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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung
Autoren: Samantha James
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geliebten Mutter gewesen.
    Jetzt war. sie ihr wertvollster Besitz.
    Niemals würde sie sich von dem Kleinod trennen. Niemals. Egal, welchen Preis sie dafür erzielen könnte, egal, wie sehr der Hunger an ihr nagte oder sie im Regen und in der Kälte übernachten müsste! Solange sie die Kette besaß, trug sie einen Teil ihrer Mutter bei sich.
    Devon schlang sich den Umhang fester um die Schultern und wich einer Pfütze aus, die sich während des letzten Regengusses gesammelt hatte. Zu beiden Seiten schmiegten sich die Häuser wie zitternde Kinder gegen die beißende Kälte aneinander. Eine verwahrloste Frau schlief in einem Hauseingang, eingewickelt in eine zerschlissene Decke.
    Trotz ihrer gerade getroffenen Entscheidung berührte dieser Anblick Devon im Innersten ihres Herzens. Ich mochte nicht so enden, dachte sie mit einem Anflug von Verzweiflung. Nicht so!
    Ihre Schritte verlangsamten sich. Mit einem Mal fiel ihr das Gasthaus in der Buckeridge Street ein, in dem sie gewohnt hatten, als sie jung war. Ein abscheulicher, übelriechender Ort voller Abschaum und Fäulnis, und beide, sie und Mama, hatten das Leben dort gehasst.
    Obdachlos waren sie allerdings nie gewesen, sondern hatten immer ein Dach über dem Kopf gehabt, auch wenn es manchmal leckte.
    Sie holte tief Luft und kämpfte gegen die aufkeimende Hoffnungslosigkeit an. Auf keinen Fall durfte sie aufgeben. Immerhin besaß sie einen klaren Verstand, Entschlusskraft ... und die Halskette ihrer Mutter.
    »Was haben wir denn hier? Eine Dame mit einer Vorliebe für uns Kerle! «
    Die heisere Stimme dröhnte unheimlich durch die Nacht. Devon blieb abrupt stehen. Ein Mann versperrte ihr den Weg. Ein weiterer trat aus dem Schatten hervor.
    »Hallo, Süße.«
    Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, und Devon ahnte, dass sie sich für den Rest ihres Lebens an den Klang der rauchigen Stimme erinnern würde ...
    Einer der beiden winkte sie heran. »Komm her, Liebling. Komm zu Harry ! «
    »Lass das! « , protestierte der andere. »Ich habe sie zuerst gesehen! 4
    »Aber ich bin näher, Freddie ! «
    Harry. Freddie. Sie konnte nicht mehr atmen. Als die Namen in ihrem Kopf durcheinander purzelten, stieg ein Gefühl tiefster Hoffnungslosigkeit in ihr auf. Sie kannte das Paar - oder besser gesagt Geschichten aber die beiden. Sie gehörten einer der gefürchtetsten Banden an, die St. Giles unsicher machten.
    »Was sagst du, sollen wir teilen, Freddie? «
    Der Vorschlag kam von Harry, einem grobschlächtigen Mann, der eine schmutzige Tweedjacke trug und seine Kappe tief ins Gesicht gezogen hatte. Freddie verzog das Gesicht zu einem fratzenhaften Grinsen und entblößte gelbe, faulige Zähne. Es waren abstoßende, widerliche Männer mit finsterem Gesichtsausdruck, deren Verhalten von dem vielleicht ältesten aller Übel geleitet wurde.
    Gier.
    Oh ja, sie konnte es in ihren Augen sehen. Und nun baute sich auch Freddie vor ihr auf. Er war kleiner als sein Bruder, nicht viel größer als sie selbst.
    Devon reckte trotzig das Kinn in die Höhe. Bei Gott, sie würde keine Angst zeigen!
    Obgleich sie innerlich vor Furcht erbebte. Kaltes Grauen legte sich wie ein beklemmendes Band um ihr Herz und ließ sie erstarren.
    Auf keinen Fall durfte sie Panik in sich aufsteigen lassen. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, sie besäße eine zähe Konstitution. Sie würde nicht schreien. Was brächte es ihr auch?
    Eben war sie noch dankbar darum gewesen, dass ihr keine Menschenseele begegnet war. Doch nun...
    Sie versuchte, ihre Angst durch gespielte Tapferkeit zu verbergen. »Was wollt ihr? « , fragte sie scharf.
    »Kommt d'rauf an, was du hast!«, antwortete Freddie, dessen Lachen wie ein finsteres Grollen klang. Er machte einen Schritt auf sie zu und packte sie am Kinn. Die Straßen waren nur schwach beleuchtet und lagen beinahe in völliger Dunkelheit, doch der Mond schob sich hinter einer Wolke hervor. Freddie riss ihr Gesicht gen Himmel. »Oh, da haben wir j a 'was Hübsches gefangen, Harry!«, jauchzte er. »Komm und sieh dir diese Augen an! Pures Gold! «
    Innerlich verfluchte Devon ihre Zerstreutheit. Sie achtete normalerweise genau auf ihre Kleidung, wenn sie die Schenke des Nachts verließ. Die Krempe ihrer Haube war breit genug, um ihr Gesicht zu verbergen, und auch ihre dichte, kupfergolden glänzende Lockenpracht verhüllte sie normalerweise geschickt. Sie schmierte sich sogar mit Ruß ein, um ihren schwanengleichen Hals und die jugendlichen Wangen zu kaschieren.
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