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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Autoren: Paul Fenzl
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nebenan treiben sich zwar viele so dunkle Gestalten rum, aber die
gehören eher zur den Gothic Leuten. Die haben sogar ein riesen Festival im
Villapark heuer. Ich glaube, so etwa in der letzten Juniwoche«, sagte die
Anna.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte der Edmund, ganz erstaunt darüber,
wie gut die Anna informiert und so.
    »Im Gegensatz zu dir nehme ich mir eben ab und zu Zeit, mit dem Karl zu
reden. Mit 16 bekommt man schon langsam mit, was um einem herum vor sich
geht. Und der Karl ist scheinbar ein guter Beobachter!«, erwiderte die Anna
nicht ohne einen anklagenden Unterton in ihrer Stimme.
    »Dann hättest du eben einen Lehrer heiraten müssen! Der hätte bestimmt mehr
Zeit gehabt, sich mit deinen Kindern zu unterhalten!«, brummte der Edmund.
    Da war es wieder, dieses leidige Thema um die Zeit, die er aus der Sicht
seiner Anna in viel zu geringem Umfang für die Familie hatte. Wenn er jetzt
wegen seines Übergewichtes auch noch Fitness machen sollte und so, dann würde
die Zeit noch knapper werden. Zumindest ein Punkt, der dagegen spricht, die
Lebensgewohnheiten wegen diesem Speck auf den Rippen zu ändern. Der Helmut
Kohl feiert dieser Tage auch schon seinen 80sten Geburtstag. Und der Kohl hat
nun wirklich kein Gewicht, bei dem ein Arzt aufs Altwerden gewettet hätte.
    »Ein Lehrer wäre mir viel zu langweilig gewesen!«, lenkte die Anna ein, die
nur zu gut wusste, dass solche Diskussionen zu nichts führen würden.
»Allerdings muss ich schon sagen, dass so ein Lehrer auch sein Gutes
hätte. Wenn der nicht gerade ein Schulleiter ist, dann hat er nämlich keine
Sekretärin, in die er sich vergucken kann!«
    Das hat gesessen, weil’s zwischen dem Köstlbacher und der Klein Edith vor
einigen Monaten schon einmal beinahe etwas gefunkt hatte. Das war damals, als
der Köstlbacher an den ›Septembermorden‹ dran war und seine Sekretärin sich als überraschend gute, logisch denkende
Mitarbeiterin entpuppt hat. Aber wirklich was gewesen war da nie!
    »Ist schon gut! Manche Leute sind eben sehr nachtragend!«, sagte der
Köstlbacher.
    »Ich und nachtragend? Das siehst du völlig falsch! Mich nervt nur jede
Minute, die du nicht zu Hause verbringst, weil alles an mir hängen bleibt!«,
beklagte sich die Anna.
    »Hast ja recht!«, lenkte der Edmund ein, nicht weil er wirklich
dachte, dass die Anna im Recht, aber weil er seine Ruhe haben wollte. Und damit
sein ›Hast ja recht!‹ auch glaubwürdiger
klingen sollte, fügte er noch hinzu:
    »Am Samstag ist Maifeiertag! Da machen wir was zusammen und wenn’s nur
ein kleiner Spaziergang ist!«
    »Versprochen?«, fragte die Anna.
    »Versprochen!«, sagte der Edmund, nahm seine Anna in den Arm und drückte
ihr einen Schmatz auf die Lippen.
    Wie wenig aus diesem Versprechen geworden ist, das weißt du ja schon. Aber
in einem musst du dem Köstlbacher recht geben: Wenn die Anna es im Leben anders
hätte haben wollen, dann hätte sie keinen Kriminaler heiraten dürfen. Und
so einer war der Edmund schon, als sie sich kennengelernt hatten.
    Nach dem Frühstück musste der Köstlbacher in die Bajuwarenstraße ins
Präsidium. Eine Menge Arbeit wartete auf ihn. Lauter Papierkram! Nicht, dass
den nicht die Klein auch hätte erledigen können. Aber die Klein eben nur
ausführendes Verwaltungsorgan. Er musste ihr schon sagen, was geschrieben
werden musste und wie. In aller Regel diktierte er seine Berichte in ein
Diktiergerät, das die Klein später abhörte und den Text in den PC tippte.
    Die Tage vor dem 1. Mai waren kühl, aber durchweg sonnig. Da kam es dann
schon mal vor, dass der Köstlbacher mit dem Rad die 2 km bis raus in die
Bajuwarenstraße gefahren ist. So machte er es auch heute. Bei der Gelegenheit
würde er diesmal sein Rad ganz unauffällig am Schulhofseingang vom AAG
vorbeischieben und quasi so aus den Augenwinkeln heraus die Szene dort
beobachten, von der seine Anna geredet hatte.
    Er war spät dran heute, am Mittwoch vor dem 1. Mai. Weil er gestern erst um
21 Uhr vom Präsidium nach Hause gekommen war, konnte er sich diese
Verspätung erlauben. Die Akten würden ihm nicht davon laufen und ein aktueller
Mordfall, der den Einsatz aller bedurft hätte, so einer stand nicht an.
    Die 200 m vom Prinzenweg bis vor zur Ampel an der Allee blieb er im Sattel.
An der Ampel hat er sowieso absteigen müssen, weil gerade auf Rot. Mit dem
nächsten Schwung Fußgänger, fast alles Schüler der oberen Klassen, die heute
vermutlich erst später Unterrichtsbeginn hatten,
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