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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten
Autoren: Kendra Leigh Castle
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achtzugeben.«
    »Dann lasst uns noch mal von vorn anfangen«, sagte Lucan. »Wir bauen uns etwas Eigenes auf. Lassen uns auf die Welt ein, die wir uns so übereilt ausgesucht haben, und warten nicht länger auf einen Gnadenakt, der niemals kommen wird. Das hier, Brüder, ist nicht die Antwort.«
    »Es ist die einzige Antwort«, widersprach Sariel heftig. »Chaos hat die Wahrheit gesehen, während ich blind war. Ich bin bereit, dieses kalte Leben aufzugeben und wirklich zu leben. Schau uns doch an, Lucan!« Er breitete die Arme aus, ein Bild von Schönheit und Macht. »Wir versuchen, die Erde von unseren Brüdern zu erlösen, dabei sollten wir diese Erde beherrschen! Wir haben viel zu lange in Zwietracht gelebt. Es wird Zeit, dass wir uns mit den Dunklen Gefallenen aussöhnen. Betrachte dich als Versöhnungsgeschenk … Bruder.«
    Sariel richtete den Blick auf die Ältesten zu seiner Linken. »Armaros, sperr die anderen wieder ein. Baraquel, stell dich hinter sie, falls sie einen Fluchtversuch machen.«
    Im Handumdrehen hatte Damien seine Dolche herausgezogen und sich vor Ariane gestellt, die sich wünschte, ebenfalls einen Dolch zu haben, irgendetwas, womit sie Sariel und den anderen Paroli bieten könnte.
    »Rühr sie an und ich bringe dich um«, knurrte Damien.
    Sariel sah ihn lediglich ein wenig irritiert an. »Nein, das wirst du nicht.«
    Ariane spürte eine kalte Hand an ihrem Oberarm und etwas Stählernes hinten am Kreuz. Ihr war klar, dass sich alle Ältesten mit Ausnahme von Lucan und Sam Sariel angeschlossen hatten … und Chaos. Damiens Kopf flog herum, und mit Entsetzen stellte er fest, dass der Älteste mit dem Namen Ezekeel Ariane fest gepackt hielt.
    »Kommt«, sagte Sariel. »Ich begleite euch.«
    Als er sich umdrehte, sah Ariane, dass seine Flügel, genau wie die seiner Brüder, pechschwarz geworden waren.
    Am Ende machte der Gang einen Bogen, und dann standen sie vor der massivsten Tür, die Ariane je gesehen hatte. Sie war aus irgendeinem Metall, und obwohl sie offensichtlich alt war, glänzte sie noch immer. Hier fühlte sich die Luft schwerer an, geladen mit einer Macht, die über Arianes Haut zuckte und zischte. Es war unangenehm, und je näher sie der Tür kamen, desto schlimmer wurde es. Dennoch – ihr blieb keine Wahl. Jedes Mal, wenn sie langsamer wurde, bohrte sich die Spitze von Ezekeels Dolch in ihren Rücken. Damien warf ihr zwar immer wieder einen Blick über die Schulter zu, aber auch er konnte nichts tun.
    Sie gingen hintereinander, Lucan vorneweg, dann Damien, dann sie. Sariel führte sie gemeinsam mit seinem Bruder Azazel an. Als sie schließlich vor der Tür stehen blieben, wandte Sariel sich mit fester Stimme an Lucan.
    »Tu ein letztes Mal deine Pflicht, Bruder.«
    Lucan trat vor, und Ariane fiel wieder ein, wie Sammael ihr erzählt hatte, dass Lucan jahrhundertelang Chaos’ Wärter gewesen war. Er hatte dafür gesorgt, dass Chaos gerade genug Nahrung erhielt, um in dem Dämmerschlaf zwischen Wachen und Schlaf zu bleiben. Lucan hatte eine bemitleidenswerte Existenz gehabt … und trotzdem war er längst nicht so verbittert wie die meisten seiner Brüder.
    Kaum hatte Lucan die Hand auf die Tür gelegt, schien eine glänzende Naht sie in zwei Hälften zu teilen. Die beiden Hälften schwangen langsam auf und gaben den Blick auf einen pechschwarzen Raum frei. Nicht einmal das Licht vom Gang konnte den dicken Vorhang aus Schwärze durchdringen, der im Eingang zu hängen schien. Die Luft war zum Schneiden, und das Atmen fiel Ariane immer schwerer.
    Sariel trat zur Seite und sah die drei erwartungsvoll an. Zum ersten Mal wurde Ariane gewahr, welche Aufregung ihn gepackt hatte, und ihr drehte sich beinahe der Magen um.
    »Rein. Alle drei. Ich habe ihn genügend gefüttert, dass er aufwacht. Er wartet schon.«
    Ariane ging an Sariel vorbei, und kaum war sie über die Schwelle getreten, verschwand die Klinge aus ihrem Rücken.
    Zunächst konnte sie nichts erkennen. Sie atmete das wenige an Luft ein, das sie trotz des seltsamen Drucks in ihre Lungen saugen konnte. Eine Hand griff nach ihrer.
Damien.
Sie drückte sie.
    Egal was uns erwartet, Kätzchen, wir gehen gemeinsam unter.
    Sie brachte es nicht über das Herz, ihm zu antworten, wollte nicht akzeptieren, dass es vermutlich so kommen würde. Da hatte sie so viel gekämpft, so viel gewagt, und nun sollte sie doch diesem Wesen zum Fraß vorgeworfen werden. Sie dachte an die Illustration in ihrem Buch, und ihr sträubten sich die
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