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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich
Autoren: Bernard Jakoby
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ist. In der IADC-Sitzung wird die Wiederbegegnung, unabhängig davon, wie schwer ein Trauma war, als Befreiung von Hass und Groll erlebt.
    Heilung kann erfolgen, wenn der Verstorbene Reue zeigt, sich entschuldigt, die Verantwortung für sein Handeln übernimmt und um Vergebung bittet. Nur Vergebung versöhnt Opfer und Täter.
    Ich möchte an dieser Stelle einen sehr bewegenden Fall schildern. Christopher und seine beiden Schwestern wurden in ihrer Kindheit von ihrem Vater misshandelt und missbraucht. Seine Schwester Jill nahm sich als Jugendliche das Leben, die andere, Fran, kurz vor Beginn einer Therapie. Christopher litt unter Albträumen und wollte sterben. In der ersten Sitzung begegnete er Fran.
    »Ich habe in meinem Geist meine Schwester gesehen. Sie sah sehr glücklich aus. Ich habe sie nie glücklich gesehen. Sie sagte, ihre Selbsttötung tue ihr leid, weil sie wisse, wie mir das zusetzte. Dann sagte sie etwas Wunderbares: ›Gib nicht auf. Mutter und Jill sind hier und es geht ihnen gut. Was auch immer du tust, nehme dir nicht das Leben. Gib nicht auf.‹« 57

    Kurz nach dieser Sitzung erlebte Christopher einen spontanen Nachtodkontakt mit seinem Vater, der ihn um Vergebung bat. Christopher wurde durch seine Angst aufgeweckt. Nach diesem Erlebnis war er bereit, sich seiner tiefen Wut und Traurigkeit zu stellen, und trat seinem Vater gegenüber.
    »Erst habe ich ihn weggestoßen. Ich konnte es nicht ertragen, in seiner Nähe zu sein. Ich schaute ihn an, und es war ganz komisch. Mein Vater sah sehr besorgt aus. Ich spürte deutlich, er wusste, wie sehr er mich und meine Schwestern verletzt hatte. Nach meinem Empfinden tat es ihm wirklich leid. Und das habe ich das allererste Mal bei ihm wahrgenommen. Er sagte immer wieder, es tue ihm leid. Wissen Sie, ich hatte das Gefühl, er bedauert es wirklich. Er sagte, das solle keine Ausrede sein, aber er habe so gehandelt, weil sein Vater ihn auch so behandelt habe. Was er uns angetan hat, das finde ich weiterhin ganz und gar nicht in Ordnung, aber ich fühle mich jetzt wirklich anders – als ob ich ihm vergeben könnte.« 58
    Nach eigenen Angaben fühlte sich Christopher nach mehreren IADC-Sitzungen wesentlich besser. Die quälenden Erinnerungen, Albträume und Suizidgedanken waren verschwunden.
    Wir können die Vergangenheit nicht ändern, wir können sie nur so akzeptieren, wie sie war, um mit dem Geschehenen ins Reine zu kommen. Vergebung ist stets der Schlüssel dafür, Dinge, die uns quälen, aufzulösen. Solange wir einem Verstorbenen gegenüber negative Gefühle empfinden, sind wir auf ungute Weise weiter mit ihm verbunden.
    Um eine Sache in der Vergangenheit zu einem Abschluss zu bringen, ist es von großer Wichtigkeit, den anderen so anzunehmen, wie er wirklich war. Dazu gehören seine Fehler und Schwächen, selbst wenn noch so viel Leid daraus entstanden ist. Wut und Groll verstellen den Blick auf die Wahrheit, blockieren die Trauer und ziehen im eigenen Inneren stets negative Gedanken nach sich. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr verändern, noch können Dinge, die getan oder gesagt wurden, rückgängig gemacht werden.
    Wir sind manifestierte Geschöpfe der göttlichen Liebe, um gemeinsam die bedingungslose Liebe auf der Erde zu verwirklichen. Liebe hegt keinen Groll gegen irgendwen. Alles, was verletzt, unabhängig davon, ob als Opfer oder Täter, ist keine Liebe, da Verletzungen stets nur neue Verletzungen nach sich ziehen. Liebe stellt keine Bedingungen und ist von ihrem Wesen her rein und klar.
    Vergebung suchen
    Wer wirklich Vergebung sucht, wird von Traurigkeit und Schuldgefühlen geplagt. Allan Botkin berichtet, dass derartige Gefühle notwendiger Ausgangspunkt für therapeutische Nachtodbegegnungen sind. Wenn sich jemand wirklich schuldig fühlt für das, was er einem anderen angetan hat, zeigen das Trauer und Mitgefühl für den Verstorbenen.
    Sobald es in einer eingeleiteten Nachtodbegegnung zum Verzeihen kommt, lösen sich Angst, Wut, Schuld und Traurigkeit auf und führen zu einem tiefen Mitgefühl, dem Fundament des menschlichen Wesens. Vergebung heilt, da sie ein Akt der Liebe ist.
    Das ist der Weg, der von jedem Menschen nach seinem Tod beschritten wird: Um in die Liebe zu erwachen, schauen wir der eigenen Wahrheit ungeschminkt ins Gesicht. Das ist ein Akt höchster Selbsterkenntnis. Durch das Erkennen unserer Fehler und der Konfrontation mit den Auswirkungen unserer Gedanken, Worte und Taten finden wir durch aufrichtiges Bedauern
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