Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versprechen der Nacht

Versprechen der Nacht

Titel: Versprechen der Nacht
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
Gesichter. Sie sahen einander voll von panischem Entsetzen an. Der eine öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei – gerade als die Fackel an der Stallwand ausging.
    Savannah zuckte vor dem Schwert zurück. Sie ließ es los, erfüllt von einer abgrundtiefen Angst um diese beiden Kinder. Was war mit ihnen passiert?
    Sie konnte nicht aufhören. Nicht jetzt.
    Sie musste es wissen.
    Ihre Finger zitterten, als sie sie wieder auf den kalten Stahl legte. Und sie brauchte nicht lange zu warten.
    Das Fenster zur Vergangenheit öffnete sich ihr wie der Schlund eines Drachen, dunkel und zerklüftet, ein flammendurchtoster Abgrund.
    Der Stall brannte. Flammen loderten die Boxen und Dachsparren hinauf und fraßen alles auf ihrem Weg. Die rauen Holzpfosten und der gelbe Strohballen waren rot von Blut. So viel Blut. Es war überall.
    Und die Kinder …
    Sie lagen reglos auf dem Stallboden, ihre Körper geschunden und brutal verstümmelt. Kaum noch erkennbar als die hübschen Jungen, die eben noch so fröhlich und sorglos gespielt hatten.
    So lebendig gewesen waren.
    Savannahs Herz zog sich eisig zusammen, als sich die schreckliche Vision vor ihr abspielte. Sie wollte wegschauen. Wollte die grauenvoll entstellten Überreste der beiden hübschen, unschuldigen Zwillinge nicht sehen.
    Oh Gott.
Der schreckliche Anblick drückte ihr die Luft ab.
    Jemand hatte diese beiden süßen Kinder getötet, sie einfach abgeschlachtet.
    Nein, kein Jemand, erkannte sie im nächsten Augenblick.
    Etwas.
    Die in einen Umhang gehüllte Gestalt, die das Schwert jetzt hielt, war gebaut wie ein Mensch – ein riesiger, breitschultriger Berg von einem Mann. Aber unter der schweren Wollkapuze seines Umhangs glühten bernsteinfarbene Augen aus einem monströsen Gesicht, das nichts Menschliches an sich hatte. Und er war nicht allein. Zwei weitere wie er, ebenfalls in schwere Kapuzenumhänge gekleidet, standen bei ihm, Mitschuldige dieses Gemetzels. Sie konnte ihre Gesichter nicht erkennen in den Schatten und dem Flackern der Flammen, die sich die Wände hinaufwanden und zu den Dachbalken des Stalls hinaufloderten.
    Keine Menschen,
beharrte ihr Verstand. Aber wenn sie keine Menschen waren, was waren sie dann?
    Savannah versuchte, genauer hinzusehen, doch da begann das Bild der Kindermörder zu flackern und sich aufzulösen.
    Nein. Schaut mich an, verdammt.
    Lasst mich euch sehen.
    Aber die Vision begann zu zersplittern, die Splitter zerbrachen in immer kleinere Scherben, die zerstoben, ihr aus den Händen glitten. Verzerrten, was sie sah.
    Ihre Gabe, die sie nie ganz im Griff hatte, musste ihr einen Streich spielen.
    Denn was sie in dieser Vision der Vergangenheit sah, konnte einfach nicht real sein.
    Unter der Kapuze dessen, der das Schwert jetzt hielt, glühten bernsteingelbe Augen auf. Und in dem Augenblick, bevor das Bild völlig verschwand, hätte Savannah schwören können, dass sie das Aufblitzen rasiermesserscharfer weißer Zähne gesehen hatte.
    Fänge.
    Was zum …?
    Eine Hand senkte sich auf ihre Schulter. Savannah erschrak fast zu Tode und schrie auf.
    »Nur die Ruhe!«, lachte Rachel, als Savannah sich panisch umsah. »Krieg mir keinen Herzinfarkt, ich bin’s doch nur. Himmel, du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    Savannahs Puls hämmerte, sie bekam kaum noch Luft. Sie hatte keine Stimme, um ihrer Mitbewohnerin zu antworten, konnte nur stumm zu ihr aufstarren. Rachels Blick fiel auf das Schwert. »Was machst du hier allein? Wo hast du
das
denn her?«
    Savannah räusperte sich, jetzt, wo sie endlich wieder Luft bekam. Sie zog die Hände vom Schwert und versteckte sie, sodass Rachel nicht sehen konnte, wie sie zitterten. »Ich … das hab ich gestern gefunden.«
    »Hat das Ding da etwa einen Rubin im Griff?«
    Savannah zuckte mit den Schultern. »Schätze, ja.«
    »Echt? Ist ja Wahnsinn!« Sie beugte sich vor. »Lass mal sehen.«
    Savannah hätte ihre Freundin fast gewarnt, vorsichtig zu sein, damit sie nicht sah, was sie eben mit angesehen hatte. Aber diese Gabe – heute ein Fluch – gehörte nur ihr allein.
    Savannah sah zu, wie Rachel das Schwert in die Hand nahm und bewunderte. Nichts geschah. Sie hatte keine Ahnung von der schrecklichen Vergangenheit, die in der jahrhundertealten Waffe verborgen war.
    »Rach … glaubst du an Monster?«
    »Was?« Sie lachte laut heraus. »Wovon zur Hölle redest du?«
    »Ach, nichts.« Savannah schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Ich hab nur Spaß gemacht.«
    Rachel packte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher