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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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der Liebe, die ich für dich empfinde, lass nicht zu, dass es auf diese Weise endet. Ruf es, Nash. Ruf das Schattengebilde ...«
    Das war die Offenbarung.
    Nur deswegen hatte das Schattengebilde uns ständig nach Westen gedrängt und uns hierher getrieben. Es hatte mich und die Meinen von der Medusa fernhalten wollen. Hatte verhindern wollen, dass sich unsere Wege kreuzten. Doch das allein reichte als Erklärung nicht aus. Das Schattengebilde liebte uns nicht. Es war keine liebevolle, mitfühlende Vaterfigur, die ihre Kinder schützte. Es kannte keine Liebe, verstand auch nichts von Loyalität oder Hingabe, sah nicht einmal die Notwendigkeit, das Leben an sich zu schützen. Es kannte nur Hunger, und hier wartete das größte und letzte Festmahl aller Zeiten, wie das Schattengebilde es vorausgesehen hatte. Schon lange war der Tisch eingedeckt und jetzt füllte er sich mit Speisen – den gläubigen Opfern. Und nicht nur das: Auch die Medusa selbst stellte mit all ihrer Lebenskraft ein Festbankett für das Schattengebilde dar, an dem es sich gern bedienen würde.
    Als der Wind heißer wurde, küsste ich Janie und umfasste ihr schönes Gesicht ein letztes Mal mit den Händen. Dann rief ich das Schattengebilde herbei. Ich spähte in die Sphäre der Dunkelheit in meinem Innern, in die dunkle Zone, die zu ihm führte. Möglich, dass hier sein eigenes dunkles Herz schlug.
    Ich beschwor es herauf.
    Und es erschien.
    Irgendetwas ringsum verlagerte sich, und die Luft pulsierte vor energiegeladener Lebenskraft. Dann verdichtete sie sich und knisterte vor statischer Elektrizität. Plötzlich war so etwas wie ein Dröhnen zu hören und es stank penetrant nach Ozon.
    Das Schattengebilde stieg vor uns aus dem Äther auf, ein düsterer, wütend summender Wirbelsturm aufgestörter Materie. Eine sich windende, mit Energie aufgeladene Wolke aus radioaktivem Staub, Trümmern und purer Kraft. Ein Elementarfeld aus mit Bewusstsein begabten Elektronen, Zorn, Zerstörungswut und Hunger. Ich konnte die rohe Gewalt, die dieses Gebilde ausstrahlte, geradezu spüren.
    Es ging ein Gestank von ihm aus, der nach verschmorten Kabeln, schmelzendem Stahl, Kordit und dem Rauch von Hochöfen roch. Denn anders als die Medusa, diese gnadenlose, nicht aufzuhaltende Killermaschine, war das Schattengebilde ein mit Bewusstsein begabter, lebender thermonuklearer Schmelzofen.
    Während es, so riesig wie ein zweistöckiges Gebäude, über uns schwebte, funkelten Lichtflecken und Lichtbogen auf. Zwei lüsterne rote Augen blickten aus diesem Wirbelsturm aus radioaktivem Abfall auf uns herunter. Und der Lärm, den dieses Gebilde erzeugte ... er klang nach aufeinanderreibendem Metall, nach dem Donnern eines Orkans und nach brodelnden Kesseln und war so laut, dass ich brüllen musste, um mich verständlich zu machen.
    »Schnapp dir die Leute! Sie alle! Nimm dir alles, was dir zusteht«, rief ich ihm zu.
    Als sich das Schattengebilde in Bewegung setzte, wurde das Dröhnen noch lauter, und seine stoffliche Hülle begann sich noch schneller zu drehen. Und es bewegte sich in meine Richtung! Ehe es vorüberzog, nahm ich im letzten Moment seine glühende, alles verzehrende Hitze wahr. Es schien, als stünde man zu nahe an einem Schmelzofen. Obwohl das Schattengebilde mindestens zehn Meter von mir entfernt zum Fuße des Hügels hinunterschwebte, war es nahe genug, um mir die Haut zu rösten und die Augenbrauen zu versengen. In diesem Moment brach ich zusammen. Doch zumindest hatte ich dabei etwas erfahren: Jetzt wusste ich, wie sich meine Opfer gefühlt haben mussten, konnte ihr Entsetzen nachvollziehen, als sie erst verschmorten und dann zu Asche verbrannten.
    Selbstverständlich hatte das Schattengebilde es nicht auf mich abgesehen. Es stürzte sich sofort auf die Männer in den orangefarbenen Schutzanzügen. Unverzüglich wurden sie in den lebenden Hochofen, in den lebenden Atomreaktor hineingesogen und verdampften.
    Das Schattengebilde verlor keine Sekunde Zeit, wenn sich ihm ein Opfer darbot.
    Es saugte die Männer ein, absorbierte sie, weidete sie aus, nahm sie auseinander, löste sie auf und spuckte die Reste wieder aus. Als es sie in sich aufnahm, loderte es wie Phosphor auf, strahlte wie ein magisches Licht.
    Man konnte zwar nicht genau erkennen, auf welche Weise sich das Schattengebilde seine Opfer einverleibte, aber wenn man den Blick nicht abwandte, bekam man doch das eine oder andere mit. Manche flogen wie Fleisch in einer Unterdruckkammer auseinander, und
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