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Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Autoren: David M Pierce
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Sandmann da.
    Am nächsten Morgen machte ich das Büro gar nicht erst auf. Nach ein paar nicht ganz durchen Pfannkuchen und drei Tassen vergessenswerten Kaffees in einem Thekenimbiß fand ich mich um Punkt zehn bei Mr. Lowensteins Sekretärin in der High School ein. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Schild mit der Aufschrift Miss Shirley, des Leh rers Augapfel. Miss Shirley trug einen aus einem MGM-Musical der fünfziger Jahre herübergeretteten schulterfreien U-Auschnitt, der viel bewundernswert gebräunte Haut zeigte, noch warm von irgendeiner vollgekicherten Strandparty. Weiße Pop-Halskette. Glänzend orangefarbene Fingernägel. Sie war, auf den ersten Blick, dieser Hollywood-Klassiker, die rattenscharfe dämliche Blondine, in einer Schule so fehl am Platz wie ich, wenn ich mit den Sieben Zwergen, »Hei-ho, hei-ho« singend, in den Schacht fahren wollte. Seltsamerweise war ihr Lippenstift sorglos, fast amateurhaft aufgetragen.
    Sie lächelte mich an, als ich ihr Büro betrat, lächelte, als ich ihr meinen Namen sagte, lächelte sogar freundlich meinen hellbraunen Anzug an, mein dunkelbraunes Hemd, rostbraunen Schlips, braune Halbschuhe und die eindrucksvoll aussehende oxford-rote Aktentasche aus ächtem Plaste-Leder mit dem vierzehnkarätig goldenen Schnappverschluß. Die vierzehnkarätig goldenen Initialen hielt ich mit der Hand bedeckt, da sie nicht die meinen waren.
    »Ja, hallo«, sagte sie.
    »Ebenfalls hallo«, sagte ich. Ich fragte mich, ob die Schule Abendkurse für alternde Blödmänner, die im Herzen immer noch verwundbare kleine Jungens waren, abhielt. Ich beugte mich vor, um ihren tiefblauen Augen nahe zu sein und ihr dieselbe Frage zu stellen, als sie sagte, ich könne sofort reingehen.
    Ich seufzte innerlich und ging hinein. Auch Mr. Lowenstein lächelte mich an.
    »Ich weiß«, sagte er. Er stellte gerade einige Wälzer ins Regal zurück. »Ganz schön unfair, was?« Ich tat gar nicht erst so, als wüßte ich nicht, wovon er sprach, bzw. von wem. »Ich muß mir das den ganzen Tag ansehen.« Er schüttelte traurig den Kopf.
    »Kein Job ist vollkommen«, sagte ich. »Ich nehme nicht an, daß sie auch noch tippen kann.«
    »Wie ein Dämon«, sagte er.
    Wir saßen uns an seinem Metallschreibtisch gegenüber; an dem Tisch war ein Schwenkgestell mit einer nagelneuen IBM Selectric -Schreibmaschine befestigt. Während ich ein Klemmbrett aus der ächten Aktentasche zog, fiel mir etwas ein.
    »Wo ist das Schulleiterbüro?«
    »Am Ende des Ganges.«
    »Aha«, sagte ich. »Er hält sich lieber raus.«
    »Sie sind ein Chauvi-Schwein«, sagte der Vize. »Der Schulleiter ist eine Sie, kein Er. Außerdem haben Sie unrecht; sie macht sich Sorgen, große Sorgen, aber sie ist hilflos.« Er sah aus einem seiner Fenster, dem Fenster mit Blick auf den Parkplatz, auf dem mehr Fahrzeuge aufgereiht waren als in Nord- und Südkorea zusammen.
    »Sie ist eine gute Frau«, sagte er. »Sehr klug, hervorragend in der Verwaltung, mehr als qualifiziert, erstklassige Lehrerin, aber sie ist vielleicht eine Spur altmodisch, falls Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich gab ihm zu verstehen, daß ich ihn verstand.
    »Da sie uns nun nicht im Wege ist, hätten Sie vielleicht Lust, ein bißchen zu arbeiten?«
    Ich gab ihm zu verstehen, daß ich große Lust hatte, indem ich einen schwarzen Filzschreiber hervorholte, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Firma Gebr. A & A Aaron, Optiker. Er redete, ich machte mir Notizen. Ich stellte ein paar Fragen und machte noch ein paar Notizen. Irgendwann wurde uns beiden klar, daß ich durch Nettigkeit allein nichts erreichen würde.
    »Und was lehrt uns das?« sagte er.
    Ich fragte ihn, ob er alle im Verlauf meiner Nachforschungen anfallenden Einzelheiten erfahren wolle.
    »Aber sowieso, mein Alter«, sagte er. »Ziehen Sie mich ruhig mit hinein. Ich bin jetzt auch ein großer Junge, und außerdem werde ich dafür bezahlt. Sie wollen doch bestimmt etwas Schriftliches.«
    Besser sei das allerdings, sagte ich.
    Er summte mit der Gegensprechanlage, und Miss Shirley kam hereingeweht.
    »Miss Shirley, Mr. Daniel.«
    Sie lächelte mich an.
    »Mit >E<«, sagte ich. Ich weiß nicht, warum. Ich habe das mein Lebtag noch nicht gesagt.
    »Wir brauchen ein Stück Papier, meine Liebe«, sagte Mr. Lowenstein ernst. »Eine Ausfertigung für Mr. Daniel mit >E<, das Original in den Safe. Es wird folgende Punkte umfassen: St. Stephen’s stellt durch seinen Bevollmächtigten, mich, Mr. Vorname Daniel
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