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Viel Laerm um Stratfield

Titel: Viel Laerm um Stratfield
Autoren: Jillian Hunter
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Chloe ruhig.
    „Ein - ach, das. Das ist wahrscheinlich das quietschende alte Tor zur Auffahrt. Seit Lord Stratfield ermordet wurde, lässt Mama es nachts abschließen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das seinen Geist oder seinen Mörder draußen halten soll. Ein Geist würde wohl kaum das Tor benutzen, oder? Oh, sieh dir das an!"
    Pamela war auf die Knie gefallen und durchwühlte glücklich eine Truhe voller parfümierter Fächer, Schuhe und Schals mit Fransen. Ihre Augen leuchteten auf, als sie ein französisches Korsett aus elfenbeinfarbener Seide mit Fischbeinstäbchen fand, das seiner Trägerin eine umwerfende Figur versprach.
    Chloe konnte nicht umhin, über die schockierte Begeisterung im Ausdruck ihrer Cousine zu lachen. Manchmal tat es ihr gut, die Dinge aus Pamelas unkomplizierter Perspektive zu sehen. „Es ist den ganzen weiten Weg aus Paris hierher gekommen."
    „Kein Wunder, dass es dort eine Revolution gab."
    „Warum probierst du es nicht an?", schlug Chloe vor. „Ich werde in der näheren Zukunft ohnehin nicht viel Verwendung dafür haben."
    „Ich?" Pamela stellte sich vor den eichengerahmten Standspiegel und hielt das Korsett vor ihre bescheidenen Kurven. „Kannst du dir das vorstellen?"
    Chloe schlüpfte aus ihrem Kleid und streckte sich in Chemise, kurzem Korsett und Strümpfen auf dem Bett aus. „Wenn ich das heute Abend angehabt hätte, hätte Lord St. John vielleicht auf der Stelle um meine Hand angehalten." Dieser Gedanke hätte sie glücklicher machen sollen, als er es tat.
    „Er wäre wohl eher über dich hergefallen", berichtigte Pamela sie trübsinnig. „Du solltest dich vermutlich geehrt fühlen. Justin scheint zu glauben, dass er ein wenig zu gut für die jungen Damen in Chistlebury ist."
    „Warum trägst du das Korsett nicht unter deinem Sonntagskleid?" Chloe stützte sich auf einen Ellbogen. Sie musste wirklich verzweifelt sein, wenn ihre einzige Ablenkung darin bestand, ihre Cousine zu modischen Extravaganzen zu überreden. „Himmel, Pamela, ich glaube, du musst es ein wenig tiefer tragen. Du sollst damit doch nicht die Größe deines Kinns hervorheben!"
    „Tiefer? Aber wie soll man denn seinen ... hm ... Busen hineinkriegen?"
    „Es sieht kompliziert aus, aber der Schnitt ist wirklich schmeichelhaft für die Figur." Chloe setzte sich langsam auf und erschauerte erneut ohne Grund. Es war wieder typisch für sie, genau jetzt krank zu werden, wo Justin erwähnt hatte, dass möglicherweise Ende der Woche eine Bootspartie stattfinden würde. „Als ich es zum ersten Mal anzog, hat meine Zofe mich so eingeschnürt, dass meine eine Hälfte drin war und die andere draußen. Ich sah aus wie eine dieser Amazonen, die sich eine Brust abgeschnitten haben, um besser mit dem Bogen schießen zu können."
    Pamela wurde über und über rot. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Chloe Boscastle, aber ich habe den Verdacht, dass du dich über mich lustig machst."
    „Das tue ich nicht, ehrlich."
    Die beiden jungen Frauen schwiegen und seufzten, weil Tante Gwendolyn vom unteren Ende der Treppe nach Pamela rief.
    „Nun", sagte Pamela, „das war's für mich für heute Abend." Sie warf Chloe das Korsett zu. „Und ich habe noch nie von Amazonen gehört, aber wenn sie mit ihren Brüsten auf ihre Verehrer schießen, ist das vielleicht auch besser so."
    Sie rauschte mit einem solchen Lachanfall aus dem Zimmer, dass die Bienenwachskerzen auf der Kommode ausgingen. Die Flammen erstarben mit geisterhaft flackernden Rauchschwaden.
    Chloe glitt vom Bett und starrte in die rauchigen Schatten des dunklen Raumes. Ihr war kalt, und sie fühlte sich sehr verlassen. Sie atmete den Duft des geschmolzenen Wachses ein. Bestimmt hatte sie sich mit irgendeinem schrecklichen Leiden angesteckt.
    In der Stille erklang ein weiteres, klagendes Stöhnen, und dieses Mal gab es keinen Zweifel: Das Geräusch kam aus dem Inneren ihres eigenen Ankleidezimmers.
    Chloe war eine junge Dame, die in der Stadt aufgewachsen war. Sie hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie man auf einem ländlichen Anwesen mit praktischen Dingen umging. Es interessierte sie auch nicht. Aber eines war ihr klar, trotz ihrer vollkommenen Ahnungslosigkeit in Bezug auf das Landleben. Das klagende Geräusch, das gerade eben von hinter der Tür ihres Ankleidezimmers ertönt war, war nichts, was ein rostiges Tor verursachen konnte.
    Dominic kam wieder zu Bewusstsein und stöhnte vor Schmerz protestierend auf. Die Frauenstimme war bis in
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