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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht
Autoren: Mandy Hubbard
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Werbeveranstaltung. Wie immer dreht sich alles nur um ihren dämlichen Terminkalender und ihr BlackBerry.
    Sie legt beides fast nie aus der Hand, aber normalerweise stört mich das nicht. Ich zucke nicht mal mit der Wimper, wenn sie beim Abendessen telefoniert – obwohl sie mir oder meinem Bruder das nie erlauben würde –, denn eigentlich ist mein Dad an allem schuld.
    Nachdem er sich aus dem Staub gemacht hatte, war sie monatelang am Boden zerstört. Dann stürzte sie sich in den Aufbau einer eigenen Firma, um nicht von den Unterhaltsschecks meines Vaters abhängig zu sein. Als sie zum ersten Mal in großen Buchstaben Annahme verweigert! auf einen der Umschläge schrieb, war das für uns ein Grund zu feiern.
    Aber das liegt alles schon Jahre zurück und seitdem hat sie nur noch geschuftet. Sie plant ein Event nach dem anderen, gönnt sich nie eine Pause und hetzt jeden Tag von Termin zu Termin. Der Kühlschrank ist mit Pizzaresten und chinesischem Fastfood vollgestopft und ihr Bett bleibt oft unbenutzt. Wahrscheinlich hat sie den großen Whirlpool, den sie sich in ihrem Traumbad hat einbauen lassen, noch kein einziges Mal benutzt.
    Ich zucke die Schultern und schlucke die Worte hinunter, die ich ihr am liebsten an den Kopf werfen würde. Warum soll ich mich mit ihr anlegen? Das bringt sowieso nichts. Ich muss einfach nur diesen Abend durchstehen und danach so tun, als hätte die alberne Party niemals stattgefunden. Außerdem kommt Nicole in etwa einer Stunde. »Ist schon okay«, sage ich.
    Doch dann entdecke ich eine schlanke, zierliche Frau, die mit einem strahlenden Lächeln auf uns zusteuert – und es ist überhaupt nichts mehr okay. Die Frau trägt eine enge khakifarbene Hose, eine knallrosa Paisleybluse und eine Frisur, für die sie mindestens zwei Liter Haarspray verbraucht haben muss. Obwohl sie noch meterweit entfernt ist, breitet sie schon die Arme zu einer überschwänglichen Begrüßung aus.
    Aber es ist nicht die Frau, die mir einen Schauer über den Rücken jagt, es ist das Mädchen, das hinter ihr läuft. Janae! Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und bleibt mit ihren hochhackigen schwarzen Riemchenschuhen fast im Rasen stecken. Sie trägt ein schwarzes schulterfreies Top und eine teure Jeans, die wie angegossen sitzt.
    Ich schlucke und versuche die Ruhe zu bewahren, als der Fluch meines Daseins mir in die Augen blickt. Janae braucht einen Moment, um zu realisieren, dass ich es bin, die da auf der Terrasse steht. Ihre finstere Miene nimmt zuerst einen überraschten Ausdruck an … und dann pure Freude.
    Jetzt bin ich geliefert.
    Meine Mutter strahlt, als sie die Frau sieht. »Jean! Wie schön, dass Sie es einrichten konnten!«
    Die Frau haucht ihr ein paar gekünstelte Luftküsse auf die Wangen und meine Mutter macht auch noch mit. Sind wir hier etwa in Frankreich?
    Â»Aber natürlich, Linda! Das alles hier ist hinreißend. Einfach hinreißend. Obwohl ich mir für Janaes Party noch mehr Blumen wünschen würde. Und wir haben uns gerade gefragt, ob so ein Punschbrunnen nicht ein wenig … altmodisch ist?«
    Oh Gott, sie zerpflücken meine Party.
    Janae steht neben ihrer Mutter, ihre Lippen beben verdächtig. Wahrscheinlich lacht sie sich gerade innerlich kaputt über meinen Aufzug und die altmodische Punschschale – äh, den Punschbrunnen.
    Mum nickt, als würde sie den beiden absolut zustimmen. Dabei hat sie den Brunnen selbst ausgesucht, ich habe sogar gehört, wie sie am Telefon darüber sprach. »Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, aber Kayla wollte diesen Brunnen unbedingt. Und Sie wissen ja, wie Mädchen in diesem Alter sind.«
    Mir fällt die Kinnlade herunter, doch das bekommt Mum nicht mehr mit. Sie hat sich längst bei Jean untergehakt. »Wir können später über die Einzelheiten sprechen. Sie bleiben doch noch? Außerdem würde ich gern ein Motto für Janaes Party vorschlagen. Twilight soll im Moment sehr angesagt sein. Wir könnten doch das Thema Vampire wählen.«
    Ich schlucke. Das muss ein schlechter Scherz sein.
    Janae macht einen Schritt auf mich zu. »Oh, na klar, Vampire. Klingt großartig.«
    Mum strahlt übers ganze Gesicht und bemerkt den sarkastischen Unterton in Janaes Stimme offensichtlich nicht.
    Wo bleibt Nicole? Ich sehe auf die Uhr. Sie hat versprochen, höchstens eine Stunde später
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