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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers
Autoren: Susan Wiggs
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großen, breitschultrigen Mann. Ein orangeroter Punkt vom glühenden Ende einer Zigarette flog durch die Luft und verschwand, als der Mann näher kam.
    „Mr Davis?“, sagte Olivia. „Bitte, kommen Sie doch herein. Meine Großeltern hatten gehofft, dass Sie vorbeischauen würden.“
    Terry Davis trug eine dunkle Hose und ein Shirt, in dem noch die Falten aus dem Laden zu sehen waren. „Ich wollte ihnen nur kurz meinen Respekt erweisen.“
    „Sie werden sich wahnsinnig freuen, Sie zu sehen“, versicherte Olivia ihm.
    Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Boden. Er war ein großer Mann, hochgewachsen und gut gebaut. Als sie ihn jetzt betrachtete, erkannte Olivia, von wem Connor sein gutes Aussehen hatte, doch machte seine untergebene Haltung Terry irgendwie kleiner. „Um die Wahrheit zu sagen, bin ich eigentlich hergekommen, um mit Ihnen zu reden, Miss Bellamy. Aber nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
    „Das macht mir überhaupt nichts aus, aber bitte, nennen Sie mich doch Olivia.“
    „Ja, Ma’am. Tatsache ist, dass ich gerade an der neunten Stufe arbeite.“
    „Ich verstehe nicht ganz …?“
    „Von meinem Zwölf-Stufen-Programm. Es geht darum, mich bei den Leuten zu entschuldigen, denen ich in der Vergangenheit wehgetan habe. Das sind eine ganze Menge, Sie eingeschlossen.“
    „Ich?“ Olivia konnte sich nicht erinnern, dass er ihr jemals etwas getan hatte. „Aber ich …“
    Er hob eine Hand. „Ich muss versuchen, es wiedergutzumachen, wenn möglich.“
    „Oh. Wie kann ich Ihnen dabei behilflich sein?“
    „Sie müssen mir einfach nur zuhören.“
    Sie zögerte kurz und setzte sich dann auf die unterste Stufe der Treppe vor dem Haupteingang. „Das kann ich.“
    Er setzte sich neben sie. „Es geht um die Nacht vor neun Jahren. Sie wissen, welche Nacht ich meine.“
    „Warum hast du mir das nicht erzählt?“, fragte Olivia Connor. Der Abend war nur so dahingeflogen, und als sie ihn endlich gefunden hatte, war es beinahe Mitternacht.
    Connor drückte sich von der Bar ab, an der er gestanden und sich – wie es schien sehr zivilisiert – mit Freddy unterhalten hatte. Als Olivia Connor erblickte, hätte sie beinahe vergessen, was sie sagen wollte. Es war wirklich das erste Mal am ganzen Abend, dass sie ihn richtig sah, und einen Moment lang war es ihr nicht möglich, ihn anzuschauen und gleichzeitig zu denken.
    „Was habe ich dir nicht erzählt?“, fragte er.
    Sie wurde rot und spürte, wie sich mehrere Köpfe nach ihnen umdrehten. Schnell nahm sie ihn an der Hand und führte ihn in eine relativ ruhige Ecke der Veranda, die jetzt mit tausend kleinen Lichtern erstrahlte. „Dein Vater war vorhin bei mir. Er hat mir was über unsere letzte Nacht erzählt, als wir noch Teenager waren. Die Sache, die du dir nie die Mühe gemacht hast, mir zu erklären.“
    „Als da wäre?“ Er nahm mit einem Mal eine abwehrende, steife Haltung ein.
    „Er hat gesagt, dass er in der Nacht zu viel getrunken hatte.“
    „Mein Vater hatte jede Nacht zu viel getrunken.“
    „Aber in der Nacht war er laut seiner Aussage in der Hilltop Tavern und ist danach mit seinem Auto im Graben gelandet. Er hat gesagt, du wärst kurz vor der Polizei aufgetaucht und hättest dich schnell hinters Steuer gesetzt und behauptet, gefahren zu sein, damit dein Vater nicht wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss angezeigt würde.“
    „Na und?“
    „Du hast mir nicht davon erzählt, Connor.“
    „Es war auch nicht an mir, darüber zu sprechen. Es gibt dieses fiese kleine Ding, das sich Anonymität nennt …“
    „Du hast mich denken lassen …“ Sie fing an zu stottern, als der alte Schmerz in ihrem Inneren wieder aufwallte.
    „… dass sich alles um dich drehte?“
    Autsch. „Es gab doch einen einfachen Grund dafür. Du hättest es mir einfach nur sagen müssen.“
    „Verdammt, denkst du, es war einfach, darüber zu sprechen, dass mein Vater ein Alkoholiker ist? Was hätte es gebracht, dir davon zu erzählen?“
    Die Erinnerung an diese Nacht hatte immer noch die Macht, wie Feuer in ihr zu brennen. „Du warst mein erster Freund. Die Nacht, das, was wir tun wollten, bedeutete mir alles. Alles . Und dann wurde daraus dieser Witz, und du warst mit einem Mal verschwunden …“
    „Lolly.“ Seine Stimme klang ruhig, aber gequält. „Du warst diejenige, die in der Nacht davongegangen ist.“
    Oh Gott. Er hatte recht. Sie hatte immer ihm die Schuld gegeben, aber sie hatte in der Nacht eine Entscheidung gefällt und sich danach
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