Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
und der Vogt hat nicht gezögert, nach dem ersten Grad der Befragung gleich den zweiten anzuwenden. Immerhin hat er sein Gesicht zu wahren.»
    «Er muss lügen. Oder er hat sie umgebracht.»
    Adelina starrte Neklas an, der ganz weiß um die Nase geworden war. «Was um Himmels willen ist geschehen?», fragte sie.
    Die Männer verstummten. Meister Jupp hüstelte und warf Neklas einen auffordernden Blick zu. Dieser wiederum blickte zu Reese, der jedoch schwieg.
    «Adelina.» Neklas trat zu ihr und fasste sie bei den Händen. Seine Stimme zitterte, und es fiel ihm sichtlich schwer, ruhig zu bleiben. «Sie haben Laufer gefunden. Er war nicht in Siegburg, aber auf dem Weg dorthin.»
    «Und weiter?» An seinem Gesicht konnte sie erkennen,dass er schlimme Nachrichten hatte. Ihr Herz pochte unangenehm heftig gegen ihre Rippen.
    «Er … er wurde befragt», stieß Neklas hervor.
    «Hat er gesagt, wo Griet ist?»
    «Adelina …» Neklas atmete heftig ein. «Er behauptet, er wisse nichts von ihrem Verschwinden. Er hat gestanden, dass er dir das Kästchen mit den Edelsteinen untergeschoben hat. Er hat aber nicht ausgesagt, in wessen Auftrag er gehandelt hat und wer die Mittelsmänner in der Stadt sind.»
    «Noch nicht», brummte Reese grimmig.
    «Aber er schwört Stein und Bein, Griet nicht einmal zu kennen.»
    «Das kann nicht sein.» Adelina schüttelte den Kopf. «Wer sonst, wenn nicht er, sollte sie entführt haben?»
    «Habt Ihr sonst irgendwelche Feinde in der Stadt?», wollte Meister Jupp wissen. Er rieb sich bedächtig den Bart. «Irgendjemand, mit dem Ihr noch eine Rechnung offen habt?»
    «Nein.» Adelina schüttelte den Kopf.
    «Doch», sagte Neklas. «Hilger Quattermart. Du hast seine Pläne mit dem Beginenhospital durchkreuzt.»
    «Aber er ist nicht in der Stadt», warf Reese ein. «Und wenn er sie betritt, wird er festgenommen und wegen Hochverrats gerichtet.» Er setzte sich an den Tisch. «Andererseits könntet Ihr ihm schon ein Dorn im Auge sein, Frau Adelina. Immerhin mischt Ihr Euch nun schon zum zweiten Male in seine Angelegenheiten ein.»
    «Doch nur auf Euer Bitten!», fuhr Adelina ihn an. Sie wandte sich von Neklas ab und ging erregt in der Küche auf und ab. «Kann er Laufer beauftragt haben?»
    «Sicher kann er das», sagte Reese. «Ich vermute essogar. Aber wir können es nicht beweisen, und solange Laufer schweigt, haben wir rein gar nichts in der Hand.»
    «Aber wo ist Griet? Was ist mit ihr geschehen?» Adelina schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Sie hatte fest daran geglaubt, dass der Gehilfe des Vogts, wenn er einmal festgesetzt war, den Aufenthaltsort ihrer Stieftochter preisgeben würde. Konnte es wirklich sein, dass er gar nichts mit der Entführung zu tun hatte?
    «Nein, nein, er muss wissen, wo sie ist!», rief sie. Tränen des Zorns und der Enttäuschung brannten in ihren Augen. «Er muss es uns sagen!»
    «Kommt, Meisterin Burka. Setzt Euch.» Marie stellte ihren Korb ab und fasste Adelina sanft an den Schultern. «Ihr dürft Euch jetzt nicht aufregen. Ihr müsst einen klaren Kopf bewahren. Wir müssen überlegen, wer noch ein Interesse an Griet haben könnte.»
    «Jungfer Marie hat recht», sagte Meister Jupp und bedachte Marie mit einem anerkennenden Lächeln. «Wir müssen die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass Laufer tatsächlich nichts mit Griets Verschwinden zu tun hat. Natürlich wird er aber weiter befragt.»
    «Ich gehe dorthin», sagte Adelina und wollte aufspringen, doch Marie drückte sie auf die Bank zurück.
    «Nein, Meisterin Burka, das geht doch nicht. Sie würden Euch doch gar nicht zu ihm lassen. Ihr müsst warten, bis die Befragung beendet ist. Dann kann mein Onkel zum Vogt gehen und fragen, was dabei herausgekommen ist.»
    Adelina funkelte sie wild an. «Ihr versteht das wohl nicht, Jungfer Marie. Es geht hier um unsere Tochter! Seit Tagen ist sie in der Gewalt von … Gott weiß wem.Ich werde da nicht mehr tatenlos zusehen. Ich will, dass dieser Mistkerl damit herausrückt, wo er Griet versteckt hält.» Ihre Stimme war immer lauter geworden und kippte fast über.
    Abrupt ließ Marie ihre Schultern los. «Ich kann das also nicht verstehen? Glaubt Ihr, es fällt mir leicht, hier zu stehen und nur darauf zu warten, dass Laufer aussagt, mein Vater sei in diesen Edelsteinschmuggel verwickelt? Vielleicht zu erkennen, dass alles, was ich je von meinem Vater und meiner ganzen Familie gedacht habe, ein Märchen gewesen ist? Bela habe ich bereits verloren, weil sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher