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Versprechen der Nacht

Versprechen der Nacht

Titel: Versprechen der Nacht
Autoren: Lara Adrian
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Meter von einem Fenster entfernt, das ihn nach draußen auf die Straße geführt hätte. Wenn die Blutgier dem Vampir nicht seinen Verstand genommen hätte, wäre er entkommen.
    Aber der Tod hatte ihn gefunden.
    Gideon näherte sich geräuschlos der Tür und blieb vor ihr stehen. Dann trat er sie mit einem brutalen Tritt aus den Angeln.
    Der Aufprall warf den Rogue nach hinten auf den Rücken, auf den müllübersäten Boden des Büros. Gideon machte einen Satz, rammte dem mutierten Vampir einen Fuß in die Brust und die Schwertspitze unters Kinn.
    »G…Gnade«, knurrte die Bestie, seine Stimme nur ein animalisches Knurren. Gnade war ein Wort, das keine Bedeutung hatte für einen Angehörigen des Stammes, der so rettungslos an die Blutgier verloren war wie diese Kreatur. Das wusste Gideon aus erster Hand. Der Atem des Rogue war sauer, stank nach Krankheit und dem übermäßigen Konsum seiner Droge – Menschenblut. Zäher Schleim rasselte in seiner Kehle, als der Vampir die Lippen von riesigen, gelben Fängen bleckte. »Lass … mich … gehen. Hab … Gnade …«
    Gideon starrte unverwandt in die wilden, bernsteinfarbenen Augen. Er sah nur Grausamkeit in ihnen. Er sah Blut und rauchende Trümmer. So bestialische Morde, dass sie ihn immer noch verfolgten.
    »Gnade«, zischte der Rogue, während Wut in seinen wilden Augen blitzte.
    Mit einer raschen Schulterbewegung stach Gideon tief zu, durchtrennte dem Vampir effizient Hals und Wirbelsäule.
    Eine schnelle, schmerzlose Exekution.
    Mehr an Gnade war heute Nacht von ihm nicht zu bekommen.

3
    Am nächsten Nachmittag war Savannah schon etwas früher im Institut für Kunstgeschichte. Sie hatte kaum erwarten können, ihr letztes Seminar des Tages hinter sich zu haben, und nahm den kürzesten Weg über den Campus, sobald die Einführung in die englische Literatur zu Ende war. Sie rannte die drei Stockwerke zum Archivraum vor dem Büro von Professor Keaton hinauf und sah aufgeregt, dass sie heute die Erste war. Sie warf ihre Büchertasche neben ihren Arbeitstisch und schlüpfte in den Lagerraum, in dem die Gegenstände aufbewahrt wurden, deren Inventarisierung für die Universitätsbestände noch bevorstand.
    Das Schwert war noch genau dort, wo sie es am Vortag gelassen hatte, sie hatte es gestern sorgfältig in seine hölzerne Kiste in der Ecke des Raumes zurückgelegt.
    Savannahs Puls beschleunigte sich, als sie eintrat und leise die Türe hinter sich schloss. Die wunderbare alte Waffe – und der mysteriöse goldhaarige Krieger, der sie einst mit tödlicher Effizienz geführt hatte – hatte seither all ihre Gedanken beherrscht. Sie wollte mehr wissen.
Musste
mehr wissen, mit einem Drang, der zu stark war, um gegen ihn anzukämpfen.
    Sie versuchte, einen leisen Anflug von schlechtem Gewissen zu ignorieren, als sie an dem Behälter mit sauberen Schutzhandschuhen vorbeiging und sich mit bloßen Händen vor die Kiste mit dem Schwert kniete.
    Vorsichtig nahm sie den länglichen Deckel ab. Der polierte Stahl glänzte. Gestern hatte Savannah keine Gelegenheit gehabt, sich seine handwerkliche Gestaltung anzusehen, nachdem es ihr so unerwartet in die Hände gefallen war.
    Gestern war ihr nicht aufgefallen, dass auf dem geschmiedeten Stahlgriff das Bild eines Raubvogels eingraviert war, der zu einem brutalen Angriff herabstieß, sein grausamer Schnabel zu einem Schrei aufgerissen. Genauso wenig hatte sie den Schwertknauf beachtet, den ein blutroter Rubin bildete, eingefasst von grotesken Metallklauen. Als sie die Waffe jetzt betrachtete, lief ihr ein kaltes Frösteln die Arme hinauf.
    Das war nicht das Schwert eines Helden.
    Und doch konnte sie dem Drang nicht widerstehen, mehr über den Mann zu erfahren, der in ihrer kurzen Vision diese Waffe geschwungen hatte.
    Savannah streckte die Finger aus und legte sie sanft auf das Schwert.
    Die Vision kam sogar noch schneller als beim ersten Mal.
    Nur war es dieses Mal ein anderer Augenblick aus der Vergangenheit der Waffe. Etwas Unerwartetes, aber auf andere Weise genauso faszinierend.
    Zwei kleine Jungen – flachshaarige, eineiige Zwillinge – spielten im Licht einer Fackel in einem Stall mit dem Schwert. Sie waren höchstens zehn, gekleidet wie kleine Lords des siebzehnten Jahrhunderts, in weißen Leinenhemden, Reitstiefeln und dunkelblauen Kniehosen. Lachend hieben sie abwechselnd auf einen Strohballen ein, im Kampf gegen imaginäre Ungeheuer.
    Bis etwas draußen vor dem Stall sie aufschreckte.
    Angst erfüllte ihre jungen
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