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Verräterische Gefühle

Verräterische Gefühle

Titel: Verräterische Gefühle
Autoren: Sarah Morgan
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Publikum gebannt an Nathaniels Lippen. Sie konnte die Szene förmlich vor sich sehen. Sekundenlang blieb Katie mit geschlossenen Augen stehen und ließ die besondere Atmosphäre ganz tief auf sich einwirken. Wie viele berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen mochten auf den geschichtsträchtigen Brettern dieses Theaters schon ihre Kunst gezeigt haben?
    Sekundenlang war sie wieder das sechsjährige Mädchen, das mit seiner Schwester Paula Verkleiden spielte.
    Du kannst keine Prinzessin sein, Katie. Dafür bist du viel zu fett und deine Haare sind zu kraus. Ich bin viel schöner, also spiele ich die Prinzessin. Aber du darfst mir beim Ankleiden helfen …
    Was als kindliche Pflicht begonnen hatte, war schließlich ihre Leidenschaft geworden.
    Als Paula für sich beschloss, es sei uncool, mit ihrer pummeligen kleinen Schwester herumzuhängen, begann Katie damit, ihre Freundinnen anzuziehen. Jeden Tag nach der Schule trafen sie sich, um in die schillernde Fantasiewelt der Märchen und Fabeln abzutauchen. Katie liebte es, jeder Rolle einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen, und entwarf immer öfter auch eigene, ungewöhnliche Kostüme.
    Eine Prinzessin mit Feuerschwert oder Elfen in Reithosen und Cowboystiefeln.
    Ein lautes Geräusch aus Richtung der Bühne riss sie unsanft aus ihren Tagträumen. Lauschend neigte sie den Kopf. Was sich zunächst nach schweren Männerschritten angehört hatte, klang plötzlich wie ein durchgegangener Stier auf der Flucht. Was, um alles in der Welt, mochte das sein?
    Vielleicht einer der Bühnenarbeiter? Oder ein besonders wagemutiger Journalist, der sich rücklings an den berühmten Schauspieler herangeschlichen hatte und plötzlich entdeckt worden war?
    Als Katie feststellte, dass der Flüchtige direkt auf sie zukam, versuchte sie noch zur Seite zu springen, doch es war zu spät. Ein kräftiger männlicher Körper prallte gegen sie und sie wäre zu Boden gestürzt, wenn nicht zwei starke Hände zugegriffen und sie gehalten hätten. Ihr blieb nicht einmal die Zeit für einen Schreckens- oder Schmerzenslaut. Fest an eine breite, warme Brust gepresst spürte Katie, wie sie wankte. Eine ganz normale Reaktion auf den Schock und die Identität des unsichtbaren Angreifers! sagte sie sich bebend.
    Harte Muskeln, markante dunkle Züge und Augen, die eine Frau ihren eignen Namen vergessen lassen konnten.
    „W…as machen Sie hier, Mr Wolfe?“, fragte sie erstickt und rückte ein Stück von ihm ab. „Müssten Sie nicht auf der Bühne stehen? Ist etwas passiert? Natürlich ist etwas geschehen“, gab sie sich gleich selbst die Antwort und hätte sich am liebsten auch noch geohrfeigt, „sonst würden Sie wohl kaum wie ein wild gewordener Stier hier herumrennen!“
    Hör endlich auf zu sabbeln, dumme Pute! schalt sie sich.
    „Er ist da …“, flüsterte Nathaniel heiser und umfasste Katies Schultern so hart, dass sie unwillkürlich aufstöhnte.
    „Er? Wer ist er? “, fragte sie. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, ihr Mund war ganz trocken. Aus unmittelbarer Nähe gesehen wirkte Nathaniel Wolfe geradezu schockierend sexy. Seine Ausstrahlung war so verheerend, dass Katie Angst hatte, auf der Stelle ohnmächtig zu werden. Doch als ihr langsam dämmerte, dass ihr heimlicher Schwarm mindestens ebenso verwirrt und konfus war wie sie, mobilisierte sie all ihre Kräfte.
    „Mr Wolfe? Alles in Ordnung?“
    „Warum jetzt?“, stieß er hervor. „Warum?“
    Abrupt ließ er Katies Schultern los und schlug mit der geballten Faust in eine herumstehende Bühnendekoration. Als sie Holz splittern hörte, hielt sie die Luft an. Heftig atmend presste Nathaniel beide Hände gegen die Stirn. Er schien Katie gar nicht mehr wahrzunehmen. „Ich kann nicht … ich muss Annabelle warnen …“
    Wer war Annabelle?
    „Okay, wie man leicht erkennen kann, sind Sie ziemlich außer sich“, stellte Katie sachlich fest und trat vorsichtshalber noch einen Schritt zurück. Wachsam beobachtete sie, wie Nathaniel ein Handy aus der Tasche zog und eine Nummer eintippte. Die Fingerknöchel der rechten Hand waren aufgeschürft und bluteten, doch das schien er gar nicht zu bemerken.
    In diesem Moment erkannte Katie, warum er so überzeugend verzweifelte, zerstörte Charaktere darstellen konnte. Hinter der attraktiven Fassade des Kinohelden verbarg sich genau dieser gepeinigte, leidende Mensch, den er so häufig in seinen Filmen verkörperte!
    Natürlich war das Teil seiner immensen Anziehungskraft. Mit einem verstohlenen
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