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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Patrick aber dennoch zu, dass ihre Gefangenschaft eher Stunden als Tage gedauert hatte. Sie blieb stehen und sah sich um.
    »Wie jetzt weiter?«, fragte Mona und musste zugeben, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte, was nach den beiden Kavernen kam.
    »Wir müssen einen engen Durchlass in der Mitte der zweiten Kaverne nach rechts nehmen«, behauptete Patrick, doch Kylah schüttelte den Kopf.
    »Nein, das war erst später. Vorher kam noch etwas anderes.« Sie kaute auf ihrer Lippe und dachte nach. Für einige Momente war es völlig still. Es war auch kein Wasser zu hören. Doch dann erklang so etwas wie das leise Rieseln von Sand. Und dann rollte ein kleiner Stein von irgendwo herab. Die Kinder zuckten zusammen und sahen sich um. Waren das Schritte? Ein leises Knirschen. Dann fiel weiter hinten in dem Gang, aus dem sie gekommen waren, ein Stein herab, schlug ein paarmal auf und blieb liegen.
    »Meint ihr, dort ist jemand?«, raunte Patrick den Mädchen zu.
    Mona zog den Kopf zwischen die Schultern. Es kribbelte unangenehm in ihrem Nacken.
    »Ich habe das Gefühl, wir werden beobachtet«, gab sie ebenso leise zurück.
    Wieder ein Geräusch. Dieses Mal jedoch von der anderen Seite.
    »Vielleicht bilden wir uns etwas ein«, versuchte Patrick abzuwiegeln. »Es kommt aus unterschiedlichen Richtungen. Möglich, dass es nur die normalen Geräusche in einer solchen Höhle sind.«
    Mona nickte stumm. Möglich war es, aber wahrscheinlich? In einem Höhlenlabyrinth, in dem eine Horde Gnome und Elfen hinter ihnen her waren? Doch was nützte es, darüber zu spekulieren? Sie konnten nur weiter nach dem Ausgang suchen und hoffen, dass man sie nicht zurückhielt. Wenn sie sich an den richtigen Weg erinnerten!
    »Ich weiß es wieder!«, vermeldete Kylah, die anscheinend gar nicht zugehört hatte. »Nach der Kaverne müssen wir uns nach links wenden. Dort geht schräg ein Gang ab. Ich nehme an, es ist der dort drüben.«
    Patrick murrte zwar, weil er sich an diesen Teil der Beschreibung nicht mehr erinnern konnte, aber er folgte Kylah, die bereits in den Gang einbog. Mona beeilte sich, dicht hinter ihnen zu bleiben. Sie hatte ständig das Bedürfnis, über die Schulter zurückzusehen, doch sie unterdrückte den Impuls. Wenn ihnen jemand folgte, dann war er vermutlich ohnehin so geschickt, dass er sich nicht sehen ließ. Und vielleicht wollte sie auch gar nicht so genau wissen, was da hinter ihnen herschleichen mochte.
    Sie folgten einem Gang mit unebenem Grund, der immer steiler bergan stieg und zunehmend schmaler wurde. Hatte der Kobold nicht von so etwas gesprochen? Mona versuchte sich seine Worte ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie konzentrierte sich so sehr, bis sie glaubte, seine knarzende Stimme hören zu können.
    Es geht steil hinauf und wird immer schmaler, bis der Gang in eine Höhle mündet. Nehmt den engen Durchlass ungefähr in der Mitte und wendet euch nach rechts. Dann trefft ihr auf das alte Hauptbett des Höhlenflusses, das euch den Weg nach draußen weist.
    Sie wiederholte die Worte immer und immer wieder lautlos im Takt ihrer Schritte. Das lenkte sie auch von dem unangenehmen Gefühl ab, dass ihnen Blicke folgten, die sich in ihren Rücken zu bohren schienen. Außerdem wurde der Gang nun wirklich unangenehm schmal. Die Felsen schienen sich um sie zu schließen. Längst schon konnte sie die Wände zu beiden Seiten mit den Händen berühren. Es war, als sauge ein steinerner Trichter die Fliehenden in sich ein. Um sie in seinem engen Schlund, wo es kein Entkommen gab, zu vernichten?
    »Das riecht geradezu nach einer Falle«, murmelte Patrick, und auch Kylah blieb immer wieder stehen und sah sich mit besorgter Miene um.
    »Mir gefällt das auch nicht, aber wohin sollen wir sonst gehen?«
    Die beiden sahen Mona an, um ihre Meinung zu hören. Sie seufzte.
    »Auch wenn es uns nicht gefällt, ich denke, wir sollten den Anweisungen des Kobolds weiter folgen. Wenn er recht hat, dann sollten wir bald auf einen Teil des Labyrinths stoßen, das zumindest Kylah wiedererkennen wird.«
    Ihre Begleiter nickten, und so setzten sie ihren Weg langsam fort, obgleich die Wände nun bereits ihre Schultern streiften. Mona hatte das Gefühl, nur noch schwer atmen zu können. Die niedere Decke schien sie erdrücken zu wollen. Und es wurde noch enger! Mühsam tasteten sie sich seitwärts an den Wänden weiter, bis Kylah einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Sie hatten das Ende erreicht und stolperten in eine Höhle, die ihnen nach der
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