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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung
Autoren: Samantha James
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Wahrnehmung gewahrte sie, dass Freddie taumelnd in die Gasse einbog, in der auch Harry verschwunden war.
    Dann verhallten Freddies schleppende Schritte. Devon bewegte sich wie in Trance. Sie fühlte sich schwindlig und krank. Und sie war in eine Pfütze gefallen, bemerkte sie undeutlich, als sie das nasse Kopfsteinpflaster an ihrer Wange spürte. Feuchtigkeit bahnte sich einen Weg durch ihre Kleidung hindurch, und sie begann, mit den Zähnen zu klappern. Ihr war schon früher kalt gewesen, doch diesmal war es etwas anderes, eine betäubend eisige Kälte in ihrem inneren, die sich immer weiter ausbreitete.
    Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf, Erinnerungen an die letzten Stunden ihrer Mama, die mit verhaltenem Atem von dieser beißenden Kälte gesprochen und am ganzen Körper gezittert hatte.
    Oh Gott. Sollte sie womöglich sterben? Nein 1, schrie sie innerlich auf. Ich möchte nicht sterben, nicht so. Nicht in der Dunkelheit und in der Kälte.
    Fest biss sie sich auf die Lippe, um ein Schluchzen zurückzuhalten - sie wusste, dass es nichts nützen würde zu schreien.
    Niemand würde sie hören. Niemand kümmerte sich. Sie war in St. Giles, der Heimat der Bettler und Diebe, der Armen und Ausgestoßenen.
     

Zweites Kapitel
     
    Zum Teufel mit der törichten Art seines Bruders!
    Die eindrucksvolle Kutsche der Familie Sterling bog in aller Eile in die St. Martins Lane ein. Den wenigen Beobachtern, die zu dieser späten Stunde auf der Straße unterwegs waren, erschien das prunkvolle Gefährt aus schimmerndem Schwarz und funkelndem Silber in den schmutzigen Straßen von St. Giles fehl am Platz. In der Kutsche musste Sebastian Sterling sich zurückhalten, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
    Wahrlich, er hatte einen sehr angenehmen Abend auf der Dinnerparty der Farthingales verlebt - eine sehr lebhafte Feier, das musste er sich eingestehen, die weit bis nach Mitternacht angedauert hatte. Justin war ebenfalls eingeladen gewesen, hatte es j edoch vorgezogen, nicht zu erscheinen. Als Sebastian sein Stadthaus verlassen wollte, hatte ihn Stokes, der Butler, darüber in Kenntnis gesetzt, dass Justin den Abend beim Glücksspiel verbringen wolle.
    Deshalb war Sebastian nach Ende der Dinnerparty ins White gefahren. Obwohl Sebastian und Justin unter demselben Dach wohnten, begegneten sie sich in letzter Zeit nur, wenn der Zufall es wollte. Seitdem Julianna auf Reisen war, waren die beiden abgesehen von der Dienerschaft allein im Haus. Außerdem hielt es Sebastian für seine Pflicht, Justin von seinen Plänen in Kenntnis zu s etzen, bevor dieser in der morgigen Klatschpresse darüber lesen würde.
    Doch sein j üngerer Bruder war nicht im White. Allerdings fand Sebastian dessen Freund Gideon dort vor. Und Gideon, der wie immer zu viel getrunken hatte, klärte ihn darüber auf, dass er Justin eben noch gesehen hatte ...
    In einer Spielhölle in St. Giles.
    Dies erklärte das halsbrecherische Tempo der Kutsche.
    Sebastian konnte hören, wie Jimmy, der Kutscher, die Pferde antrieb. Was für einen leichtsinnigen Bruder er hatte!, kam ihm wieder einmal in den Sinn. Es gab Zeiten, da hatte Sebastian das Gefühl, Justin würde sich für nichts und niemanden interessieren. Was um alles in der Welt dachte er sich dabei, eine solche Spelunke aufzusuchen? Aber so war sein Bruder nun einmal, dachte der Marquess wütend. Justin trachtete in seinem Leben nach drei Dingen - Glücksspiel, Frauen und Alkohol. Was Gideon betraf... nun ja, sie waren beide Lebemänner, und Sebastian wusste nicht genau, welcher von ihnen der größere Wüstling war!
    Unter anderen Umständen hätte Sebastian niemals gewagt, sich mitten ins Herz von St. Giles zu begeben, der Geißel der Menschheit voller Taschendiebe, Betrüger ... und Schlimmerem. Es schien, als könne man heutzutage keine Londoner Straße hinabspazieren, ohne Gefahr zu laufen, ausgeraubt zu werden. In einer Gegend wie dieser setzte man j edoch nicht nur seine Geldbörse aufs Spiel, sondern sein Leben ...
    Sebastians Gesichtszüge verdüsterten sich. Es war kein Zufall, dass er Thurston Hall dem staubigen London vorzog.
    Die Kutsche machte eine scharfe Biegung, und Sebastian musste sich in die Kurve legen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im nächsten Augenblick machte der Wagen einen Bogen und kam plötzlich zum Stillstand. Sebastian wurde so hart gegen den Sitz zurückgeworfen, dass er sich beinahe den Kopf verletzt hätte.
    Er strich sich die Kleider zurecht und stieß die Tür auf.
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