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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Autoren: William Landay
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beiden kamen zögernd ins Gespräch. Jacob antwortete kurz angebunden, so als ob jede Silbe pures Dynamit wäre. Er trug ein einfältiges Grinsen im Gesicht. Dieses Mädchen hatte keine Ahnung von dem Mord, ja, ihr schien nicht einmal aufzufallen, dass Jacob ein schüchterner Freak war, der ihr kaum ins Gesicht sehen konnte. (Er war aber durchaus in der Lage, ihr in den Ausschnitt zu glotzen.) Das alles war so wundervoll normal, und Laurie und ich blickten absichtlich nicht in seine Richtung, um nicht zu stören.
    »Und ich war mir sicher, dass ich auf dieser Reise mit jemandem im Bett landen würde, und zwar vor Jacob«, flüsterte ich Laurie ins Ohr.
    »Ich setze nach wie vor auf dich«, erwiderte sie.
    Als der Bus endlich am Waves ankam, fuhren wir durch ein großes Tor und dann an gestylten Rabatten mit Hibiskus und Fleißigen Lieschen vorbei bis zum Vordach des Hotels. Lächelnde Portiers nahmen unser Gepäck entgegen. Sie trugen Uniformen, die Anleihen beim britischen Militär genommen hatten – leuchtend weiße Helme und schwarze Hosen mit breiten roten Streifen an der Seite –, und dazu Hemden mit Blumenmuster. Es war eine atemberaubende Kombination, die für diese Armee des Paradieses genau richtig war, die Armee, die unser Vergnügen verteidigte.
    Wir trugen uns in der Lobby ein und wechselten unsere Dollars in die hoteleigene Waves-Währung, kleine Silbertaler, den sogenannten »Sanddollar«. Ein Angehöriger der Paradiesarmee servierte uns einen Willkommensgruß: Rumbowle. Sie enthielt auf jeden Fall Grenadine (denn sie war leuchtend rot) und Rum, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein, und ich nahm noch gleich eine zweite Runde, denn das empfand ich bei diesem Ritual als meine patriotische Pflicht. Ich gab dem Paradiessoldaten ein Trinkgeld, keine Ahnung, wie viel (der Umtauschkurs von Dollars in Sanddollars hatte sich mir nicht erschlossen), aber es muss recht großzügig gewesen sein, denn er steckte es ein und meinte – nicht unbedingt logisch, dafür aber glücklich –: » Ya, mahn .« Von da ab ist meine Erinnerung an jenen ersten Tag verschwommen.
    An den zweiten ebenfalls.
    Sie mögen mir meinen etwas blödsinnigen Tonfall nachsehen, aber die Wahrheit ist, dass wir einfach platzten vor Glück. Jetzt, wo die Last des vergangenen Jahres von unseren Schultern genommen war, waren wir wirklich blöd vor Glück. Mir ist bewusst, dass diese Geschichte eigentlich ernst ist. Denn Ben Rifkin war immer noch einem Mord zum Opfer gefallen, auch wenn Jacob nicht der Täter war. Und Jacob war trotz allem nur um Haaresbreite davongekommen, und zwar aufgrund eines zweiten Mordes, der von einem Deus ex Machina arrangiert worden war – nur ich wusste davon. Und natürlich standen wir als Familie des Angeklagten in der Schuld und hatte kein Recht, glücklich zu sein. Wir hatten Jonathans Anweisung, in der Öffentlichkeit weder zu lachen noch zu lächeln, sehr ernst genommen – niemand sollte denken, dass wir der Situation nicht mit dem gebotenen Ernst begegneten, niemand sollte annehmen, dass uns das Ganze nicht naheging. Jetzt holten wir endlich tief Luft und fühlten uns, erschöpft, wie wir waren, selbst dann voller Lebenslust, wenn dazu eigentlich kein Grund bestand. Wie Mörder fühlten wir uns jedenfalls nicht.
    Die ersten Tage verbrachten wir morgens am Strand und die Nachmittage an einem der vielen Pools. Abends wurde vom Hotel immer Unterhaltung geboten – irgendeine Musikshow, Karaoke oder ein Talentwettbewerb für die Gäste. Was auch immer, die Hotelmannschaft tat alles dafür, dass uns der Spaß nicht ausging. In ihrem Inselsingsang tönten sie von der Bühne herab, »Los, alle mitmachen, los, wir wollen Spaß«, und wir klatschten und röhrten in voller Lautstärke. Danach wurde getanzt. Man brauchte schon eine gute Ladung von diesem Waves-Wundertrank, um das alles zu überstehen.
    Wir stürzten uns aufs Essen wie ausgehungert. Man konnte sich an den Buffets so viel nehmen, wie man wollte, und wir schlugen uns nach monatelanger Dauerdiät wieder einmal richtig die Bäuche voll. Laurie und ich investierten unsere Sanddollars in Bier und Piña Coladas, Jacob probierte sein erstes Bier. »Gut«, meinte er mit männlichem Brustton, trank es aber nicht aus.
    Jacob verbrachte die meiste Zeit mit seiner neuen Freundin, die – jetzt halten Sie sich fest – Hope hieß. Er war auch gerne mit uns zusammen, aber die beiden steckten immer mehr zusammen. Später fanden wir heraus, dass Jacob ihr einen falschen
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