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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung
Autoren: Samantha James
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entschlossen denn je zuvor ...
    Eines Tages würde sie einen Ausweg aus St. Giles finden. Irgendeinen Aus weg ...
    Dieses Versprechen hatte sie sich vor langer Zeit gegeben. Ein Versprechen, das sie unter keinen Umständen brechen wollte.
    Wie sie dies allerdings bewerkstelligen Sollte, war eine andere Sache, denn Phillips Worte klangen immer noch in ihrem Kopf nach. Es hatte sie große Überwindung gekostet, ihren Stolz hinunterzuschlucken und ihn anzuflehen. Wenn er ihr nur etwas mehr Zeit gewährte, um die Miete aufzutreiben ...
    »Auf keinen Fall!«, hatte er geknurrt. »Du zahlst, Fräulein, oder du wirst auf die Straße gesetzt! «
    Sein aufbrausender Ärger ließ keinen Zweifel darüber offen, dass er meinte, was er sagte.
    Welch ein Gauner, dachte sie düster. Sie verachtete ihn schon seit Jahren aus tiefster Seele, denn er hatte ihre Mutter immer unverschämt und grob behandelt. Doch so sehr sie Phillips zum Teufel schicken wollte, würde es ihre eigenen Schwierigkeiten nicht lösen.
    Allein Geld könnte dies.
    Während sie weiter in Richtung St. Martin's Lane schritt, dachte sie über die kostbaren Münzen nach, die sie in der linken Tasche ihres Kleides aufbewahrt hatte. Heute war ihr Lohn ausbezahlt worden. Noch vor einer Woche war sie so sicher gewesen, dass sie ein weiteres Kleid kaufen könnte, und sich somit ihre Aussichten auf eine bessere Anstellung erhöhen würden. Aber nun musste sie j eden Penny ihres Lohns für die Miete aufbringen ... wenn nicht sogar noch mehr.
    Ein Schauder überlief sie, der nichts mit der kühlen Nachtluft zu tun hatte. Großer Gott, was wäre, wenn Phillips sie tatsächlich hinauswerfen würde?
    Als sie um die nächste Straßenecke bog, gelang es ihr, die Furcht zu unterdrücken, die sich in ihrem Innersten ausgebreitet hatte. Stattdessen betrachtete sie aufmerksam die Umgebung. Es war still, so still, wie es nur in diesem Teil Londons sein konnte. Dunkelheit hatte die Dächer eingehüllt. Tagsüber drängelten Pferde und Kutschen um einen Platz in den engen Gassen, und das Rufen der Geschäftsleute, die sich trotz des regen Treibens bemerkbar machen wollten, füllte die Luft.
    Ihr Umhang flatterte um ihre zierlichen Knöchel, als sie so rasch wie möglich nach Hause eilte - keine leichte Aufgabe angesichts ihres schwellenden Leibes. Einmal verlor sie auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster die Balance, doch es gelang ihr gerade noch rechtzeitig, sich wieder zu fangen. Dabei ließ sie ihren Blick schweifen. Niemand war in der Nähe.
    »Deiner Zwangslage wäre beizukommen, wenn du ab und zu einen der Gäste ins Hinterzimmer begleiten würdest«, hatte Bridget heute festgestellt. »So verdiene ich mir den einen oder anderen Shilling hinzu, wenn ich in Geldnöten bin. «
    Die Leichtfertigkeit, mit der sie ihr diese Belehrung erteilt hatte, war bestürzend. Obwohl Devon wusste, dass Bridget es gut mit ihr meinte, würde sie ihren Rat natürlich nicht annehmen. Sie weigerte sich, ihren Lebensunterhalt auf dem Rücken zu verdienen!
    Ein weiteres Versprechen, das sie sich gegeben hatte.
    Als sie ihren Umhang fester um ihre Leibesmitte schlang, fiel ihr Blick auf die nächste Straßenecke. Die Straßen von St. Giles waren gefährlich und unbarmherzig -wahrlich kein Platz für eine Dame.
    Besonders nachts.
    Natürlich war sie keine wirkliche Dame, nicht so wie Mama. Obwohl ihre Mutter seit Devons Geburt als Näherin gearbeitet hatte, wusste Devon, dass sie davor als Gouvernante angestellt gewesen war.
    Aber die Gesellschaft, dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit, vergab einer unverheirateten Frau kein Kind an der Brust und hatte ihre Mutter in die Armut getrieben.
    Unbewusst fuhr sie mit der Hand in die Tasche ihres Kleides. Warme Fingerspitzen streiften kaltes Metall. Sie tastete nach dem Kreuz. Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf... Als ihre Mutter den letzten Atemzug getan hatte, hatte Devon die Halskette aus deren Tasche ... in ihre eigene gleiten lassen. Der Verschluss war kaputt, weshalb ihre Mutter das Schmuckstück nicht mehr tragen konnte.
    Devon hatte ihn aus Versehen beschädigt.
    Zweimal in ihrem Leben hatte sie ihre Mutter zum Weinen gebracht. Sie hatte bittere Tränen vergossen, als Devon die Kette beschädigt hatte, und die Erinnerung daran rief noch immer einen stechenden Schmerz in ihrer Brust hervor. Devon wusste weder etwas über den Wert des Schmuckstücks noch hätte dieses Wissen einen Unterschied gemacht. Die Halskette war der kostbarste Besitz ihrer
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