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Versprochen

Versprochen

Titel: Versprochen
Autoren: Sophie Lang
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sie es geschafft lautlos von dem Baum herunterzukommen? Sie zeichnet seltsame Figuren mit ihren Armen in die Luft. Ihre Arme sind übersät mit leuchtenden Tattoos. Und als wären es Mauern, die sie aus dem Nichts erschafft, geht der Typ in rot um sie und Adam herum. Mein Freund aus Kristens Haus folgt ihm und ich kann seinen Atem hören, sein Blut riechen, als auch er an mir vorbeizieht und ich mich wie eine Schattentänzerin lautlos um ihn herum biege, damit er mich nicht berührt. Die Schwarzhaarige lotst ihn vorbei und dann sind die beiden Vollstrecker in Richtung Ufer verschwunden. Dort werden sie meine Spuren finden, da bin ich mir sicher.
    „Zeit zu Verschwinden“, nicke ich der Schwarzhaarigen zu.
    „Du sagst es“, haucht sie.
    Ich hebe Adam hoch und obwohl ich mich nicht mehr so stark fühle, merke ich sein Gewicht kaum. Dann verschwinden wir lautlos zwischen den Bäumen.

Kapitel 14
    Die Helikopter ziehen tiefe Furchen in den Himmel, über dem Wald in dem wir gehen. Sie suchen uns mit ihren Augen, mit ihren Lebensformscannern die mehr sehen. Mehr, wozu ein menschliches Auge in der Lage ist. Vergebens. Sie werden uns nicht entdecken, so wie die Vollstrecker, die mir Auge in Auge gegenüberstanden und mich nicht gesehen haben.
    Ich weiß nicht wie es funktioniert, wie sie es macht, dass wir für unsere Verfolger unsichtbar sind. Wie sie Adams blutende Kehle nur mit ihren leuchtenden Händen geschlossen hat. Aber die Hauptsache ist sowieso nur, dass es funktioniert. Es ist genauso, wie die Luft anhalten auf Seegrund. Keine Ahnung wie das möglich war, wie ich das gemacht habe. Hauptsache ist, dass ich es konnte.
    Nur jetzt bin nicht ich es, sondern die hübsche Schwarzhaarige, die schweigend in der eisigen Kälte neben mir hergeht und uns drei schützt und Adam das Leben gerettet hat.
    Ich kann ihre Tattoos sehen und ich kann ihre Anwesenheit spüren. Die frostige Kälte und die unbeschreibliche Unsichtbarkeit, Geräuschlosigkeit in der sie uns wie in einen undurchdringlichen Nebel einhüllt.
    Ich folge ihr, laufe neben ihr her. Trage Adam über meiner Schulter. Spüre sein Gewicht kaum. Ich bin halb Mensch halb Bestie, wie sonst soll das möglich sein. Die Tränen steigen aus meinem Herzen bis in meine Augen und die Schwarzhaarige sieht es und sie sagt nichts. Lässt mir Zeit meine Gefühle und das Erlebte zu verarbeiten. Denn verstehen kann ich es noch nicht.
    Eine Stunde, zwei, drei gehen wir. Stumm weine ich, bis keine Tränen mehr da sind. Bis mich die monotonen Schritte meiner Füße zurückgetragen haben zu meiner Mitte. Ein, zwei, drei Stunden, bis wir keinen Helikopter mehr hören, bis wir keine Vollstrecker mehr zu fürchten brauchen.
    Die Bäume um uns herum sind alt, knorrig, beobachten uns. Sie sind Zeugen der Zeit, der Vergangenheit. Was ist meine Vergangenheit? Was die der Menschen? Was von dem, das mir Adam erzählt hat ist wahr? Hat er mir überhaupt etwas Wahres gesagt? Warum hat er sie vor mir versteckt? Verschwiegen, dass es sie gibt? Weiß er was ich bin? Ich denke an die Zeichnungen in meinem Rucksack. Das weiße Buch, das ich an mich genommen habe. An sie.
    Die Bäume können nicht sprechen. Leider. Aber die hübsche Schwarzhaarige kann es.
    Die Stille und der Marsch, unser Schweigen hat ein Band der Vertrautheit zwischen ihr und mir gewoben, das tausend Worte nicht gekonnt hätten. Dafür, dass sie mir Zeit gegeben hat, bin ich ihr sehr dankbar. Und trotzdem. Jetzt geht es mir wieder besser und ich brenne darauf zu sprechen. Mehr zu erfahren, jetzt da wir uns in Sicherheit wiegen, will ich Worte mit ihr austauschen.
    Ich will wirklich viel wissen. Wer sie ist? Warum sie bei Adam gelebt hat? Warum sie mir hilft? Wie sie das macht, dass sie uns nicht sehen können? Wie sie Adam geheilt hat? Wohin wir gehen? Wann Adam wieder aufwachen wird?
    Ich breche die Stille entzwei wie einen dürren Ast.
    „Wie ist dein Name?“, frage ich und meine Stimme krächzt wie die einer alten Frau. Ich räuspere mich und wiederhole meine Frage gleich noch einmal. „Wie heißt du?“
    Sie schaut mich an und unsere Blicke huschen aneinander vorbei, umkreisen sich und finden doch zusammen.
    Sie muss kichern und bevor ich eine Antwort von ihr bekomme hat sie mich schon angesteckt und wir bleiben stehen und kichern ausgelassen und keiner weiß so recht warum. Ich nicht und sie bestimmt auch nicht.
    „Also ich bin nicht so alt wie ich mich anhöre“, grunze ich und aus meiner Nase läuft ein wenig
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