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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Vorbeigehen bewundert und sich dann wieder auf die Suche nach Manon gemacht, hätte ihn die Vampirin nicht so angestarrt.
    Es war auch kein bloßes Starren. Sie sah ihn vielmehr so an, als stelle sie sich vor, er wäre eine Schüssel voll Schlagsahne, die sie vernaschen würde.
    Vielleicht, dachte Damien, als die Vampirin so süß errötete und den Kopf senkte, würde dieser Abend kein kompletter Reinfall werden, auch wenn Manon sich nicht blicken lassen sollte.
    Er ging zu ihr hinüber, beugte sich hinab und sog den verführerischen Duft von Blumen und Vollmond in sich auf, ehe er sie ansprach.
    »N’Abend, Kätzchen. Wie wär’s mit ein bisschen Gesellschaft? Ich kann es kaum ertragen, so ein hübsches Ding allein hier rumsitzen zu sehen.«
    Als sie den Kopf drehte und ihn anschaute, fielen Damien sofort zwei Dinge auf. Erstens: Was er aus der Ferne für hübsch gehalten hatte, war aus der Nähe betrachtet absolut einzigartig. Und zweitens: Ihre Augen hatten die Farbe schottischen Heidekrauts. Die Kombination konnte nur eines bedeuten.
    »Verdammter Mist«, platzte er heraus. »
Sie
sind die Grigori?«
    Sie kniff ihre erstaunlichen Augen zusammen. Ihre Stimme hatte etwas Melodiöses, und sie sprach mit einem leichten Akzent, den er nicht einordnen konnte.
    »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind oder was Sie wollen«, sagte sie steif. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich … ich warte auf jemanden.«
    Ungläubig schaute Damien zu, wie sie ihm den Rücken zukehrte, ohne ihn noch eines Wortes für würdig zu befinden. Er war ja nun wirklich an schlechte Behandlung gewöhnt (in seltenen Fällen auch an gute, das hing vom jeweiligen Job ab), aber so eiskalt von einer Frau abserviert zu werden, noch dazu von einer, die ihm bei seiner Arbeit dazwischenfunken wollte, das konnte er sich nun doch nicht gefallen lassen.
    Abgesehen davon … er wollte sich dieses Gesicht noch einmal ansehen.
    Eine finstere Miene, dazu ein kleiner bösartiger mentaler Schub, und der Mann auf dem Stuhl neben ihr suchte blitzartig das Weite. Lächelnd ließ sich Damien auf dem vorgewärmten Platz nieder, gab dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte einen Dirty Martini. Er wusste, dass sie mitbekommen hatte, dass er jetzt neben ihr saß. Ihr Unbehagen war mit Händen zu greifen, und Damien schämte sich nicht, dies zu genießen. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es besser war, bemerkt als übersehen zu werden, egal, auf welche Art und Weise man dies erreichte.
    Schließlich, gerade als der Barkeeper das Glas vor Damien absetzte, sprach sie wieder. Überaus reserviert.
    »Wieso sind Sie immer noch da? Ich glaube, ich habe bereits gesagt, dass ich beschäftigt bin, und ich bin an Ihren Annäherungsversuchen nicht interessiert. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    Ihre Ansprache war ein wenig bemüht und gestelzt und erinnerte ihn an die paar männlichen Grigori, denen er in der Vergangenheit über den Weg gelaufen war. Letztere hatte er allerdings nicht annähernd so charmant gefunden. Neugierig beschloss er, ein wenig mit ihr zu spielen. Mal sehen, was er noch so entdeckte. »Auch wenn Ihnen meine Gesellschaft nicht gefällt, viel mitzuentscheiden haben Sie da momentan nicht. Also lassen Sie es am besten darauf ankommen und genießen Sie es. Es könnte ja auch schlimmer kommen. Beispielsweise könnte ich jetzt einfach aufstehen, rausgehen und die Kavallerie rufen. Man ist auf der Suche nach Ihnen, weil man Sie zurückhaben will. Als Shade bin ich da bestens informiert.« Er neigte den Kopf, sah, wie sich ihre Schultern versteiften, und musste lächeln. Dass er sich in eine Katze verwandeln konnte, hatte ihm während seines langen Lebens nur wenig Zuneigung eingebracht, seine Stellung als Shade verschaffte ihm wenigstens eine gesunde Portion Respekt.
    »Übrigens«, fuhr er wie beiläufig fort, »ist das da eine Perücke? Sie ist einfach grauenhaft.«
    Wenn er beabsichtigt hatte, dass sie ihn wieder anschaute, wirkte diese Mischung aus kaum verhüllter Drohung und Beleidigung wie ein Zauberspruch. Um ihre Zuneigung zu gewinnen, war diese Methode weniger geeignet. Als Damien nun das Gesicht der Grigori aus der Nähe betrachtete, flammte in ihm überraschenderweise heftiges Begehren auf. Sie legte den Kopf zur Seite und starrte ihn an. Aus ihren leuchtend amethystfarbenen Augen sprühten Wut und Angst gleichermaßen. Damien ignorierte beides und prüfte erst einmal sorgfältig ihre Gesichtszüge: die gebogene Nase mit der frechen
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