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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr
Autoren: Michelle Raven
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okay?«
    Er setzte das Messer ans Hosenbein. Mit einem kurzen Schnitt hatte er einen Anfang geschaffen und säbelte weiter. Wenig später legte sich eine weiche Hand auf seine. Er schaute auf.
    »Ich bin Autumn. Autumn Howard.«
    Er blickte auf ihre dunkelroten Haare und ein Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ja, das passt. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. In Kürze werden Sie um eine Jeansshorts reicher sein.«
    Zögernd umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen. »Danke für Ihre Hilfe. Ohne Sie hätte ich die Nacht auf dem Felsen verbringen müssen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, hier herauszukommen.«
    Ein letzter Ruck an ihrer Hose und ihr Bein war bis zum Oberschenkel nackt. Immer noch lächelnd beugte sich Shane darüber, um sich die Knieverletzung anzusehen. Doch das Lächeln erstarb schlagartig, als er die wulstigen, leicht rosafarbenen Linien sah, die ihren Oberschenkel überzogen. Er blickte hoch und sah den Schmerz, der in ihre Augen trat, als ihr klar wurde, dass er die Narben bemerkt hatte. Sie waren nicht neu, aber auch noch nicht so alt, dass sie schon verblasst waren. Er schätzte sie auf vielleicht ein halbes bis ein Jahr ein. Weil er Autumn nicht weiter verunsichern wollte, wandte er sich sofort wieder der frischen Verletzung zu, auch wenn ihm die Frage auf der Zunge lag, woher die Narben stammten.
    Das Knie war geschwollen und bläulich verfärbt, es handelte sich wahrscheinlich um eine starke Prellung. Er wühlte in seinem Rucksack und zog den Eispack heraus. Die Tüte enthielt eine chemische Flüssigkeit, die durch Kneten des Beutels mit anderen Bestandteilen reagierte und so die Kälte erzeugte. Nach sorgfältigem Kneten band er den Eispack mit Mullbinden an das Knie. Dabei achtete er sorgfältig darauf, nicht auf die Narben zu starren oder sich zumindest nichts anmerken zu lassen.
    Während Shane sie verarztete, wirbelten unzählige Fragen durch seinen Kopf. Aber da er ahnte, dass Autumn sie ihm nicht beantworten würde, stellte er sie nicht. Außerdem würde er sie nach diesem Abend wohl nie wiedersehen. Ein leichtes Bedauern überkam ihn. Seine Familie sagte immer, er wäre zu neugierig und würde sich in Dinge einmischen, die ihn nichts angingen. Wahrscheinlich hatten sie recht. Aber er konnte sich nicht einfach abwenden und das Leid anderer Menschen ignorieren, wenn er das Gefühl hatte, dass er helfen konnte.
    Schweigend packte er seinen Rucksack wieder ein und schwang ihn auf seinen Rücken.
    Autumn blickte mit einem zittrigen Lächeln zu ihm hoch. »Vielen Dank, das Knie fühlt sich schon viel besser an.«
    »Keine Ursache, dafür bin ich schließlich da. Ich würde vorschlagen, Sie nehmen Ihren Rucksack und mein Stativ, während ich Sie trage. In Ordnung?«
    »Aber ich bin doch viel zu schwer für Sie! Außerdem sind die Felsen schon für einen alleine ziemlich rutschig. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Sie sich auch noch verletzen.«
    »Das lassen Sie nur meine Sorge sein. Ich habe bestimmt schon schwerere Sachen getragen.« Kritisch musterte er ihre schlanke Figur. »Und wie wir vorhin schon festgestellt haben, können Sie ja nicht mal auftreten.« Ohne langes Zögern bückte er sich und schob einen seiner Arme unter ihre Knie, während er mit dem anderen ihren Rücken stützte. Autumn griff rasch nach ihrem Rucksack und dem Stativ und fügte sich anscheinend in ihr Schicksal.
    Sicheren Schrittes folgte er dem Weg, der sie zum Parkplatz und zu seinem Jeep führen würde, der zwar Luftlinie nur einige Hundert Meter entfernt lag, zu Fuß aber nur in etlichen Schleifen und Kletterpartien zu erreichen war, die kostbare Zeit verschlangen. Autumn hielt sich so steif, dass Shane befürchtete, sie würde beim kleinsten Ruck zerbrechen. Er beugte seinen Kopf zu ihr hinunter. »Legen Sie Ihre Arme um meinen Hals, dann können Sie nicht herunterfallen. Ich beiße nicht.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Ich bin es nur nicht gewohnt, auf diese Weise herumgetragen zu werden.« Sie legte einen Arm um seinen Nacken. Ihr Blick glitt zu seinem Kinn. »Sie haben sich nicht rasiert«, murmelte sie.
    Amüsiert blickte er sie an. »Danke, dass Sie mich darauf hinweisen.«
    Erschrocken sah sie zu ihm auf. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich bin so müde, ich weiß nicht mehr, was ich rede.«
    »Dann schlafen Sie ruhig, ich finde meinen Weg auch ohne Ihre Hilfe. Am Parkplatz wecke ich Sie.«
    Als hätte sie nur auf die Erlaubnis gewartet, lehnte sie
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