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Verwandte Seelen

Verwandte Seelen

Titel: Verwandte Seelen
Autoren: Nica Stevens
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seiner Wasserflasche, bevor er weitersprach: „Bis heute weiß keiner, ob er ihnen wirklich Unterschlupf gewährte. Bevor es jedoch wirklich zum Äußersten kam, tauchten beide wieder auf. Ihnen wurde jeglicher Umgang miteinander verboten – sonst drohte Krieg. Dougal setzte ein Gesetz in Kraft, das den Unsterblichen und Menschen jeden Kontakt miteinander verbot, auch Freundschaft. Würde es jemand wagen, sich nicht daran zu halten, so wurde er mit dem Tode bestraft.“
    „Es war bestimmt nicht leicht für euch, unter diesen Voraussetzungen eure Freundschaft aufrechtzuerhalten“, warf Dexter ein.
    „Dageus kehrte zu seinem Clan zurück und deine Mutter in euer Dorf. Niemand durfte darüber reden.“ Grimmt räusperte sich. „ . . . Und dann bemerkte man nach ein paar Monaten, dass sie schwanger war. Als man sie fragte, wer als Kindesvater in Betracht kam, gab sie einen Mann aus dem Nachbardorf an.“
    Ich sprang auf. „Seht ihr! Damit wäre doch wohl alles geklärt. Mein Vater war ein Mensch.“
    „Zufälligerweise“, fuhr Grimmt fort, ohne mich ausreden zu lassen, „war dieser Mann ein paar Tage zuvor ertrunken. Man konnte ihn also schlecht dazu befragen.“
    „Warum sollte meine Mutter lügen?“
    „Um dich zu beschützen, Samantha! Wenn Dougal von ihrer Schwangerschaft erfahren hätte, wärst du jetzt nicht am Leben.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Meine Mutter Samantha kam bei meiner Geburt ums Leben. Ich trug ihren Namen. Wie oft hatte ich versucht, sie mir vorzustellen . . . Hatte sie sich wirklich in einen Unsterblichen verliebt?
    „Wir waren auf den Weg in euer Dorf, um noch einmal mit James und Maggi zu reden. Sie hatten die Aussage deiner Mutter aufrechterhalten, damit erst gar nicht jemand auf die Idee kam, du könntest kein normaler Mensch sein. Ich wollte mir ein Bild von dir machen, wie du dich entwickelt hast. Bei der Beerdigung deiner Mutter hatte ich dich das letzte Mal gesehen. Das war einen Tag nach deiner Geburt.“
    „Was ist mit Dageus? Wusste er von der Schwangerschaft?“, fragte ich.
    „Jakes Vater überbrachte ihm die Nachricht vom Tod deiner Mutter. Dich verschwieg er jedoch. Die Gefahr wäre einfach zu groß gewesen. Niemand hätte ihn davon abhalten können, dich zu sehen.“
    „In seinem unendlichen Schmerz entschied sich Dageus für den Tod“, flüsterte Dexter ehrfurchtsvoll.
    „Seit dieser Zeit verachtet und hasst Dougal die Menschen. Dageus war sein einziger Sohn . . .“
    „DOUGALS Sohn?“, schrie ich.
    „Ja, Samantha! Dougals einziger, geliebter Sohn! Wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass DU Dageus’ Tochter bist, so halte ich daran fest. Denn dann bist du unsere letzte Hoffnung . . . unsere letzte Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft . . . eine letzte Hoffnung für das Überleben der Menschen . . . eine letzte Hoffnung auf Frieden.“
    Dexter hüpfte hoch und klatschte aufgeregt in die Hände. „Du bist es, darauf verwette ich meinen Arsch!“
    „Jake und ich haben lange darüber geredet, was die Unsterblichen veranlasst haben könnte, euer Dorf zu überfallen. Letztendlich bleibt eigentlich nur eine sinnvolle Schlussfolgerung. Dougal muss einen Tipp bekommen haben. Er weiß nun von deiner Existenz und wollte sich wohl selbst davon überzeugen. Doch er vermutet in dir nicht die Tochter seines Sohnes, sondern nur den Abkömmling deiner Mutter.“
    Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. „Aber ich habe rotes Blut, ich bin verletzbar. Ich bin STERBLICH . . . !!!“

4. Geheilt
    Wir gingen schweigend zurück zu unserem Lager, wobei jeder seinen eigenen Gedanken nachging.
    Entlang des Waldrandes hatten Grimmts Männer inzwischen Zelte aufgeschlagen, deren Wände im Wind flatterten. Für April war es tagsüber schon relativ warm, nur der Wind fühlte sich kalt an. Dunkle Wolken zogen über die schneebedeckten Berge zu uns herüber. Es würde wohl eine stürmische Nacht werden.
    Sally kam uns entgegen. „Sam, wo warst du denn solange? Ich habe mir schon Sorgen gemacht“, flüsterte sie mir zu und schaute zu den Unsterblichen hinüber, die ihr Lager etwas abseits der Menschen aufgeschlagen hatten.
    Jake war nicht unter ihnen.
    „Es geht mir gut“, erwiderte ich.
    Doch in diesem Moment bemerkte sie meinen Verband. „Was ist denn mit deiner Hand passiert?“
    Ich sah Grimmt flehend an, doch der lächelte nur und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Komm, Dexter! Die anderen brauchen gewiss noch etwas Hilfe.“ Damit zog er
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