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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht
Autoren: Mandy Hubbard
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offiziell sechzehn Jahre alt. Süße sechzehn? Nicht wirklich. Ich bin nicht mehr süß, seit ich aufgehört habe, täglich ein Dutzend Kaugummikugeln in mich hineinzustopfen. Und das war in der Grundschule.
    Meine Geburtstage werden von Jahr zu Jahr schlimmer. Wenn ich siebzehn bin, stecke ich wahrscheinlich in meiner achten Lebenskrise.
    Nach der Toilette gehe ich zum Waschbecken. Ich habe keine Lust, zum Unterricht zurückzukehren, also verbringe ich mindestens fünf Minuten mit Händewaschen. Ein paar mausbraune Strähnen haben sich aus meinem vom Duschen noch feuchten Pferdeschwanz gelöst. Ich benutze kein Make-up, denn selbst die teuerste Wimperntusche könnte meine braunen Augen nicht zum Strahlen bringen. Und meine schmalen Lippen würden auch nicht voller wirken, wenn ich tonnenweise Lipgloss verwenden würde. Mein Kleid hängt schlaff an mir herunter, denn ich bin etwas zu dünn und habe zu wenig Oberweite.
    Bevor ich mich auch noch über meine Ohren auslassen kann, kommt Nicole herein. Ihre schicken, kleinen Stiefeletten klackern über die weißen Fliesen.
    Â»Oh, gut, dass ich dich treffe«, sagt sie, als hätte sie nicht gerade die ganze Biostunde damit verbracht, mich zu ignorieren.
    Â»Hallo«, erwidere ich und trockne meine Hände an einem Papiertuch ab. »Was gibt’s?«
    Nicole geht zum Waschbecken und beginnt sich die Hände zu waschen, obwohl sie noch gar nicht auf der Toilette war. Sehr verdächtig! Sie beugt sich so weit vor, dass ihr der blonde Pony in die Augen fällt und sie mich nicht ansehen muss. Die silbernen Armreifen an ihrem Handgelenk klimpern, während sie die Hände unter den Wasserstrahl hält. Nicole ist in diesem Sommer ganz schön gewachsen. Und jeden Tag trägt sie ein anderes Teil aus ihrer offensichtlich gigantischen neuen Herbstgarderobe. Die Jeans, die sie heute anhat, sieht aus, als hätte sie zweihundert Dollar gekostet.
    Â»Nicht viel«, antwortet sie und drückt immer wieder auf den Seifenspender, bis die zähe Flüssigkeit von ihrer Hand tropft.
    Ich wende den Blick ab und tue so, als würde ich meinen Pferdeschwanz richten. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf heute Abend freue. Ich wünschte, ich hätte meine Mum dazu bringen können, alles abzublasen.«
    Sie schaut im Spiegel zu mir auf. Ihre Haut sieht heute wirklich gut aus und ich entdecke nur ein paar wenige Schönheitsmakel an Kinn und Nase. Ihre Mum hat sie wahrscheinlich wieder zum Hautarzt geschleppt, denn sie suchen schon ewig nach einem wirksamen Mittel gegen Nicoles Akne. »Ach übrigens …«, beginnt sie.
    Ich sehe sie an und warte darauf, dass sie weiterspricht.
    Â»Ich habe irgendwie vergessen, dass heute deine Party ist. Ich meine, nur ganz kurz. Ben und ich waren letzten Samstag verabredet und da hat er mir von seiner großartigen Idee für unseren Kennenlerntag erzählt, weil wir doch jetzt drei Monate zusammen sind, und ich habe zugesagt, bevor mir klar wurde, dass am selben Tag deine Party steigt …« Sie spricht hastig und dreht den Wasserhahn voll auf, das Wasser spritzt auf ihre Hände und hinterlässt große Schaumtropfen überall am Waschbeckenrand.
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Am Ende des letzten Schuljahres hat Nicole ihren ersten Freund kennengelernt. Für eine Weile lief alles wie immer, doch seit August scheint es in Nicoles Leben nicht mehr genug Platz für eine beste Freundin und einen Freund zu geben. Das schüchterne Mädchen, mit dem ich seit sechs Jahren befreundet bin, hat sich zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelt. Ich freue mich wirklich für Nicole, aber ich habe keine Ahnung, was das für mich bedeutet. Ist sie dabei, mir über den Kopf zu wachsen? Wird sie mich irgendwann vergessen? Sie hat sich verändert, aber ich bin immer noch dieselbe.
    Irgendetwas wird passieren.
    Ich halte mich am Waschbeckenrand fest, obwohl alles ganz nass ist. »Du verarschst mich, oder?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich komme nur etwas später, ich schwöre es.«
    Â»Wohin geht ihr denn?« Ich hoffe nur, dass sie einen verdammt guten Grund hat. Mindestens so was Wichtiges wie ein Lottogewinn, bei dem sie den Tippschein persönlich einlösen muss.
    Â»Er will mit mir ins Anya’s am Hafen. Weißt du, wie cool es dort sein soll? Ich feiere zum ersten Mal ein Dreimonatiges, und es
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