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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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übrigens. Hätte eigentlich gar keine Zeit gehabt, zur Beerdigung zu kommen. Und er musste ja auch alsbald zu seinen Pflichten zurück. Aber als ich noch einmal zum Friedhof ging, wart ihr fort, und auf dem Markt erzählte man von einem merkwürdigen Durcheinander auf dem Friedhof …»
    «Wir konnten euch einfach nicht mehr Bescheid geben», sagte Adelina, und zum ersten Mal seit Tagen entspannte sie sich. Die lähmende Angst war verschwunden. Griet war gerettet, und nur das zählte im Moment.
    «Es ist gut, dass das Kind endlich wieder zu Hause ist», sagte Benedikta. «Ich mache mir dennoch Sorgen. Sie schläft schon seit Stunden so tief und bewegt sich nicht einmal.»
    «Das kommt vom Schlafmohn. Ludmilla kümmert sich um Griet. Sie ist bei ihr in guten Händen.» Adelina öffnete die Augen wieder. «Sie hat sie auch schon untersucht, weil man ja befürchten musste, dass er …»
    «O ja, wie entsetzlich!»
    «Er muss sie mehrmals geschlagen haben», sagte Adelina. «Aber sonst ist sie … nun ja … nicht verletzt.»
    «Allen Heiligen sei Dank!» Benedikta bekreuzigte sich.
    «Sie muss sich gewehrt haben. Wulfhart hatte Kratzspuren neben den Augen und an der Nase», erzählte Adelina nicht ohne Stolz. «Morgen früh gehen wir noch einmal zum Vogt, um offiziell Anklage gegen Wulfhart zu erheben.»
    «Ihn erwartet der Richtblock», sagte Benedikta und setzte sich nun neben sie. «Ein schändlicher Tod, aber gerecht. Und ihr braucht dann keine Angst mehr vor ihm zu haben.»
    Adelina nickte nur.
    ***
    Griet erwachte erst am folgenden Morgen, während Adelina und Neklas beim Vogt vorsprachen. Als sie zurückkehrten, saß Mira auf Griets Bett; Benedikta hatte sich auf einem Hocker daneben niedergelassen.
    «Sie hat gedacht, sie träumt», erzählte Mira lachend. «Weil sie nicht geglaubt hat, dass sie wieder zu Hause ist.»
    Adelina nahm Griet in die Arme und drückte sie fest an sich.
    «Es geht ihr gut», sagte Benedikta. «Sie hat etwas getrunken und sogar eine Schüssel Hafergrütze mit Honig gegessen.»
    Griet drückte ihre Nase an Adelinas Schultern und schniefte. «Ich hab gedacht, er nimmt mich wieder mit. Aber ich wollte das nicht. Ich habe ihn gekratzt undangespuckt. Da hat er mir eine Ohrfeige gegeben, wie früher.»
    Adelina schob Griet ein Stückchen von sich und musterte ihr Gesicht. Spuren der Misshandlung waren zumindest dort nicht zu sehen. Wieder zog sie das Kind an sich. «Hier kann dir nichts mehr geschehen», murmelte sie in ihre Locken. Auch Neklas streichelte seiner Tochter unbeholfen über den Rücken, woraufhin sie ihn mit großen Augen ansah.
    «Nun nimm das Kind schon in den Arm», forderte Benedikta ihn lachend auf. «Himmel, was sind Männer manchmal tollpatschig.»
    Neklas warf seiner Mutter einen missbilligenden Blick zu, setzte sich auf den Bettrand und zog Griet an sich.
    Adelina machte den beiden Platz und scheuchte Mira nach unten an ihre Arbeit. Dann blickte sie ihre Stieftochter, die sich an ihren Vater schmiegte, ernst an. «Du hast schon länger gewusst, dass Wulfhart in der Stadt ist. Warum hast du uns nichts davon erzählt?»
    «Ich dachte doch erst, er wäre ein Geist. Ihr habt doch gesagt, es gibt keine Geister, Frau Adelina.»
    «Aber dann hast du nicht mehr geglaubt, dass er ein Geist ist und bist in den Mühlweiher gesprungen. Griet, das war gefährlich. Du hättest ertrinken können!»
    «Immer noch besser als bei ihm zu sein», sagte Griet mit bitterem Trotz. «Ich habe Euch nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass Ihr Euch auch noch meinetwegen Sorgen macht. Da war doch schon die Sache mit der toten Frau und alldem.»
    «Oh Griet.» Adelina nahm die Hände des Mädchens und drückte sie. «Ganz gleich, was und wann es ist, wenn etwas oder jemand dir Angst macht, musst du es uns sagen!Wir hätten schon viel eher etwas gegen Wulfhart unternehmen können, wenn wir gewusst hätten, dass er dir nachstellt. Versprich mir, dass du uns so etwas niemals wieder verschweigen wirst!»
    Griet senkte beschämt den Kopf. «Ja, Frau Adelina.»
    «Also ich finde, das war genug Schelte für heute», lächelte Benedikta und stand auf. «Ich werde mich jetzt um unser Gepäck kümmern, damit wir morgen früh zeitig abreisen können.»
    «Ihr reist ab?», fragte Neklas erstaunt.
    «Jawohl, mein Sohn, das werden wir.» Benedikta lächelte ihm wohlwollend zu. «Aber ich habe bereits mit Adelina abgemacht, dass wir im nächsten Frühjahr wieder herkommen werden.» Sie trat durch die Tür,
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