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Verschwiegene Schuld

Verschwiegene Schuld

Titel: Verschwiegene Schuld
Autoren: James Bacque
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Hoover und Marshall, nicht die von Morgenthau vertretene Einstellung war es, welche die Demokratie repräsentieren sollte.
    Herbert Hoover appellierte in zahllosen Rundfunkansprachen an die Anständigkeit, Barmherzigkeit und Vernunft des amerikanischen und des kanadischen Volkes und wurde niemals enttäuscht. Kann sich ein vernünftiger Mensch vorstellen, daß sich etwa Morgenthau mit einem unverhohlenen Appell an Bosheit, Rachedurst und Haß über die Ätherwellen an das amerikanische Volk gewandt hätte? Einer solchen Radiosendung am nächsten kam der Morgenthau-Plan noch in einem von Morgenthau veröffentlichten Buch, in dem seine wahren Motive und angestrebten Ergebnisse allerdings nicht klar zum Ausdruck kamen. 4  Es besteht kein Zweifel, daß der Morgenthau-Plan ein Euphemismus für Barbarei war, denn Roosevelt hatte den Plan zwar im September 1944 in Quebec grundsätzlich paraphiert, sich jedoch sofort wieder davon distanziert, als er einige Wochen später von Außenminister Cordell Hull und Kriegsminister Henry Stimson erfuhr, was tatsächlich dahintersteckte. Daß Hull im Westen wegen seiner Friedensinitiativen große Popularität genoß, zeigte sich, als ihm der Friedensnobelpreis des Jahres 1945 verliehen wurde.
    Männer wie Marshall und Hoover, Gollancz und Graf Bernadotte vollbrachten ihre Taten im Licht der Öffentlichkeit. Ihre Gegenspieler, Morgenthau, Buisson und Eisenhower, scheuten das Licht der Öffentlichkeit. Es gibt einen den westlichen Demokratien innewohnenden Anstand, der die Bürger daran hindert, Verbrechen gutzuheißen, die in ihrem Namen begangen werden. Deshalb ist Wahrheit in der Demokratie so wichtig; sie ist ein verläßliches Korrektiv gegen Tendenzen zur Grausamkeit in den Menschen. Ohne Wahrheit bricht die Demokratie zusammen. Die im Verlauf dieses Jahrhunderts von den Demokratien an Buren, Deutschen, Iren, Kambodschanern, Vietnamesen und anderen Völkern begangenen Greuel wurden im geheimen geplant, so gut wie möglich getarnt und hinterher von den Meinungsmachern in Armee und Regierung, Wissenschaft und Journalismus vertuscht. In dem Glauben, sie förderten damit ihre Karriere, kürten einen Helden oder strickten einen Mythos, fügen diese unbekümmerten Schreiberlinge der Demokratie den schlimmsten Schaden zu. Sie zerstören auf diese Weise deren Existenzgrundlage.
    Seit 1945 haben sie mächtige Verbündete in der Regierung. Zunächst waren nach Kriegsende überragende Persönlichkeiten aus Militär und Diplomatie entweder bereits in der Regierung oder kamen neu hinzu. Diese Persönlichkeiten genossen einen ausgezeichneten Ruf; in Kriegszeiten hatten sie mit sicherer Hand das Ruder geführt. Zu diesen Führern gehörten Eisenhower und sein Stabschef Bedell Smith, der US-Botschafter in Moskau wurde, Charles de Gaulle, der sich zum Staatspräsidenten Frankreichs aufschwang sowie in Großbritannien Winston Churchill, der nach kurzer Unterbrechung wieder das Kommando übernahm, dazu sein Verbündeter Harold Macmillan. Allen Dulles übernahm die CIA, George C. Marshall wurde Außenminister, Marineoffizier John F. Kennedy und Ex-Jagdflieger George Bush wurden jeweils Präsidenten. Sie und ihresgleichen schufen die meisten der Institutionen, mit deren Hilfe wir den Kalten Krieg führten, oder verstärkten sie zumindest. Einige der wichtigsten dieser Institutionen, nach 1945 gegründet oder ausgebaut, sind ihrem Wesen nach weitgehend geheim, und ihre finanzielle Ausstattung ist der Kontrolle durch die verschiedenen Instanzen der Legislative entzogen. Dazu gehören die CIA (Central Intelligence Agency), die NSA (National Security Agency), das CSE (Canadian Security Establishment), der CSIS (Canadian Security Intelligence Service) sowie die entsprechenden Einrichtungen in Großbritannien und Frankreich.
    Einst gegründet, um uns zu beschützen, werden diese Geheimdienste nun zu einer Gefahr für den einzelnen Bürger. So arbeiten sie zum Beispiel routinemäßig Hand in Hand, um die Gesetze ihrer jeweiligen Gastländer zu umgehen. Das CSE überwacht sämtliche Auslandstelefonate von Nicht-Kanadiern, für die es sich interessiert, und die NSA überwacht die Gespräche derjenigen, die keine US-Bürger sind. Da die Geheimdienste die Bürger des eigenen Landes – außer per Gerichtsbefehl, der allerdings schwer zu bekommen ist – nicht belauschen dürfen, arbeiten CSE und NSA zusammen, um die gesetzlichen Bestimmungen zu unterlaufen. Routinemäßig tauschen sie die Informationen
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