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Verschwiegene Schuld

Verschwiegene Schuld

Titel: Verschwiegene Schuld
Autoren: James Bacque
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Sobald sich nach dem Sturz der Kommunisten die KGB-Archive in Moskau öffneten, begab sich James Bacque dorthin und fand weitere Belege für die erschreckenden Todeszahlen, die er in Der geplante Tod aufgeführt hatte. Jetzt hat er diese Dokumente zusammen mit weiteren aus den Archiven der Hoover Institution in Stanford, Kalifornien, und der Kongreßbibliothek in Washington, die erst kürzlich freigegeben wurden, ausgewertet, um das Schicksal der großen Mehrheit deutscher Zivilisten aufzuklären, die weder Vertriebene noch Kriegsgefangene waren. Die wichtigsten dieser Dokumente stammen von einem Mann, den ich gut kannte, Robert Murphy, einem vernünftigen, anständigen, warmherzigen Amerikaner, der seit 1945 der diplomatische Vertreter der US-Regierung bei der Amerikanischen Militärregierung in Deutschland war. Botschafter Murphy wurde Zeuge der Deutschland auferlegten Vergeltung, die unter dem Kürzel JCS 1067 als wichtigste amerikanische Direktive zur Besatzungspolitik nichts anderes war als die Weiterführung des angeblich aufgegebenen Morgenthau-Plans, und bedauerte sie zutiefst. In diesen Dokumenten, deren einschlägige Passagen, soweit es Bacque beurteilen kann, hier zum erstenmal veröffentlicht werden, schrieb Murphy im Jahr 1947, daß in den kommenden zwei bis drei Jahren »infolge der gegenwärtigen hohen Sterberate in Deutschland« die Bevölkerung um zwei Millionen schrumpfen würde. Dieser Bevölkerungsschwund zeigt sich deutlich beim Vergleich der Volkszählungsergebnisse von 1946 und 1950.
    Das Schicksal der Deutschen ist ein Mahnmal nicht nur der Vergeltung, mit der die Verbrechen der Diktatoren geahndet werden, sondern auch dafür, wie das Virus einer totalitären Ethik selbst in einer Demokratie den Staat infizieren kann.
    Vieles von dem, was James Bacque hier berichtet, ist bisher nicht oder nur sehr wenig bekannt. Sogar Geschichtskenner werden ins Staunen geraten, wenn sie beunruhigende Tatsachen wie die erfahren, daß die Lebensmittelblockade gegen Deutschland und Österreich nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens am 11. November 1918 noch acht Monate bewußt fortgesetzt wurde und völlig unnötig schätzungsweise rund eine Million Menschen zusätzlich zu den Kriegsopfern das Leben kostete; sie werden sich fragen, ob es angesichts des Grundsatzes der Selbstbestimmung der Völker notwendig und gerechtfertigt war, 15 Millionen Deutschen und Österreichern das Recht zu verweigern, in ihren angestammten Heimatländern zu bleiben, und sie statt dessen einer Art »ethnischer Säuberung« auszusetzen, indem man sie erst zur Flucht zwang und dann in einer Art und Weise vertrieb, die Millionen weiterer Opfer kostete, und dies nach offizieller Beendigung der Feindseligkeiten: Tod im Namen des »Friedens«.
    Berufsmäßige Historiker werden jetzt wahrscheinlich den Einwand erheben, daß sie dies alles schon gewußt haben. Warum aber, wird sich dann der Leser die Frage gestatten, haben sie nicht darüber geschrieben, wenn sie es wußten? Warum haben sie die Öffentlichkeit nicht informiert? Warum haben sie nicht versucht, die Ereignisse ins richtige Verhältnis zu setzen, indem sie sie mit anderen Kriegen und Massakern in eine Reihe stellten?
    Im Kern stellt James Bacque grundsätzliche Fragen der Menschenrechte, die beantwortet werden müssen. Er schreibt über die Leiden von Deutschen, Österreichern, Japanern und anderen Opfern – und warum auch nicht? In der Tat wird der Grundsatz der Menschenrechte ja nicht so sehr bei den »Konsens-Opfern« oder den Opfern der political correctness, sondern vor allem erst dann auf die Probe gestellt, wenn es um unpopuläre Individuen und Völker geht. Es sind häufig die kontroversen Fälle, wo kaum jemand die in Frage stehenden Personen als Opfer ansehen will und die es uns ermöglichen, den universalen Imperativ der Achtung der Menschenwürde, der dignitas humana, geltend zu machen. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, daß sich Bacque natürlich genauso der Leiden akut bewußt ist, welche die Opfer der deutschen und japanischen Aggression zu ertragen hatten. Sie verdienen unsere Achtung und unser Mitleid. Doch Bacque ist überzeugt, daß es auch noch andere, »unbesungene Opfer« gab, die man ebensowenig vergessen darf.
    Manch ein Leser mag mit Unbehagen auf Bacques Enthüllungen reagieren, und dies aus mehreren Gründen. Erstens, weil diese grotesken Verbrechen im Namen der tugendhaften Demokratien Großbritanniens, der Vereinigten Staaten,
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