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Versprechen der Nacht

Versprechen der Nacht

Titel: Versprechen der Nacht
Autoren: Lara Adrian
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titanbeschichtete Stahlklinge glänzte im schwachen Mondlicht, das vom offenen Dach hereinfiel.
    Der Rogue begann wild um sich zu schlagen, fauchte durch die Fänge und versuchte, sich zu befreien. Gideon gab dem Blutsauger keine Chance.
    Er ließ den Mantel los, packte den Rogue an seinem struppigen braunen Haar und riss ihm den Kopf nach hinten. Die bernsteingelben Augen des Vampirs glühten wild und unkoordiniert, aus seinem offenen Maul tropfte klebriger Speichel, er knurrte und zischte in der rasenden Wut seiner Blutgier.
    Gideon stieß ihm den Dolch in die Kuhle an seinem entblößten Halsansatz.
    Allein schon die Klinge bedeutete den sicheren Tod, aber das Titan – ein schnell wirkendes Gift für den verseuchten Blutkreislauf der Rogues – gab ihm den Rest. Der Körper des Vampirs bäumte sich auf, als das Titan in sein Blut drang und seine Zellen von innen heraus zu zerfressen begann. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sich in schwelenden Glibber verwandelt, von dem nur ein trockener Aschehaufen übrig blieb. Dann war er ganz verschwunden.
    Während das Titan dem Rogue den Garaus machte, fuhr Gideon herum, um die Lage bei den anderen zu checken. Conlan verfolgte einen Blutsauger, der sich auf eine stählerne Laufplanke hoch über dem Boden der Fabrik geflüchtet hatte. Der riesige schottische Krieger warf einen Titandolch nach ihm und schoss ihn damit so unfehlbar ab wie mit einer Kugel.
    Einige Meter weiter war Dante in einen Nahkampf mit einem Rogue verwickelt, der so dumm war, zu glauben, dass er gegen den dunkelhaarigen Krieger eine Chance hatte. Dante wich seinen ungedeckten Schlägen ruhig, aber rasch aus, zog dann seine geschwungenen Zwillingsdolche aus ihren Scheiden an seinen Hüften und zog sie dem angreifenden Rogue über die Brust. Der Blutsauger heulte vor Schmerzen auf und brach zu seinen Füßen zusammen.
    »Drei ausgeschaltet«, rief Con in seinem kehligen schottischen Dialekt. »Noch drei übrig.«
    Gideon nickte seinen Teamgefährten zu. »Zwei sind gerade nach hinten zur Laderampe unterwegs. Lasst die Scheißkerle nicht entkommen.«
    Sofort rannten Conlan und Dante in die angegebene Richtung los. Sie zogen seit Jahren unter Gideons Befehl auf Roguejagd, lange genug, um zu wissen, dass sie sich auch im wildesten Kampfgetümmel immer auf seine Anweisungen verlassen konnten.
    Gideon steckte seinen kurzen Dolch in die Scheide zurück und zog sein Schwert, die Waffe, die er zu Hause in London getragen hatte, damals, bevor seine Reisen – und sein Schwur – ihn nach Boston geführt hatten, um Lucan Thorne aufzusuchen und sich dem Orden anzuschließen.
    Gideon sah sich rasch um, durchsuchte die düsteren Schatten des alten Gebäudes. Sofort hatte er den letzten Rogue entdeckt. Er floh zur westlichen Seite des Gebäudes und blieb dabei immer wieder stehen, offensichtlich auf der Suche nach einem Versteck.
    Gideon zoomte auf seine Beute ein, sah sie mit mehr als nur seinen Augen. Er war mit einer viel stärkeren Gabe der Wahrnehmung geboren: der übersinnlichen Fähigkeit, lebende Energiequellen durch feste Masse hindurch zu sehen.
    Während der längsten Zeit seines langen Lebens – dreihundertfünfzig Jahre und mehr – war seine Gabe kaum mehr für ihn gewesen als ein cleverer Trick. Ein nutzloses Gesellschaftsspiel, viel weniger wichtig als seine Schwertkünste. Doch seit er dem Orden beigetreten war, hatte er seine übersinnliche Gabe zu einer Waffe geschärft. Eine, die seinem Leben ein neues Ziel gegeben hatte.
    Seinen einzigen Lebensinhalt.
    Jetzt setzte er diese Gabe ein, um seine aktuelle Zielperson aufzuspüren. Der Rogue, den er jagte, musste den Gedanken aufgegeben haben, ein Versteck zu finden. Jetzt verschwendete der mutierte Vampir keine wertvollen Sekunden mehr mit Pausen, sondern drehte im Gebäude abrupt nach Süden ab.
    Durch die Ziegel, das Holz und den Stahl der schützenden Wände beobachtete Gideon, wie die Lichtkugel seiner Energie ihre Richtung änderte und tiefer in die Eingeweide der Fabrikruine wanderte. Gideon folgte ihr geräuschlos und unaufhaltsam. Vorbei an einem Chaos umgestürzter Nähmaschinen und ausgeblichener, ungezieferverseuchter Stoffrollen. Um eine Ecke in einen langen, trümmerübersäten Gang.
    Leere Lagerräume und feuchte, dunkle Büroräume gingen von ihm ab. Gideons Opfer war in den Gang geflohen und hatte dann einen tödlichen Fehler begangen. Seine Energiekugel schwebte reglos hinter einer geschlossenen Tür am Ende des Ganges – nur wenige
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