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Versprochen

Versprochen

Titel: Versprochen
Autoren: Sophie Lang
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Sektion 0. Nichts und niemand kommt herein oder hinaus, ohne dass die Drohnen es bemerken.“ Er macht eine Pause. Ist immer noch ganz nah bei mir. Über mir. Er duftet so gut.
    „Sie ist wunderschön. Findest du nicht?“ Ich sehe aus dem Fenster, sehe die Kampfdrohne, die neben dem Helikopter wacht. Er spricht weiter, flüstert mir ins Ohr: „Sie ist wunderschön, gefährlich und tödlich. Sie ist perfekt, genauso wie du.“

Kapitel 2
     
    Die Drohne lässt uns passieren, weil sie uns erkennt, erklärt er mir. Weil alle in Sektion 0 einen Sender implantiert haben, der ihren Standort markiert und die Lebenszeichen überwacht.
    Wir passieren die Grenze, überfliegen Sektion 0. Sie ist nicht im Entferntesten so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das Bild von Sektion 0, das bisher in meinem Kopf war, ist vollkommen anders. Ich kann die Stunden nicht zählen, in denen ich sie in meinem Kopf gemalt habe, mit dem Pinsel meiner Phantasie und den Farben meiner Gefühle, wenn ich an diesen Ort dachte. Abends in unserem Loft, wenn ich mit Jesse vor unserer Fensterfront saß und wir auf das New York der unwissenden Nunbones hinab sahen.
    In meiner Phantasie war kein Raum für eine Umgebung die Leben zuließ. Pflanzen, Tiere, Menschen die einander lieben konnten. Sektion 0 war die Nacht, alles Liebe und Schöne der Tag. In Sektion 13 scheint selten die Sonne.
    In Sektion 0 schien nie die Sonne. Zumindest nicht in meiner Phantasie. Kalte Wände aus Stahl und Beton bestimmten die Atmosphäre. Sektion 0 war für mich ein Bunker aus dessen Schießscharten Befehle schossen. In meiner Phantasie lebten dort nicht einmal viele Menschen. Nur die Gesandten und ein paar Wissenschaftler, Ärzte, Elitekrieger und die Vollstrecker. Die Vollstrecker, in ihren blutroten Uniformen, die die Drecksarbeit für die Gesandten erledigen, wenn wir uns nicht an die 7 Gebote halten. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur an sie denke. Bestien in Menschengestalt.
    Mehr gab es in Sektion 0 nicht. Kein Ort den man besuchen wollte. Nicht in meiner Phantasie!
    Mit Jesse habe ich mich oft über Sektion 0, den Stützpunkt des Widerstandes unterhalten und wir haben unsere Gedanken und unsere Bilder im Kopf ausgetauscht wie The Gathering Sammelkarten, die den Besitzer wechseln.
    Jesses Bilder strotzten nur so von technologischen Waffen, gepanzerten Fahrzeugen und Kampfdrohnen, die nur auf den richtigen Zeitpunkt für den Gegenschlag warteten.
    Sektion 0 war für ihn der Stützpunkt der Armee der Guten. Er wollte immer schon hierher. Als Soldat, als Elitekrieger. Ich hoffe nicht als Vollstrecker!?
    Nie habe ich daran gedacht, dass ich Sektion 0 vor ihm sehen würde. Ich schaue aus dem kleinen Seitenfenster des Helikopters. Schaue mit Adleraugen hinab und meine Bilder und die von Jesse in meinem Kopf werden übermalt, fortgewischt. Wir haben uns beide von Grund auf geirrt.
    Ich habe noch nie so viel Grün gesehen. Ich war manchmal in New York City im Central Park (wie ihn die Nunbones nennen) spazieren, aber das konnte man nie im Leben mit dem hier vergleichen. Ich beobachte den Schatten des Helikopters und bin atemlos. Die Schönheit der Landschaft unter mir raubt mir den Atem. Der Helikopter fliegt wie ein winziger Käfer über Wiesen, Hügelketten, sich wild windende Flüsse. Dort in einiger Entfernung stehen Bäume dicht zu einem Wald zusammengedrängt, als fürchten sie sich vor dem Lärm der Rotoren.
    Keine Bunker! Kein Beton! Kein Stahl und keine Waffen! Statt Panzer, raufen zwei Hasen auf einem Feld miteinander.
    Wir überfliegen jetzt die Hügel. Ich bin dem Boden, dem Grün so nah, fast kann ich nach ihm greifen. Die Wiesen werden von dem Wind der Rotoren auseinander gepeitscht und wir steigen und steigen und steigen.
    Schrauben uns hoch in den Himmel, erreichen den höchsten Punkt, schweben über ihn hinweg und fliegen über einen kristallklaren See. Noch nie habe ich so etwas Schönes gesehen. Ich stelle mir vor, dass man in ihm bis zum Erdinneren tauchen kann.
    Ich lehne meine Wange auf die Scheibe, um mit meinen Augen in seine Tiefen abzutauchen und zucke zusammen. Die Scheibe hat mich erschreckt. Sie ist eiskalt.
    „Gefällt er dir?“, fragt er, der so gut riecht. Ich habe über alle Naturwunder vor dem Fenster fast vergessen, dass ich nicht der einzige Passagier bin. Ich antworte ihm nicht und er akzeptiert mein Schweigen.
    „Der See liegt direkt im Krater eines Vulkans. In Sektion 0 gibt es viele davon. Aber keine
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