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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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Donatus Bescheid gegeben. Am Freitag reisen wir ab.» Sie hielt inne. «Selbstverständlich nur, wenn Griet bis dahin wieder hier und wohlauf ist.»
    ***
    Am Nachmittag kam Ludmilla noch einmal vorbei, um nach Franziska zu sehen und auch Adelina zu fragen, wie es ihr ging. Sie hatte bei Meister Jupp und seinen beiden Töchtern übernachtet und berichtete nun, dass ihr Neffe und Neklas noch einmal zum Rathaus gegangen seien. «Dieses Mädchen, die Tochter des Schöffen Elfge, ist mit ihnen gegangen», erzählte sie und legte den Kopf auf die Seite. «Mir scheint, sie versteht sich recht gut mitJupp. Ein netter Einfall von dir, sie mit ihm bekannt zu machen.»
    Adelina, die gerade in einem Topf Suppe rührte, drehte sich verblüfft zu Ludmilla um. «Ich habe nichts dergleichen getan. Sie sind sich hier zufällig begegnet.»
    «Ah, ah, Zufälle gibt es nicht», widersprach die alte Frau und lächelte. «Und in diesem Haus scheint Amor eine ganze Menge seiner Pfeile verschossen zu haben.»
    Adelina blinzelte. «Amor?»
    «Ja doch, dieser römische Gott, der dafür sorgt, dass sich die Menschen verlieben.»
    «Ludmilla!» Amüsiert hängte Adelina die Schöpfkelle, mit der sie die Suppe rührte, am Topfrand ein und setzte sich zu ihr auf die Ofenbank. «Du glaubst an römische Götter? Kein Wunder, dass dein Bruder dich nicht leiden kann.»
    Ludmilla kicherte. «Ich denke, die einen Götter schließen die anderen nicht aus. Thomasius konnte noch nie über den Rand seiner begrenzten Welt hinausblicken. Wie willst du nun mit Franziska und deinem Knecht verfahren?»
    Adelina hob die Schultern. Darüber hatte sie noch nicht nachgedacht.
    «Wirst du sie in deinem Haushalt behalten?»
    «Franziska ist eine tüchtige Magd, Ludowig ein guter Knecht. Ich möchte ungern auf einen der beiden verzichten. Heiraten können sie ja leider nicht. Wie sollten sie auch einen eigenen Hausstand gründen?»
    «Nun, du könntest ihnen eine gemeinsame Kammer geben, falls sie das wünschen», schlug Ludmilla vor. «Wenn sie sich gut verstehen, werden sie auch ohne den Segen der Kirche beieinander bleiben. Bliebe die Fragenach den Kindern. Wärest du bereit, Franziskas Kinder in deinem Haushalt aufwachsen zu lassen?»
    Wieder hob Adelina die Schultern. «Das kann ich wohl kaum allein entscheiden.»
    «Du solltest mit deinem Gemahl darüber sprechen.» Ludmilla stand auf und trat an Colins Wiege. «Es gibt auch Kräutertränke, die dafür sorgen, dass eine Frau nicht empfängt», sagte sie leise und bedächtig. «Die Hübschlerinnen benutzen sie häufig. Man muss sie jeden Tag einnehmen, aber ganz sicher wirken sie auch dann nicht immer.»
    «Und du würdest diese Kräuter beschaffen?»
    «Ah, glaubst du, ich schaufele mir mein eigenes Grab? Die Kirche verbietet es uns Frauen, zu bestimmen, ob und wann wir ein Kind haben wollen. Ich werde mich ganz sicher nicht der Gefahr aussetzen, als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen zu enden.»
    «Also?» Adelina blickte sie aufmerksam an.
    Ludmilla grinste spitzbübisch. «Mag sein, mir entfallen versehentlich ein paar Hinweise, wo man gelegentlich einen Spaziergang machen sollte und welche Kräuter sich besonders schön trocknen lassen. Wenn man diese dann zu gleichen Teilen zusammengibt, erhält man eine gutriechende Mischung für die Schlafkammer.» Sie zwinkerte und strich Colin über die Wange. «Einen hübschen Sohn hast du da. Gewiss wird er einmal die Herzen aller Jungfern der Stadt brechen.»
    «Gott bewahre!», lachte Adelina und zwinkerte zurück. «Ich werde Neklas fragen und mit Franziska darüber sprechen, ob sie …» Sie hielt kurz inne. «Ob sie in ihrer Schlafkammer eine gutriechende Kräutermischung haben möchte.»
    Ludmilla nickte ihr zu, dann hob sie lauschend den Kopf. «Dein Gemahl scheint zurück zu sein, und in Gesellschaft.»
    Tatsächlich ging in diesem Moment die Haustür; mehrere Stimmen redeten in heftigem Ton durcheinander.
    Augenblicke später flog die Küchentür auf, und Neklas stürzte mit aufgebrachter Miene herein. Ihm folgten Georg Reese und Meister Jupp und zuletzt noch Marie, die wieder einen Korb am Arm hatte. Diesmal enthielt er kleine runde und geflochtene Gebäckstücke.
    «Er lügt, es kann gar nicht anders sein!», grollte Neklas und warf seinen Mantel auf den Tisch. Adelina nahm ihn jedoch wieder auf und schüttelte ihn sorgfältig aus, bevor sie ihn an den Ofen hängte.
    Reese schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht. Er wurde unverzüglich zu Turme gebracht,
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