Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verruchte Begierde: Roman (German Edition)

Verruchte Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
sich Hunter mit der Hand durch das mahagonibraune Haar. »Jetzt wird die Witwe von den Sünden ihres Mannes heimgesucht.«
    »Sie scheint eine nette junge Frau zu sein.«
    »Eine ziemlich lahme Beschreibung, Silas.«
    Der Ältere lachte auf. »Ich versuche nur, Sie etwas aufzumuntern. Glauben Sie, dass sie mit Ihnen kooperieren wird?«
    »Mir graut es schon davor, sie darum zu bitten.«
    »Vielleicht können Sie sich den Luxus gar nicht leisten, sie darum zu bitten. Vielleicht müssen Sie sie dazu zwingen.«
    »Davor graut es mir noch viel mehr.«
    »Nun, falls ich Ihnen auf irgendeine Weise helfen kann …«
    »Sie hätten Ihre Pensionierung noch ein paar Monate verschieben und diese verfluchte Sache selber klären können.«
    »Das hat meine Krankheit leider nicht zugelassen. Ich habe Ihnen diesen Fall wirklich nicht gerne aufs Auge gedrückt. Ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, und Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, Hunter.«
    »Tja, das ist eben eins der Risiken dieses Berufs, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, ja. Und wenn ich nicht denken würde, dass Sie mit diesen Schwierigkeiten fertig werden, hätte ich Sie nicht als kommissarischen Leiter dieses Amtes vorgeschlagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Sie bei der anstehenden Wahl offiziell zu meinem Nachfolger gewählt.«
    »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen. Danke, dass Sie angerufen haben.«
    »Gern geschehen. Auf Wiederhören.«
    Hunter legte wieder auf und trank einen Schluck von seinem Bier. Dann spulte er den Film zurück, schob sich die Brille wieder vor die Augen, spielte die Aufnahme noch einmal ab und dachte, er hätte sie inzwischen mindestens ein Dutzend Mal gesehen, seit der Beitrag in den Sechs-Uhr-Nachrichten gekommen war.
    Sie stieg aus der Limousine. In dem schwarzen Futteralkleid sah sie so verdammt zerbrechlich aus wie ein Püppchen aus feinstem Porzellan. Sie hielt sich kerzengerade, wandte allerdings den Kopf von der Menge und den Kameras der Journalisten ab.
    Es war sicher nicht leicht, berühmt und die Hauptperson in einer Tragödie zu sein. Da sie die war, die sie war, waren alle Augen auf sie gerichtet, und ihr war selbst in ihrer Trauer keinerlei Privatsphäre vergönnt.
Trotzdem kam ihm Mrs Wynne wie der Inbegriff von Würde und Gefasstheit vor.
    Dort. Die Kamera ging nah an ihr Gesicht heran. Was für ein Gesicht! Obwohl es hinter dem durchsichtigen schwarzen Schleier ihres Huts nicht deutlich zu erkennen war, zog es ihn in seinen Bann. Es war ganz bestimmt nicht das Gesicht des Feindes, dachte er. Die klar definierten Ebenen und Kanten waren sicher einer der Gründe, aus denen sie so telegen war, nahm er an. Sie war kaum geschminkt, doch das nahm ihr nichts von ihrem Liebreiz, sondern zeigte nur, wie weich, wie jung und wie verletzlich diese Witwe war.
    Er fing leise an zu fluchen. Warum sah sie nicht zäh wie Leder, hart wie Stahl aus? Warum sah sie nicht weltläufig, verschlagen, abgebrüht, durchtrieben, raffiniert und hinterlistig aus? Es würde seinen Job erheblich leichter machen, sähe sie nicht so verdammt heldenhaft und tragisch aus, wie die vom Schicksal gebeutelte Prinzessin in einem der Märchen der Gebrüder Grimm.
    Ihr Kiefer wirkte zart, doch fest. Sie hatte eine schmale Nase, und ihr Mund war weich und … verdammt! … wie sollte er es formulieren? … feminin. Es gab keine direkte Aufnahme der Augen, was wahrscheinlich besser war. Er wäre sicher besser dran, wenn er keine Ahnung hatte, welche Form und Farbe ihre Augen hatten, überlegte er. Die blonden Haare hatte sie sich im Genick zu einem straffen Knoten aufgesteckt.
    Jetzt kam der Teil, der ihn immer ganz besonders rührte. Ganz egal, wie oft er sich den Film inzwischen angesehen hatte, formte sich auch dieses Mal in dem
Moment, in dem sie nach der weißen Rose griff, ein Kloß in seinem Hals. Durch den Schleier hindurch küssten ihre Lippen die perfekte weiße Knospe, und dann legte sie die Blume auf den Sarg. Ihre Finger – klein und zart wie die von einem Kind – schienen dabei kurz zu zögern, schließlich aber rang sie sich dazu durch.
    Wütend auf sich selbst, weil er so masochistisch war, sich den Film so häufig anzusehen, stellte er den Videorekorder aus. Genug. Er sähe sich den Film bestimmt nicht noch mal an. Er warf seine Brille auf den Couchtisch, stapfte in die Küche und holte sich ein frisches Bier.
    Er handelte sich dadurch ganz bestimmt nur unnötigen Ärger ein. Vielleicht würde es nie nötig sein, diese junge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher