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Vier zauberhafte Schwestern

Vier zauberhafte Schwestern

Titel: Vier zauberhafte Schwestern
Autoren: Sheridan Winn
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der Mauer suchen konnten. Sie wollten sichergehen, dass es den Schnecken gut ging und sie sich nicht verletzt hatten.
    Marina und Sky saßen bei ihren Kaninchen und Meerschweinchen auf dem Rasen und spielten mit einem Stück Kordel ein Fadenspiel.
    Die Vögel sangen, der Himmel war blau, und alle Cantrips genossen die Ruhe des warmen, sonnigen Nachmittags.
    Für einen kurzen Augenblick jedoch – einen so kurzen Augenblick, dass er kaum zu spüren war – schien sich ein dunkler Schatten über das Haus und den Garten zu legen. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es vollkommen dunkel.
    Alle blickten suchend nach oben und fröstelten. Aber am Himmel war nichts zu sehen: keine Wolke, kein Flugzeug, kein Vogelschwarm; nichts, das seinen Schatten über Cantrip Towers hätte werfen können.
    Trotzdem fühlte sich die Familie einen kurzen Moment lang unwohl in ihrem ruhigen und beschaulichen Garten.
    Als der Schatten über sie hinwegzog, streifte Grandma eine eisige Kälte.
    »Es ist plötzlich so kühl«, sagte sie schaudernd. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und rieb sich die Schultern. Dann blickte sie nach oben und wunderte sich, dass ihr an einem so strahlenden Tag dermaßen kalt werden konnte.
    Unter der Linde fragte Flame Flora: »Hast du das gesehen?«
    »Was denn? Den Schatten?«, erwiderte Flora. »Ich habe ihn mehr gefühlt als gesehen.«
    Flame blickte in den Himmel. »Es war merkwürdig.«
    »Mir ist kalt«, sagte Flora. »Komm, lass uns die anderen suchen gehen und herausfinden, ob es den Schnecken gut geht.«
     
    Nicht das Wetter oder eine Wolke waren für den plötzlichen Temperatursturz auf Cantrip Castle verantwortlich. Etwas viel Unheimlicheres war im Gange.
    Ohne dass die Familie es wusste, stieg in exakt dem Moment, als sich der Schatten über Cantrip Towers legte, eine hochgewachsene, elegant gekleidete Dame Ende sechzig aus einem Auto und ging auf ein großes Haus zu, das etwa anderthalb Kilometer entfernt lag. Ihr langes hellblondes Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen und ihre Hände waren sorgfältig manikürt.
    Die Frau stand in der breiten Auffahrt aus Kies und musterte das Haus vor sich, als sähe sie es zum ersten Mal. Sie blickte nach oben in den Himmel. Hinter ihr wuselten zahlreiche Menschen geschäftig hin und her. Sie trugen Dutzende von Koffern und Hutschachteln ins Haus.
    Als sich die Haustür öffnete, verzog die Frau ihren Mund zu einem grimmigen Lächeln. Es galt nicht den Bewohnern des Hauses, in dem sie von nun an wohnen würde, sondern der Cantrip-Familie. Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie sie ihr glückliches Familienleben zerstören würde.
    Als Flame Sky am Morgen erzählt hatte, dass niemand außer ihrer Großmutter wüsste, dass sie magische Kräfte hatten, hatte sie sich geirrt. Es gab eine Person, die ihrem Geheimnis auf der Spur war – und sie war gekommen, um sich zu rächen.

Die Tür in der Mauer

    »Los, kommt!«, forderte Flame ihre Schwestern auf. »Lasst uns mit den Rädern zur Tür in der Mauer fahren und probieren, ob wir sie aufbekommen. Dann könnten wir nach den Schnecken sehen.«
    »Wir haben doch gar keinen Schlüssel«, sagte Marina.
    »Vielleicht brauchen wir ja keinen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die Tür verschlossen ist«, gab Flame zurück.
    Die vier Schwestern stiegen auf ihre Fahrräder, die an der Wand neben der Küchentür lehnten, und fuhren über den hügeligen Rasen, am Gartenhaus vorbei und an der Schafweide entlang, auf die Bäume zu. Ihr Ziel war der Wilde Wald, der den südwestlichen Zipfel des Anwesens bildete. Hier standen die Bäume zu dicht, um hindurchzuradeln. Also ließen die Schwestern ihre Räder am Waldrand zurück und gingen zu Fuß.
    Der Wilde Wald bestand aus alten und sehr hohen Kiefern, die dunkel vor ihnen aufragten. Die Luft roch feucht und modrig, und es wuchsen weder Gras noch Pflanzen hier. Stattdessen war der Waldboden von unzähligen Kiefernnadeln bedeckt. Es gab Dutzende von Kaninchenbauten und Fuchshöhlen. Die Schwestern suchten sich vorsichtig ihren Weg durch die Bäume und achteten darauf, sowohl hervorspringenden Ästen als auch Fuchs- und Kaninchenlöchern auszuweichen. Endlich lag wieder die hohe rötliche Backsteinmauer vor ihnen, die das Gelände von Cantrip Towers umgab.
    »Da ist sie!«, sagte Sky. Ihr Zeigefinger deutete auf etwas jenseits der Bäume.
    Und da war sie: die Tür in der Mauer. Es war eine schmale Holztür mit einem Rundbogen, deren blaugraue Farbe an
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