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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt
Autoren: Petra Richartz
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ging langsam rechts zur Terrassentür und Sara links. Die Frauen standen sich nun gegenüber, sie atmeten schwer. Sara versuchte mehrmals, durch die Vorhänge zu schauen, aber es gelang ihr zunächst nicht. Der Wind machte ihr jedes Mal einen Strich durch die Rechnung. Sie fluchte leise. Beim nächsten Anlauf klappte es. Sie bekam eine Franse zu fassen und konnte durch ein Loch im Vorhang durchschauen. Sie erstarrte.

    Was Sara sah, riss ihr fast die Beine weg. Sie wankte, konnte sich aber wieder fangen. Das war der denkbar schlechteste Moment, eine Panikattacke zu bekommen. Sara versuchte sich zusammenzureißen, sie atmete tief ein und aus, bis ihr Atem wieder den normalen Rhythmus gefunden hatte. Sie starrte Lilly an. Die konnte nicht länger warten und spähte auch durch den Vorhang. Auch sie konnte ihren Augen nicht trauen. Sie sah Patrick im Garten, neben ihm lag ein blauer Müllsack. Patrick schaufelte ein Loch. Ein großes Loch, er war fast fertig. Lilly lief ein Schauer über den Rücken. Patrick schnaubte und schwitzte, so viel konnte Sara erkennen. Sie hatte sich wieder gefangen und überlegte, was sie tun konnten. Lebte Noah überhaupt noch? Sie zitterte. Sie mussten schnell handeln, das war klar. Wo um alles in der Welt war Cruz? Sie blickte Lilly ernst an. Ein rascher Blick flog zwischen ihnen hin und her, ein Austausch unausgesprochener Gedanken. Sara gab ihr ein Zeichen und Lilly verstand. Beide stürmten in den Garten, Patrick zuckte vor Schreck zusammen. Sara richtete die Waffe auf ihn und brüllte. „Patrick Baker. Sie sind verhaftet.“ Patrick starrte Sara und Lilly an. Seine Augen waren total verweint. Er sah aus wie ein Häufchen Elend, sein Gesicht war völlig verdreckt. Sara brüllte weiter. „Patrick, du hast keine Chance. Leg die Schaufel beiseite.“ Patrick starrte sie nur weiter an. Anstatt aber die schwere Schaufel wegzulegen, hob er sie hoch. „Wenn ihr einen Schritt näher kommt, erschlag ich Noah!“ Er blickte auf den Müllsack. Sara registrierte, dass Noah noch leben musste. Was sollte sie tun? Sie wollte nichts riskieren, Patrick war unberechenbar. Sein Blick war eisig, seine Stimme abgehackt und angstvoll gehetzt. Sara hielt schließlich ihre Waffe hoch und legte sie auf den Boden, Lilly tat das Gleiche.

    „Ganz ruhig, Patrick. Lass uns reden.“ Patrick riss die Augen auf. „Reden? Du willst reden? Worüber? Wie deine Familie meine Familie zerstört hat? Joshua hat euch wohl nicht gereicht, jetzt musste auch noch mein Dad sterben. Deine Familie ist an allem schuld!“ Patrick brüllte nur. Sara versuchte, ruhig zu bleiben und versuchte, bloß nichts Falsches zu sagen. „Du hast recht, Patrick. Wir haben deinen Dad erschossen. Wir hatten aber keine andere Wahl. Er hat uns keine andere Wahl gelassen.“ Patrick schrie und weinte. „Ihr lügt!“ Lilly schaute Sara an, dabei sah sie Cruz, wie er sich an der Hecke vorbeischlich und bald halbrechts hinter Patrick sein musste. Von da müsste er freie Sicht haben, um einen Schuss abzugeben. Patrick bekam von alldem nichts mit, er brüllte stattdessen weiter. „Mein Dad hat mir alles erzählt. Dass DEIN Dad nicht fähig war, Joshua zu retten. Dass DEIN Dad Schuld an seinem Tod hat. Dadurch ist die Ehe meiner Eltern kaputt gegangen. Ich weiß alles.“ Sara bekam Panik. „Was hast du vor, Patrick?“ Patrick schaute auf den Müllsack runter. „Ich werde das Werk von Dad vollenden. Das bin ich ihm schuldig. Wir wollen nur Gerechtigkeit.“ Patricks Worte erinnerten Sara sehr an Harolds Monolog. „Patrick, ich versteh dich, wirklich. Diesen Schmerz, den du fühlen musst.“ Patrick ließ sie nicht ausreden. „Du hast doch keine Ahnung. Aber wenn ich dir Noah genommen habe, dann weißt du, was ich für einen Schmerz aushalten muss.“ Er schien die Kontrolle zu verlieren.

    Lilly schaltete sich ein. „Patrick, hast du deinem Vater bei den Entführungen geholfen?“ Patrick schaute Lilly an. Bei ihr entkrampfte sich sein Blick, er wurde etwas ruhiger. Seine Arme entspannten sich etwas und die Schaufel lag nur noch locker in seinen Händen. „Zunächst hatte ich keine Ahnung. Erst vor ein paar Monaten, als wir nach Hause kamen, hab ich es mitbekommen. Er dachte, ich steh unter der Dusche. Ich hatte aber noch ein frisches Handtuch holen wollen. Und da hab ich gesehen, wie er mit Essen hinter den Schuppen ging. Ich bin ihm gefolgt und als er wieder hochkam, hab ich ihn zur Rede gestellt. Er hat mir alles erzählt. Seinen Plan von
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