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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris
Autoren: Tess Gerritsen
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Antwort. Darauf folgte ein bitteres Lachen. »Ich habe gegen einen Geist verloren. Es war hoffnungslos, als sie noch lebte.
    Aber jetzt ist sie tot, und ich komme immer noch nicht gegen sie an. Denn die Toten werden nicht älter, weißt du. Sie bleiben immer jung und schön. Und perfekt.«
    Beryl machte einen Schritt auf sie zu und wollte sie mitleidig in den Arm nehmen. »Sie hatten kein Verhältnis, Helena. Das 237
    weiß ich.«
    »Ich war ihm nie gut genug.«
    »Aber er hat dich geheiratet. Das hat doch mit Liebe zu tun …«
    Helena wollte ihren Trost nicht und wandte sich ab. »Von wegen! Reine Bosheit war das! Eine dumme männliche Geste, um ihr zu zeigen, dass man ihn nicht verletzen kann. Wir heirateten einen Monat nach ihr. Ich war sein Trostpreis, verstehst du? Ich hatte die richtigen Verbindungen. Und Geld. Das hat er gerne genommen. Aber meine Liebe interessierte ihn nie!«
    Wieder versuchte Beryl, sie zu trösten; erneut schob Helena sie beiseite. Beryl sagte leise: »Das muss ein Ende haben, Helena. Leb dein Leben ohne ihn. Du bist noch jung genug …«
    »Er ist mein Leben.«
    »Aber du musst es all die Jahre gewusst haben! Du musst doch geahnt haben, dass Reggie derjenige war …«
    »Es war nicht Reggie.«
    »Helena, überleg doch mal!«
    » Es war nicht Reggie. «
    »Er war besessen von ihr, konnte nicht von ihr lassen! Dass ein anderer Mann sie haben würde …«
    »Ich war es.«
    Diese drei Worte, so gelassen ausgesprochen, ließen Beryl das Blut in den Adern gefrieren. Sie starrte die Frau an, die vor ihr stand, und plötzlich kam ihr der Gedanke an Flucht. Sie könnte auf der Straße davonrennen, an der nächsten Haustür klopfen …
    Sie wollte gerade an Helena vorbeirennen, als sie ein Klicken vernahm. Eine Pistole wurde entsichert.
    »Du siehst ihr so ähnlich«, flüsterte Helena. »Als ich dich vor Jahren zum ersten Mal in Chetwynd sah, kam es mir fast so vor, als sei sie zurückgekehrt. Und jetzt muss ich sie ein zweites Mal töten.«
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    »Aber ich bin nicht Madeline …«
    »Es spielt keine Rolle, wer du bist. Du weißt es.« Helena hob den Arm, und Beryl sah im Halbdunkel die Pistole in ihrer Hand. »Rüber zur Garage, Beryl«, sagte sie. »Wir machen eine kleine Spazierfahrt.«
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    12. Kapitel
    »Amiel Foch«, sagte Daumier und blätterte in einem
    Aktenordner. »Sechsundvierzig Jahre alt, ehemals beim französischen Geheimdienst. Galt seit drei Jahren als tot, nach einem Hubschrauberabsturz vor Zypern …«
    »Er hat seinen eigenen Tod vorgetäuscht?« fragte Richard.
    Daumier nickte. »Es ist nicht so einfach, aus dem Geheimdienst auszutreten und dann sozusagen als Söldner weiterzu-arbeiten. Man würde gewissen Einschränkungen unterliegen.«
    »Wenn man aber als tot gilt …«
    »Genau.« Daumier überflog die nächste Seite. »Hier steht es«, sagte er. »Das ist die Verbindung, nach der wir suchen. 1972
    war Monsieur Foch unser Kontaktmann zu den Amerikanern.
    Offensichtlich gab es damals eine telefonische Drohung gegen die Familie von Botschafter Sutherland. Danach blieb Amiel Foch jahrelang in Verbindung mit den Sutherlands. Später bekam er dann andere Aufträge, bis er … starb.«
    »Und damit für Privatkunden tätig werden konnte. Für Aufträge aller Art«, ergänzte Hugh.
    »Inklusive Mord.« Daumier klappte den Ordner zu und sagte zu seinem Assistenten: »Bringen Sie Mrs. Sutherland herein.«
    Die Frau, die zur Tür hereinstolzierte, war die gleiche selbstbewusste und unverfrorene Nina wie immer. Sie rauschte ins Zimmer, sah ihr Publikum voller Verachtung an und ließ sich dann graziös auf einem Stuhl nieder. »Ist es nicht ein bisschen spät, um mich zu einem Auftritt hierher zu bestellen?«
    fragte sie.
    Und einen Auftritt hatten sie zu erwarten, dachte Richard.
    Falls es ihnen nicht gelänge, sie in ihrer Selbstsicherheit zu erschüttern. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr 240
    gegenüber. »Sie wissen, dass Anthony festgenommen wurde?«
    Einen Moment lang flackerte in ihren Augen Angst auf.
    »Es handelt sich natürlich um einen Irrtum. Anthony hat in seinem ganzen Leben noch nie etwas Schlimmes getan.«
    »Wie wäre es mit Anstiftung zum Mord? Anheuern eines Killers?« Richard hob eine Augenbraue. »Dafür gibt es eine Reihe Zeugen. Ich würde sagen, das reicht, um für einige Zeit hinter Gittern zu verschwinden.«
    »Aber er ist noch ein Kind und nicht …«
    »Er ist volljährig. Und damit voll strafmündig.« Richard sah Daumier an. »Claude und
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