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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris
Autoren: Tess Gerritsen
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ich sprachen gerade darüber, dass es wirklich eine Schande ist. So jung im Gefängnis zu landen! Wie alt mag er sein, wenn er rauskommt, Claude? Fünfzig bestimmt, oder?«
    »Eher sechzig«, sagte Daumier.
    »Sechzig.« Richard schüttelte den Kopf und seufzte. »Mit sechzig hat man das Leben hinter sich. Keine Frau. Keine Kinder.« Richard sah Nina mitleidig an. »Keine Enkelkinder …«
    Ninas Gesicht war aschgrau. Sie flüsterte: »Was verlangen Sie von mir?«
    »Kooperation.«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    »Wir könnten uns für ein mildes Urteil einsetzen«, bot Daumier an. »Schließlich ist er wirklich noch ein Kind. Es könnte mildernde Umstände geben.«
    Nina schluckte und sah weg. »Es ist nicht seine Schuld. Er hat es nicht verdient …«
    »Er ist verantwortlich für den Tod zweier französischer Agenten. Und für den versuchten Mord an Marie St. Pierre und Jordan.«
    »Er hat nichts getan!«
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    »Für die Schmutzarbeit hat er Amiel Foch angeheuert. Was haben Sie da bloß für ein Monster erzogen, Nina?«
    »Er hat nur versucht, mich zu beschützen!«
    »Wovor?«
    Nina ließ den Kopf hängen. »Vor der Vergangenheit«, flüsterte sie. »Es ist niemals vorbei. Alles verändert sich, nur nicht die Vergangenheit.«
    Die Vergangenheit, dachte Richard und erinnerte sich an Heinrich Leitners Worte. Wir stehen immer in ihrem Schatten.
    »Sie waren Delphi«, sagte er. »Stimmt’s?«
    Nina antwortete nicht.
    Er beugte sich zu ihr hinüber und senkte seine Stimme zu einem leisen, beinahe vertraulichen Murmeln. »Vielleicht haben Sie am Anfang aus Spaß mitgemacht«, gestand er ihr zu. »Ein lustiges Spiel um Spione und Gegenspione. Vielleicht fanden Sie das spannend. Oder war es das Geld, das Sie reizte? Was auch immer der Grund gewesen sein mag, Sie haben der Gegenseite das eine oder andere Geheimnis gesteckt. Daraus wurden dann später geheime Akten. Und plötzlich hatte man Sie in der Hand.«
    »Ich war nicht lange dabei!«
    »Trotzdem war es schon zu spät. Der Geheimdienst der NATO
    hat Wind von der Sache bekommen und war kurz davor, die Sache aufzuklären. Also versuchten Sie, irgendwie von sich abzulenken. Es gelang Ihnen, Bernard und Madeline in ihr Liebesnest in der Rue Myrha zu locken, und dort haben Sie die beiden erschossen.«
    »Nein.«
    »Dann legten Sie die Dokumente neben Bernards Leiche ab.«
    » Nein. «
    Richard packte Nina an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. »Und dann spazierten Sie davon und lebten 242
    unbeschwert ein fröhliches Leben. War es nicht so?«
    Nina schluchzte Mitleid erregend. »Ich habe die beiden nicht umgebracht!«
    » War es nicht so? «
    »Ich schwöre Ihnen, dass ich die beiden nicht umgebracht habe! Sie waren schon tot!«
    Richard ließ sie los. Nina sank auf dem Stuhl zurück, ihr Körper wurde von heftigem Weinen geschüttelt.
    »Wer war es dann?« wollte Richard wissen. »Amiel Foch?«
    »Nein, darum habe ich ihn nie gebeten.«
    »Philippe?«
    Sie sah ihn scharf an. »Nein! Er war es, der die beiden fand. Er war total panisch, als er mich anrief. Er hatte Angst, man könnte ihn beschuldigen. Daraufhin rief ich erst Foch an. Ich bat ihn, dem Vermieter, Rideau, ein Angebot zu unterbreiten. Er sollte ihm Geld geben, damit er falsch aussagt.«
    »Und wer hat die Dokumente dann hinterlegt? Wer hat sie neben die Leichen gelegt?«
    »Foch. Aber da hatte man schon die Polizei gerufen. Foch musste die Aktentasche in die Dachwohnung schmuggeln.«
    Jordan fiel ihr ins Wort. »Sie hat gerade zugegeben, dass sie Delphi ist. Und jetzt sollen wir glauben, dass irgendein großer Unbekannter der Mörder ist?«
    »Das ist die Wahrheit!« beharrte Nina.
    »Aber klar«, sagte Jordan spöttisch. »Und der Mörder suchte sich zufällig dieselbe Wohnung aus, in der Sie sich jede Woche mit Philippe trafen?«
    Nina schüttelte erstaunt den Kopf. »Ich weiß nicht, wie er auf unsere Wohnung kam.«
    »Sie müssen es gewesen sein. Oder Philippe«, sagte Jordan.
    »Ich hätte nie … Er hätte nie …«
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    »Wer wusste sonst noch von der Wohnung?« fragte Richard.
    »Niemand.«
    »Marie St. Pierre?«
    »Nein.« Sie schwieg. Dann flüsterte sie: »Doch, vielleicht …«
    »Also wusste Philippes Frau Bescheid.«
    Nina nickte niedergeschlagen. »Aber sonst niemand.«
    »Moment mal«, sagte Jordan plötzlich. » Natürlich wusste es noch jemand.«
    Alle sahen ihn an.
    »Was?« sagte Richard.
    »Reggie hat es mir erzählt. Helena wusste von dem Verhältnis
    – Marie hatte es
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