige Trümmer gab, und einige Tage danach, zu unserer und ihrer Überraschung, konnten sich die Leute auf Boryon zum ersten Mal seit etlichen Wochen wieder satt essen. Wie Christoff das geschafft hat, weiß er selber nicht. Ich habe mir die Aufzeichnungen von diesem Tag angesehen. Es gibt keine Erklärung. Plötzlich war da eine Lücke. Das kommt vor. Es kommt auch vor, dass eine solche Lücke groß genug ist für ein so großes Schiff. Aber die Arcadia hatte bereits lange, bevor sich die Lücke auftat, Kurs dorthin genommen ...«
    »Und das sollen wir dir glauben?«, sagte Tullama.
    »Soll ich dir die Dateien schicken? Dann kannst du es dir selbst ansehen.«
    »Was hat denn das Flottenkommando dazu gesagt?«, fragte der alte Schlunke, der seine Erfahrungen mit der zähen Verwaltung in den Bürovierteln von A.L. hatte.
    Punt grinste. »Ich habe meine Berichte geschrieben und abgeliefert, alles nach Vorschrift, mitsamt den Bildaufzeichnungen und Maschinenprotokollen. Und ich habe nie wieder davon gehört. Ich wundere mich nicht darüber. Es ist schwer zu glauben ...«
    »Vor drei Jahren war das, da muss Christoff also schon seine Braut gehabt haben«, sagte Vliesenbrink. Punt war von dieser Bemerkung überrascht.
    »Ja – die hat ihn damals aufs Schiff gebracht«, sagte er, »und er hat ihr versprochen, dass es bei Gott sein unwiderruflich letzter Flug sein wird.«
    »Führe nicht Gottes Namen leichtfertig im Munde«, knurrte Schlunke, »sonst kriegst du Ärger mit den Päpsten.« Vliesenbrink verdrehte die Augen, und Claras kicherte albern.
    »Na gut. Er hat versprochen, es ist sein letzter Flug.«
    »Das verspricht er immer«, sagte Schlunke und schob sein leeres Glas beiseite, um seinerseits von Christoff Masurat erzählen zu können. Er pflegte seine ausladenden Handbewegungen beim Geschichtenerzählen. Die anderen wussten, was kam, wenn er sein Glas wegschob. Doch Vliesenbrink unterbrach ihn und sah forschend in die Runde.
    »Ich habe gehört, er will wirklich Schluss machen.«
    »Das wäre gar nicht gut«, meinte Schlunke.
    »Du musst nicht denken, du wärst der Einzige, der hier ist, um Christoff auf sein Schiff zu holen«, sagte Tullama. Er blickte einem nach dem anderen ins Gesicht. Die Kollegen nickten. »Ihr habt alle erlebt, was er für ein extrem guter Lotse ist, und ich brauche so einen für meinen nächsten Auftrag.« Punt betrachtete eingehend die Wölbung seines Bauches. Claras fing an, sich mit einem blitzenden kleinen Ding die Fingernägel zu
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