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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Autoren: William Landay
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Namen gesagt hatte. Er hatte Lauries Mädchennamen verwendet und sich Jacob Gold genannt. Daher hatte Hope niemals etwas über die Anklage erfahren können. Damals hatten wir keine Ahnung von Jacobs kleiner List, und fragten uns, warum sich dieses Mädchen mit Jacob abgab. War sie so naiv, dass es ihr nicht in den Sinn kam, kurz seinen Namen zu googeln? Hätte sie unter »Jacob Barber« gesucht, dann wäre sie auf über dreitausend Einträge gestoßen (die Anzahl ist seitdem noch gestiegen). Oder vielleicht hatte sie das getan, und mit diesem gefährlichen Sonderling herumzulaufen, gab ihr einen Kick. Jacob erzählte uns, dass Hope nichts von der Anklage wusste, und wir fragten sie nicht danach, denn wir gönnten ihm sein Glück und wollten es nicht stören. Die paar Tage, die wir sie kannten, bekamen wir das Mädchen kaum zu Gesicht. Sie und Jake waren gerne für sich. Selbst wenn wir alle am Pool waren, kamen die beiden nur kurz herüber, um uns zu begrüßen, und setzten sich dann wieder abseits, in einer kurzen Entfernung von uns. Einmal sahen wir, wie sie sich in zwei nebeneinanderstehenden Liegestühlen an den Händen hielten.
    Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir Hope sehr gerne mochten, nicht zuletzt, weil sie unseren Sohn so glücklich machte. Wann immer sie auftauchte, besserte sich Jacobs Laune. Sie hatte etwas sehr Warmherziges. Sie war herzlich und höflich, hatte blondes Haar und einen wunderbar weichen Akzent, der uns entzückte. Sie war etwas rundlich, aber sie fühlte sich offensichtlich wohl genug in ihrer Haut, um tagein, tagaus im Bikini herumzulaufen, und auch das mochten wir an ihr. Sie hatte etwas Unbeschwertes und schien von den üblichen düsteren Teenagerängsten unberührt. Selbst ihr merkwürdiger Name fügte sich in das ganze Bild wie ein fehlendes Puzzlestück: »Endlich haben wir Hope, Hoffnung«, sagte ich gelegentlich zu Laurie.
    Um die ganze Wahrheit zu sagen: Wir kümmerten uns nicht sehr viel um Jacob und Hope, denn Laurie und ich hatten unsere Beziehung in Ordnung zu bringen. Wir mussten uns gegenseitig neu entdecken und die alte Routine wiederfinden. Wir schliefen sogar wieder miteinander. Nicht leidenschaftlich, vielmehr tasteten wir uns langsam aneinander heran. Wahrscheinlich waren wir genauso unbeholfen wie Jacob und Hope, die zweifellos in irgendwelchen stillen Eckchen, an Palmen gelehnt, aneinander herumfummelten. Wie immer wurde Laurie sehr schnell braun. In meinen Augen (es ist wahr, ich bin schon über fünfzig) war sie unglaublich sexy, und ich fragte mich, ob man auf der Webseite vielleicht am Ende gar nicht übertrieben hatte. Laurie begann immer mehr jener Badenixe zu ähneln. Sie war die schönste Frau, die mir je begegnet ist. Es war ein Wunder, dass sie mich an sich heranließ und dann bei mir blieb.
    Ich glaube, irgendwann in dieser ersten Woche fing Laurie an, sich zu verzeihen, dass sie an ihrem Sohn gezweifelt hatte und während des Prozesses nicht mehr ganz an seine Unschuld geglaubt hatte. Man konnte es daran sehen, wie sie in seiner Nähe entspannter wurde. Es war ein innerer Kampf: Gegenüber Jacob hatte sie nichts gutzumachen, denn er wusste nichts von ihren Zweifeln, und selbstverständlich hatte sie auch niemals Angst vor ihm gehabt. Laurie musste sich selbst verzeihen. In meinen Augen ist das alles keine Katastrophe. Es war ein relativ unbedeutender Verrat, der unter den Umständen mehr als verständlich war. Vielleicht kann man das nur richtig bewerten, wenn man selbst Mutter ist. Jedenfalls begann Laurie sich besser zu fühlen, und unsere ganze Familie fand zu einem normalen Rhythmus zurück. Am Ende drehte sich alles um Laurie, so wie das immer gewesen war.
    Wir fanden sehr schnell zu einer Tagesroutine, so wie Leute das eben tun, selbst in einer Traumwelt wie Waves. Meine Lieblingsbeschäftigung war, abends mit meiner Familie dem Sonnenuntergang zuzusehen. Jeden Abend nahmen wir alle unser Bier mit, rückten drei Strandsessel ans Wasser heran und hielten unsere Füße in die Wellen. Auch Hope war beim Anschauen des Sonnenuntergangs einmal dabei und setzte sich taktvoll neben Laurie, wie eine Hofdame neben die Königin. Aber normalerweise waren wir Barbers unter uns. Neben uns spielten Kinder bei Dämmerlicht im Sand und im seichten Wasser, Kleinkinder, sogar Babys mit ihren jungen Eltern. Dann leerte sich der Strand allmählich, und die anderen Gäste machten sich zum Abendessen fertig. Die Bademeister zogen die leeren Stühle über den Sand und
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