Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Autoren: David M Pierce
Vom Netzwerk:
ein teures falsches Gebiß.
    »Was kann ich für Sie tun?« An seiner linken Hand fehlten ein paar Finger.
    »Nur einen Zahnstocher, bitte«, sagte ich. »Tut mir leid, daß ich Sie bemühe.«
    »Ist doch keine Mühe«, sagte er und schob mir eine kleine Schachtel herüber.
    »Schöner Laden«, sagte ich und bediente mich.
    Er zuckte die Achseln. »Mmhmm.«
    »Sind Sie eins der Bs auf dem Schild?«
    »Nö«, sagte er. »Das frägt jeder. Das war schon da, als ich und meine Frau uns hier eingekauft haben, da haben wir’s drangelassen. Ich bin Art.«
    »Jim«, sagte ich. »Ich versuche, einen Kontrakt für Malerarbeiten in der Höheren Bildungsanstalt gegenüber zu ergattern.«
    »Ach ja?« Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen und bedachte mich wieder mit dem, was seiner Ansicht nach ein Lächeln war. Alle lächelten mich heute an; vielleicht lag das an meinem Deo. Die beiden Buben in dem Ford fuhren los, wobei sie reichlich Gummi gaben, und legten die gesamten fünfzig Meter bis zum Schulparkplatz mit dem Auto zurück.
    »Scheißgören«, sagte Art, der Philosoph mit dem roten Gesicht.
    »Ja, naja«, sagte ich. »Man sieht sich, Kumpel.«
    »Alles klar, Kumpel«, sagte Art, griff sich seine Zahnstocher und klappte seinen Schalter wieder zu. Soviel zum kunstvollen Anzapfen von Art.
    Ich verbrachte den Lieferwagen über die Straße, ohne das geringste Gummi zu geben, und ging, das getreue Klemmbrett in der Hand und das Metermaß in der Tasche, über den leeren Korridor des Verwaltungsgebäudes zu Miss Shirleys Büro.
    Miss Shirley war zugegen, frisches Make-up war üppig aufgetragen, ihre Locken waren frisch gekämmt oder gezaust oder toupiert oder wie das heißt, was sie damit anstellte. Angesichts meines Aufzugs hob sie eine unvollkommen nachgezogene Braue, benahm sich aber ansonsten völlig geschäftsmäßig, sofern sich ein Klopfer wie sie je geschäftsmäßig benehmen kann.
    »Ich würde gern«, sagte ich ihr, »einen kleinen Rundgang unternehmen, dann den Chef Ihrer Schul-Securitate kennenlernen und mir dann Zutritt zu Ihrer EDV verschaffen, und zwar in dieser Reihenfolge, bitte.«
    »Folgen Sie mir, Picasso«, sagte sie.
    Und der Rundgang war tatsächlich kurz; ich wollte damals sowieso nur einen Blick in die Lagerräume und die Schüler-Umkleideräume werfen. Also besah ich die Lagerräume — es waren Räume, in denen Sachen gelagert wurden — und dann die Umkleideräume, von denen es, wie sich herausstellte, zwei gab, für jedes Geschlecht einen, was mich auch nicht sehr erstaunte. Sie befanden sich im Sport-Flügel, welcher von den anderen Gebäuden abbog, und zwar gleich neben der Turnhalle, was mich wieder nicht überraschte. Die Schließfächer waren die üblichen Metallspinde, in zwei Reihen übereinander, jedes mit einer Nummer und einem eingebauten Kombinationsschloß. Dann eskortierte mich die Vision namens Miss Shirley durch endlose Korridore bis zum Büro des Sicherheitschefs, einem Mr. Dev Devlin, dem sie mich vorstellte und dem sie erläuterte, wer ich war und was ich durfte. Dann ging sie; ich konnte nicht anders; ich mußte ihr nachblicken. Aber ich konnte mich gerade noch beherrschen, ihr nachzupfeifen. Vielleicht wurde ich ja doch noch erwachsen.
    Auf dem Weg zu Devlins Büro hatte ich versucht daraufzukommen, warum mir die Schule so anders vorkam als damals die Schulen zu meiner Zeit. Sie sah anders aus, sowieso, mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Ekelpastellfarben an den Wänden anstatt des guten, ehrlichen Hab-A-A-gemacht-Braun und Mußte-mal-kotzen-Grün, und die Tische, soweit man sie durch eine gelegentlich offenstehende Klassenzimmertür sehen konnte, waren auch anders, sowieso, da sie zeitgenössische Arbeitsplätze waren und keine guten, ehrlichen, zu kleinen, mit kindlichen Schnitzereien übersäten Schreckensdinger. Und in einigen Klassenzimmern waren die Kinder über Computer gebeugt anstatt über Bücher, und die Wandtafeln waren jetzt aus irgendeinem Grunde grün, so, wie Tennisbälle grün sind und Haare grün sind, aber der größte Unterschied, fand ich, lag darin begründet, daß die Korridore ruhig waren. Zu meiner — zugegebenermaßen kurzen — Zeit wurden Schulen so geplant, daß sie so laut wie möglich waren. Warum? Gott mag es wissen; wahrscheinlich Geld. Wenn man alles gründlich durchdacht hat, kommt man früher oder später immer aufs Geld —, aber diese Korridore bestanden aus lärmabweisenden, schaumstoffgepolsterten Linoleumfußböden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher